YJA-Star-Kämpferin Cûdî: Ich war auch Peschmerga

Die YJA-Star-Guerillakämpferin Dîrok Cûdî war früher bei den Peschmerga. Sie beschreibt die südkurdische Regierungspartei PDK als frauenverachtend und ruft zum Anschluss an die Guerilla auf.

Die YJA-Star-Kämpferin Dîrok Cûdî trat im Jahr 2017 im nordostsyrischen Qamişlo der PKK bei. Sie stammt aus einer PDK-nahen Familie und war zunächst bei den Peschmerga in Südkurdistan. Nach ihrer Ausbildung geriet sie jedoch immer mehr in Widerspruch zur Vorstellungswelt der PDK. Im Gespräch mit ANF äußert sie sich zu den Hintergründen.

„Meine Familie unterstützt die PDK. Da ich in einer solchen Familie aufgewachsen bin, empfand ich selbst große Sympathie für sie. Mein älterer Bruder arbeitet dort immer noch als hochrangiger Peschmerga. Insbesondere die Haltung meines Großvaters und meiner Mutter gegenüber der PDK hat uns als Kinder stark beeinflusst. Ich glaubte, sie kämpfen für Kurdistan und unser Volk. Ich dachte, sie würden dafür kämpfen, die Kurden zu schützen, und verstand unsere Verbundenheit mit der PDK als Patriotismus. Da ich die PDK zu kennen glaubte, entschloss ich mich 2014, Peschmerga zu werden, um dem kurdischen Volk nutzen zu können.

Nach der Ausbildung zurück nach Rojava

Also ging ich, um als Peschmerga ausgebildet zu werden, nach Südkurdistan. Meine Familie wollte auch, dass ich Peschmerga werde. Ich begann die Ausbildung mit großer Freude und einem patriotischen Gefühl. Da ich dachte, dass das kurdische Volk in Südkurdistan frei sei, glaubte ich, dass die PDK auch nach Rojava kommen könnte und mit ihrem System das kurdische Volk befreien würde. Nachdem ich meine Ausbildung zur Peschmerga im Jahr 2014 abgeschlossen hatte, ging ich zurück nach Rojava. Während dieser Ausbildung habe ich die PDK jedoch besser kennengelernt. Die Peschmerga betrachten Frauen als minderwertig. Sie vertraten die Haltung, dass Frauen in der politischen Arbeit aktiv sein könnten, aber niemals im militärischen Bereich. Das rief bei mir Widerstand hervor. Obwohl wir als Frauen so viel arbeiten, wird überall unsere Arbeit in den Schatten der Männer gestellt. Ihr Blick auf Frauen war sehr reaktionär. Ihrer Meinung nach muss die Frau Hausarbeit machen und Kinder aufziehen. Sie hat keinen Platz in einer militärischen Einheit.“

Ich habe begriffen, dass die PKK eine Menschheitsbewegung ist“

Mit der Revolution von Rojava lernt Dîrok Cûdî immer mehr auch eine andere Frauenrolle kennen: „Ich habe die Realität der Bevölkerung gesehen, die nach dem Paradigma von Abdullah Öcalan kämpft und lebt, und ich habe gemerkt, wie sehr sich das von der PDK unterscheidet. Die PDK stellt sich zwar als kurdische Partei dar, kollaboriert aber mit der kurdenfeindlichsten Kraft die es gibt, der Türkei. Die Haltung der PDK ist am Staat orientiert. Sie kann keine Völker, ja kann nicht einmal die Kurden befreien. Dem Anschein nach wird Südkurdistan von der PDK und der YNK beherrscht, aber eigentlich befindet sich die Region unter Besatzung durch die imperialistischen Mächte. Südkurdistan hat reichhaltige natürliche Ressourcen, aber die Menschen haben heute nichts mehr zu essen. Viele sind arbeitslos und deswegen sind sie gezwungen, nach Europa aufzubrechen. Die Besatzung Südkurdistans durch türkische Truppen wird von der PDK-Regierung vollständig ausgeblendet. Während der Ausbildung wurde die ganze Zeit versucht, uns gegen die PKK aufzuhetzen. Uns wurde erklärt, der einzige Grund für die Invasion in Südkurdistan sei die PKK. Nachdem ich die Ideen von Abdullah Öcalan kennengelernt hatte, beschäftigte ich mich auch mit der von ihm geschaffenen Bewegung, der PKK. Was ich in meiner Beschäftigung mit der PKK verstanden hatte, war, dass es sich bei der PKK nicht nur um eine kurdische Bewegung, sondern um eine Menschheitsbewegung handelt. Um die PKK noch besser kennenzulernen, entschloss ich mich 2017 in die Berge Kurdistans zu gehen.

Jeder der Freiheit will, sollte den Weg in die kurdischen Berge suchen“

Ich las in den Verteidigungsschriften Öcalans über die Werte der Göttinnenkultur. Ich habe gesehen, wie sich in Person der Frauenguerillakämpferinnen, in ihrem Freiheitskampf in den Bergen, in der Natur, das Göttliche der Frau konkretisiert hat. Ich habe mich immer wieder selbst gefragt, wie kann ich eine apoistische Frau werden? Wenn ich von apoistischen Frauen sprach, dann meinte ich eine Frauenpersönlichkeit, die ihr Land in den Händen trägt. Das, was ich in den Bergen am besten verstanden habe, ist, dass die PKK eine Bewegung ist, welche Antwort auf Persönlichkeitsfragen in jeder Hinsicht bietet. In den Bergen verstand ich das Wesen der Frau viel besser.

Wenn jemand das Wesen der PKK kennenlernen will, dann sollte er oder sie sich auf den Weg in die freien Berge Kurdistans machen. Das kapitalistische System hat den Menschen heute kein lebenswürdiges Leben mehr zu bieten. Deswegen sollten wirklich alle, die für Freiheit eintreten und auch für die Freiheit der Völker sorgen wollen, ihren Weg in die kurdischen Berge suchen.“