Die Plattform Wir werden Frauenmorde stoppen (tr. Kadın Cinayetlerini Durduracağız Platformu) soll in der Türkei verboten werden. Wie der vor zwölf Jahren von Familienangehörigen von Femizidopfern und Frauen aus verschiedenen Parteien und anderen Organisationen gegründete Verein mitteilt, ist ein Auflösungsverfahren eingeleitet worden, weil die Tätigkeit der Plattform nach Ansicht der Behörden gegen „Gesetz und Moral“ verstößt.
Der Verein leistet Öffentlichkeitsarbeit gegen Feminizid und veröffentlicht regelmäßig Statistiken und Hintergrundinformationen über Frauenmorde in der Türkei. Von Gewalt betroffene Frauen werden bei Prozessen begleitet, gleichzeitig wird für ihre Sicherheit gesorgt. Die Plattform versucht auch, als Nebenklägerin zugelassen zu werden. In vielen Verfahren ist dies auch gelungen. In nicht aufgeklärten oder als „Selbstmord“ bezeichneten Fällen leistet die Plattform aktive Aufklärungshilfe. Ziel ist es, im Sinne der Frauen ein Umdenken bei den Gerichten und somit Präzedenzfälle zu schaffen. Sehr präsent war die Plattform auch im Kampf für den Erhalt der Istanbul-Konvention, die per Präsidialdekret im vergangenen Jahr annulliert wurde.
„Wir stoppen nicht bevor die Frauenmorde gestoppt werden“
Die Plattform erklärt zu dem Verbotsverfahren: „Frauen lassen sich nicht zum Schweigen bringen und der Frauenkampf kann nicht gestoppt werden.“ Das Verfahren richte sich nicht nur gegen den Verein, sondern sei ein Angriff auf die gesamte demokratische Öffentlichkeit: „Die versuchte Einschüchterung der Kämpfenden durch eine Regierung, die sich von der Istanbul-Konvention zurückgezogen hat und damit Frauen und LGBTİQ+ mit der Gewalt allein lässt, findet nicht unabhängig von der allgemeinen Rechtlosigkeit im Land statt. Niemand sollte davon ausgehen, dass wir uns an diese Rechtlosigkeit gewöhnen werden. Wir werden sie nicht normalisieren und legitimieren. Wir teilen ein weiteres Mal mit, dass wir nicht stoppen werden, bis die Frauenmorde gestoppt werden.“ Der Verein ruft zur Solidarität auf.