Die Basen des IS in der Türkei
93 Prozent der IS-Mitglieder in Syrien sollen über die Türkei eingereist sein, behauptet eine Studie der amerikanischen Militärakademie.
93 Prozent der IS-Mitglieder in Syrien sollen über die Türkei eingereist sein, behauptet eine Studie der amerikanischen Militärakademie.
Laut einer Studie der amerikanischen Militärakademie sind 93 Prozent der IS-Mitglieder in Syrien über die Türkei eingereist. Es heißt in der Studie, dass der IS in etlichen Städten des Landes militärische Hauptquartiere und Zentren eröffnet und seine Rekrutierungs- und Organisierungsaktivitäten in der Türkei frei ausübte. Die dort ausgebildeten Dschihadisten seien durch das Grenzgebiet, vor allem über Iskenderun, El Raiî, Atme, Cerablus und Gîre Sipî nach Syrien geschickt worden. Auf der anderen Seite gibt es viele Krankenhäuser in der Türkei, welche die in Syrien verletzten IS-Angehörigen behandeln. Das zeigt, dass die Türkei eines der wichtigsten Plattformen des IS darstellt.
Wir hatten zuvor die Berichte der Nachrichtenagentur ANHA veröffentlich, in denen IS-Gefangene bei den Demokratischen Kräften Syriens über die Beziehungen des IS zur Türkei berichten (siehe hier). Nun hat ANHA eine Zusammenfassung der Fakten und Berichte zur Zusammenarbeit des IS mit der Türkei veröffentlicht und mit den Darstellungen aus den Gesprächen mit IS-Gefangenen verglichen.
Der Schriftsteller und Forscher Aaron Stein veröffentlichte einen langen Artikel unter dem Titel „Das Netzwerk des IS in der Türkei" zu diesem Thema. Vieles aus dem Artikel erinnert an die Aussagen der IS-Gefangenen bei den Demokratischen Kräften Syriens (QSD). In diesem Artikel wurden die Beziehungen zwischen der Regierung Erdoğans und dem IS in vielerlei Hinsicht ausführlich dargestellt.
Aaron Stein, berichtet, dass die Wege, welche die Türkei zur Unterstützung des IS genutzt habe, zur Unterstützung von Al-Qaida während des Irak-Krieges verwendet wurden und dass diese Wege nun auch zur Unterstützung von Jabhat al Nusra und Ahrar al Şam genutzt werden.
Der deutsche Fernsehsender ARD berichtete gestützt auf Geheimdienstberichte, Zeugenaussagen und Aussagen von Anwälten ebenfalls über die Beziehungen des IS zur Türkei. Es wurde berichtet, dass sich in Antep ein militärisches Hauptquartier des IS befindet, in dem die Kämpfer ausgebildet werden und dann nach Syrien und in den Irak geschickt würden. In diesem Zusammenhang wurde die Türkei als zentrale Plattform des IS bewertet. Der türkische Anwalt Mehmet Erdem erklärte gegenüber ARD, „Der türkische Staat tut alles dafür, um den IS zu unterstützen“ und stellte einige Dokumente und Personen in diesem Zusammenhang vor.
Die IS-Hauptquartiere in der Türkei
Immer wieder tauchen in Studien, Nachrichten, Geheimdienstberichte und Aussagen von gefangenen Dschihadisten über die Existenz von IS-Hauptquartieren in der Türkei auf. In dem Dossier von ANHA werden folgende Strukturen herausgearbeitet.
Adiyaman
In Adiyaman gibt es ein Safe-House des IS, das seine Aktivitäten offen zur Schau stellt und der Bevölkerung in der Region gut bekannt ist. Dieses Safe-House wird von Ahmet Korkmaz geleitet. Die dortige IS-Zelle ist verantwortlich für die Explosionen in Amed und Pirsûs. Die Mitglieder der Zelle geben sich als Mitarbeiter der dem AKP-Regime nahestehenden Hilfsorganisation IHH und reisen so in Syrien ein und aus. Die IHH hat enge Beziehungen zum Geheimdienst MIT und finanziert gleichzeitig die Dschihadisten.
Istanbul
In İstanbul befinden sich in Zeytinburnu, Gazi Osmanpaşa, Bayrampaşa, Topkapı, Güngören und Sultanbeyli Zentren des IS. Die Dschihadisten gehen in diesen Zentren offen ein und aus. Istanbul wird auch als die Stadt bezeichnet, in der die Dschihadisten, die aus dem Ausland kommen, empfangen werden. Die Dschihadisten, die in diesen Zentren untergebracht werden, werden dann nach Syrien, Libyen oder in den Irak geschickt. In diesen Zentren wird sich außerdem um in den genannten Ländern verletzte Dschihadisten gekümmert.
Konya
In Konya gibt es viele kleine Zentren, die zum IS gehören. Diese Zentren werden von einem Dschihadisten namens Mustafa Gounez geleitet. Einige der IS-Kämpfer, die von QSD gefangen genommen wurden, berichteten auch, dass sie Ihre Ausbildung in Konya erhielten.
Es gibt auch Hauptquartiere des IS in den Regionen Uludağ, Polo und Tekirdağ. Die AKP-Bürgermeister dieser Regionen sind sich dieser IS-Zentren bewusst. Diese Hauptquartiere befinden sich direkt vor ihren Augen. Der Versorgung dieser Zentren mit Lebensmitteln, Kleidung und sonstigem Bedarf wird von mit der AKP-verbundenen Organisationen und den Stadtverwaltungen abgedeckt.
Ankara, Adana, Izmir und Sakarya
In Sakarya in der Pamukova Region und in Izmir, Adana und Ankara befinden sich militärische Hauptquartiere des IS. Dort werden die Dschihadisten unter dem Namen „islamisches Kalifat" organisiert und nach Syrien geschickt.
Antep und Riha (Urfa)
Diese beiden Städte im syrischen Grenzgebiet sind die besonders wichtigen Bereiche, in denen der türkische Staat die Dschihadisten unterstützt. In den zwei Städten, stehen Hotels, Krankenhäuser und Geschäfte, sowie einzelne Unternehmen im Dienst des IS. Da diese beiden Städte an der Grenze liegen, konnte der türkische Staat die Dschihadisten leicht nach Cerablus, Azaz, Bab, Raiî, Minbic und Girê Spî bringen.
Alle militärischen Hauptquartiere und Zentren des IS führen ihre Arbeit unter der Aufsicht türkischer Geheimdienste durch. Die meisten dieser Hauptquartiere wurden als Moscheen gebaut, und einige von ihnen verfügen über große Flächen und Gebäude.
Türkische Institutionen, die den IS unterstützen
- Der Kayseri Al-Badr Jugendverband: Er sammelt junge Menschen und sorgt für ihren Beitritt zum IS und Al-Nusra.
- Verein der Enkel der Osmanen: Vorsitz Issa Otşoncu: Der Verein lässt dem IS Gelder zukommen.
- Toplumsal Dayanışma Derneği: Der Verband der sozialen Solidarität von Halil Ibrahim Yilmaz, der bekannt ist für seine Nähe zum ehemaligen Innenminister Efkan Ala, schickt dem IS Kämpfer
- Osmanli Ocakları: Verein rekrutiert sowohl für den IS und führt Propaganda Aktivitäten aus.
- Der Jugendverein von Istanbul Fatih zur Drogenbekämpfung
- IHH – Stiftung für humanitäre Hilfe: Die von Geheimdienst organisierte Stiftung stellt sich als Hilfsorganisation dar. Sie leistet in Syrien Unterstützung für den IS und Jabhat al Nusra mit Waffen und Logistik.
- Zwei Sicherheitsunternehmen, Nitromak und Metchem, deren Namen auf der schwarzen Liste der UN befinden, unterstützen den IS und liefern Waffen an Al-Nusra.
- SADAT Sicherheitsfirma: Diese Firma wurde von 64 pensionierten Soldaten gegründet. Ihr Vorsitzender ist Adnan Tanrıverdi. Das Unternehmen unterstützt die Dschihadisten in Syrien und Libyen. Die Firma schickte Waffen an Dschihadisten, trainierte Hunderte von Mitgliedern des IS in der Reparatur militärischer Fahrzeuge und Ausrüstung.
- Die El-Xîlafê Druckerei und Verlag, das El-Qestentîniê Magazin, El-Heyat Presse Assoziation betreiben für den IS Propagandaç
Krankenhäuser im Dienste des IS
- Das „sunnitische Zentrum" im Başakşehir Bezirk Istanbuls.
- Das Erdoğans Ehefrau Emine Erdoğan gehörende Krankenhaus „Medical Park“ und „Medical Park international“
- Alle staatlichen Krankenhäuser in Antep und Urfa.