Factsheet: Warum gibt es einen Hungerstreik?

Seit Monaten sind Kurdinnen und Kurden im Hungerstreik. Das Öffentlichkeitsbüro Civaka Azad hat ein Factsheet zu den Hintergründen der Aktion mit Handlungsvorschlägen für die Zivilgesellschaft und Politik veröffentlicht.

Seit dem 7. November befindet sich die kurdische Politikerin Leyla Güven im Hungerstreik. Tausende politische Gefangene in der Türkei haben sich diesem Hungerstreik angeschlossen. Auch in Europa befinden sich dutzende Aktivistinnen und Aktivisten zum Teil seit fast 100 Tagen im Hungerstreik. Sie alle vereint die Forderung nach einem Ende der Isolationshaft des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan.

Das kurdische Büro für Öffentlichkeitsarbeit (Civaka Azad) macht in einer aktuellen Erklärung darauf aufmerksam, dass sich zahlreiche Hungerstreikende mittlerweile in einem sehr kritischen Gesundheitszustand befinden, jedoch weiterhin Schweigen zu der Situation der Hungerstreikenden und ihren Forderungen herrscht. Civaka Azad führt aus diesem Grund bis einschließlich Freitag eine Informationswoche durch, in deren Rahmen Hintergrundberichte, Stimmen aus der Zivilgesellschaft und aktuelle Entwicklungen zum laufenden Hungerstreik der interessierten Öffentlichkeit bereit gestellt werden sollen:

„In dieser Woche werden wir täglich Pressemails mit den aktuellen Meldungen zum Hungerstreik an Sie senden. Wir werden per Mail und telefonisch an Politikerinnen und Politiker auf Landes- und Bundesebene herantreten, um Sie dazu zu bewegen, zu diesem Thema aktiv zu werden. Wir werden den Kontakt zu der hiesigen Zivilgesellschaft und Kirchen suchen, um mit ihnen über die Situation der Hungerstreikenden sprechen. Und wir werden über unsere Social Media-Kanäle vielseitig über den Hungerstreik informieren.

Warum wir uns zu diesem Schritt entschieden haben? Das allgemeine Schweigen und die Untätigkeit im Fall der Hungerstreikenden haben tödliche Folgen. Um der Forderung der Hungerstreikenden „Nachdruck zu verleihen“, beendeten innerhalb einer Woche die politischen Gefangenen Zülküf Gezen, Ayten Beçet und Zehra Sağlam aus Protest gegen die anhaltenden Haftbedingungen auf Imrali ihr Leben. Vor wenigen Tagen erlag auch der kurdische Aktivist Uğur Şakar seinen schweren Verletzungen, die er sich Ende Februar bei seiner Selbstverbrennung vor dem Gebäude des Krefelder Gerichts hinzugezogen hatte. Wir möchten daher einen Beitrag dazu zu leisten, dass dieses Schweigen durchbrochen wird. Wir sind fest davon überzeugt, dass internationale Aufmerksamkeit und politischer Druck die türkische Regierung dazu bewegen können, ihre ignorante Haltung gegenüber den Forderungen der Hungerstreikenden aufzugeben. Natürlich hoffen wir mit unserer Öffentlichkeitsarbeitskampagne auch, dass wir in den Medien und in der Politik Menschen erreichen, die sich diesem Thema annehmen und mit Berichten, Statements oder Erklärungen Sensibilität für dieses Thema schaffen. Unser Minimalziel ist, dass keiner der politisch Verantwortlichen in Deutschland letzten Endes sagen kann, er oder sie habe nichts von dem Hungerstreik der kurdischen Aktivistinnen und Aktivisten gewusst.“

Civaka Azad hat aus diesem Grund ein Factsheet mit den wichtigsten Informationen zum Hungerstreik und Handlungsvorschlägen für die Zivilgesellschaft und Politik erstellt.