Reorganisierung des IS unter MIT-Schirmherrschaft

Die Hinweise verdichten sich, dass sich das neue Oberhaupt des IS-Terrornetzwerks, Amir Mohammed Abdul Rahman al-Mawli al-Salbi, unter Kontrolle des türkischen Geheimdienst MIT in Ankara befindet.

Bereits vor wenigen Wochen berichtete ein von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) gefangener Vertrauter des neuen IS-Chefs, Amir Mohammed Abdul Rahman al-Mawli al-Salbi halte sich in der Türkei auf. Vergangenen Oktober war der selbsternannte Kalif des sogenannten „Islamischen Staats“ (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, in der türkischen Besatzungszone Idlib im Nordwesten Syriens bei einer gemeinsamen Operation der USA und den QSD getötet worden. Al-Salbi, der Nachfolger Baghdadis, stammt aus der irakisch-syrischen Grenzstadt Tel Afar und ist der Bruder von Adel al-Salbi, dem Vertreter der „Irakischen Turkmenenfront“, die durch den türkischen Geheimdienst MIT gegründet wurde und Erdoğans Einfluss im Irak sichert.

Nach vorliegenden Informationen soll sich al-Salbi unter Kontrolle des MIT zunächst in der nordkurdischen Stadt Dîlok (Antep) aufgehalten haben. Die Region liegt an der syrischen Grenze. Aktuell befinde er sich in der türkischen Hauptstadt Ankara, wo er mit der Reorganisierung des IS beschäftigt sei. Offenbar bereitet al-Salbi die Eröffnung einer neuen Front im Irak vor. Vertrauenswürdige Quellen von ANF bestätigen diesen Verdacht.

Seit über einem Jahr ununterbrochen in der Türkei

Beim IS ist al-Salbi unter den Alias-Namen Abdullah Qardash und Hadschi Abdullah bekannt. Bereits Anfang 2017 soll er über Idlib in die Türkei gereist sein. Aufgrund massiver ideologisch-dogmatischer Differenzen innerhalb der Dschihadistenmiliz berief Baghdadi Ende 2017 eine Konferenz für die höchsten Befehlshaber ein, an der auch al-Salbi teilnahm. Die Zusammenkunft fand in den damals vom IS kontrollierten Gebieten in Deir ez-Zor teil. Danach reiste al-Salbi wieder über Idlib in die Türkei.

Mittlerweile befindet sich al-Salbi seit einem Jahr ununterbrochen in der Türkei. Nach unseren Recherchen hält er sich in den Hauptquartieren des türkischen Geheimdienstes in Ankara und Dîlok auf und führt unter MIT-Kontrolle Treffen mit IS-Vertrauten durch. So arbeitet er an der Reorganisierung der Terrororganisation.

Versammlung am 15. November in Dîlok

Mitte November fand in Dîlok eine von al-Salbi arrangierte Versammlung von dreizehn hochrangigen IS-Funktionären aus der Türkei, dem Irak und Syrien statt. Einige der Entscheidungen, die auf diesem unter dem wachenden Auge des MIT stattfindenden Treffen vereinbart worden sein sollen, lauten:

* Die Planung von geheimen Zellen des IS und anderer von der Türkei unterstützter Milizen für Anschläge gegen Syriens progressive und demokratische Kräfte, die Zivilbevölkerung, das Regime, aber vor allem die QSD.

* Die Entsendung von IS-Einheiten in den irakischen Teil der Dschazira. Das Gebiet erstreckt sich von Salah ad-Din über Mosul und Ninowa bis Anbar und besteht zum Großteil aus Wüste. Die Region macht etwa ein Viertel des Irak aus. Die Einheiten sollen aus Dschihadisten aus Syrien und der Türkei, aber auch aus „Muhadschirun“ (Auswanderer) aus Europa bestehen.

Gemeinsame Operationen mit der Türkei

Al-Salbi und seine Entourage führen nach vorliegenden Informationen eine akribische Planung und Abstimmung mit dem MIT durch. So lassen sie nutzlose IS-Mitglieder, Personen, die sich vom IS trennen wollen oder mit dem „Kalifen“ nicht zufrieden sind, von der türkischen Polizei festnehmen und inhaftieren. Ein Beispiel für diese Koordination stellte die „Anti-IS-Operation“ im Oktober 2019 dar, bei der insgesamt 100 Personen festgenommen wurden. Auf diese Weise beseitigt al-Salbi Widersprüche innerhalb des IS und die Türkei kann sich als aktives Land gegen den IS präsentieren.