Hunderte demonstrieren gegen Erdoğan in Berlin

Hunderte Menschen sind in Berlin gegen die Erdoğan-Regierung und für die Freilassung der politischen Gefangenen auf die Straße gegangen. Aufgerufen hatte die Berliner Plattform für Demokratie in der Türkei.

Für die Freilassung politischer Gefangener

Über tausend Menschen haben am Sonntag in Berlin für die Freilassung der politischen Gefangenen in der Türkei und gegen die Regierung von Recep Tayyip Erdoğan demonstriert. Organisiert wurde der Protest von der „Berliner Plattform für Demokratie in der Türkei“, einem Zusammenschluss zahlreicher Initiativen und zivilgesellschaftlicher Organisationen. Ziel der Aktion war es, auf die zunehmenden Repressionen gegen die Opposition in der Türkei aufmerksam zu machen und ein Zeichen der Solidarität mit den politischen Gefangenen zu setzen.

Die Teilnehmenden versammelten sich zunächst am Neptunbrunnen auf dem Alexanderplatz zu einer Kundgebung, bevor sie in einem lautstarken Demonstrationszug zum Bundestag zogen. Während des Marsches wurden immer wieder Parolen wie „Diktator Erdoğan“, „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit), „Bijî berxwedana zindanan“ (Es lebe der Widerstand in den Gefängnissen) und „Hoch die Geschwisterlichkeit der Völker“ skandiert.


Viele Menschen brachten Fahnen oder Plakate mit. Auf dem Fronttransparent war „Wir verurteilen den Putsch gegen die gesamte Opposition in der Türkei!“ zu lesen. Unterstützung erhielten die Protestierenden von Berliner Politiker:innen, darunter der SPD-Landesvizin Sinem Taşan-Funke, der Grünen-Fraktionschefin Bettina Jarasch und dem Linken-Landesvorsitzenden Maximilian Schirmer. Auch der Historiker Nick Brauns war vor Ort. In Redebeiträgen betonten sie die Bedeutung demokratischer Solidarität über Ländergrenzen hinweg und forderten ein Ende der willkürlichen Inhaftierungen in der Türkei.

In einer Erklärung der Berliner Demokratie-Plattform hieß es: „Grüße an alle, die sich in der Türkei nach Demokratie, Gleichheit, Freiheit, Recht und Gerechtigkeit sehnen! Unser Widerstand gegen das Ein-Mann-Regime, gegen Repressionen, Zwangsverwalter, Inhaftierungen und antidemokratische Eingriffe eint die Menschen – ob Türk:innen oder Kurd:innen, ob Alevit:innen oder Sunnit:innen – im gemeinsamen Kampf für eine bessere Zukunft.“

Besonders scharf kritisiert wurde die Festnahme und anschließende Inhaftierung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoğlu sowie die Annullierung seines Hochschulabschlusses, was als „Putschversuch“ bezeichnet wurde. Vor diesem Hintergrund sei die Gründung der Berliner Demokratie-Plattform erfolgt, um die Stimmen von zu Unrecht inhaftierten Persönlichkeiten wie Selahattin Demirtaş, Figen Yüksekdağ, Can Atalay, Osman Kavala und vielen weiteren politisch Verfolgten hörbar zu machen.

Der autoritäre Kurs der türkischen Regierung unter Präsident Erdoğan wurde deutlich verurteilt: „Seit über 22 Jahren lastet ein autoritärer Schatten auf der Türkei. Die Gesellschaft wird entlang von Religion, Sprache, ethnischer Zugehörigkeit und Ideologie gespalten. Das von der AKP geschaffene System missbraucht die Justiz, lähmt die Wirtschaft und erstickt kulturelle Vielfalt. Wir stellen uns dieser Entwicklung entschlossen entgegen.“