WDR-Berlin: Vereint im Kampf um Befreiung

Das Berliner Komitee von Women Defend Rojava ruft zur internationalistischen Demonstration „United in Resistance – Gemeinsam gegen Krieg und Faschismus“ am 4. April in der Bundeshauptstadt auf.

Am 4. April wird es in Berlin unter dem Motto „Wir feiern die kurdische Freiheitsbewegung! United in Resistance – Gemeinsam gegen Krieg und Faschismus“ eine internationalistische Demonstration geben. Auftakt ist um 17 Uhr auf dem Boxhagener Platz. Das Berliner Komitee von Women Defend Rojava ruft zur Teilnahme auf:

Vereint im Kampf um Befreiung - Feministinnen für die Freiheit von Abdullah Öcalan

Der 4. April ist kein gewöhnlicher Tag, denn an diesem Tag wurde 1949 der Philosoph und Vordenker Abdullah Öcalan geboren. Wir nehmen diesen Tag zum Anlass, um für Abdullah Öcalan, die Verteidigung der Frauenrevolution und gegen die Angriffe des kapitalistischen Systems auf die Straßen zu gehen. Aber vor allem, um uns in unserer Vielfalt zu vereinen.

An diesem Tag werden wir einen Baum des Widerstands und Lebens pflanzen, denn dieser Tag gilt als die Hoffnung auf Freiheit.

Warum ist Öcalans Freiheit für uns Frauen bedeutend?

Vor allem in Deutschland stoßen wir auf Widerstand, wenn sich Frauen, Nicht-Binäre, Inter- und Trans-Personen auf den Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung beziehen. Widerstand, der aus einer eurozentristischen Perspektive entsteht und von einer bloßen Reduzierung auf ein biologisches Geschlecht zeugt. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, diese Mentalität aufzubrechen und die Bedeutung von Abdullah Öcalan in die Gesellschaft zu tragen.

Wir müssen verstehen, dass es die Frauenrevolution ohne Abdullah Öcalan nicht geben würde. Er schuf die Grundlagen für ein Paradigma, welches auf Frauenbefreiung, Basisdemokratie und einer ökologischen Gesellschaft basiert. Solidarität mit Rojava funktioniert nur mit der Solidarität mit Öcalan und der PKK. Vor allem muss verstanden werden, dass Öcalan ein Philosoph und Revolutionär unserer Zeit ist, dem es mit Respekt zu begegnen gilt.

Die Herangehensweise von Öcalan zeigt seine Vielfältigkeit und seine analytischen Fähigkeiten. Sein Kampf basiert auf der Analyse der Gesellschaft und ihrer Geschichte. Ein zentraler Punkt seiner Erkenntnisse war, dass den Frauen innerhalb der Gesellschaft kein Vertrauen entgegen gebracht wurde, dass sie die ersten kolonialisierten Menschen der Geschichte waren und alle weiteren Unterdrückungsformen auf der des Patriarchats aufbauen. Er war derjenige, der den Frauen das Vertrauen entgegenbrachte und ihnen damit eine Selbstorganisierung ermöglichte. In seiner These „Die Männlichkeit töten“ geht es um die Veränderung der herrschenden Mentalität, egal welches Geschlecht eine Person hat. Denn wir alle tragen die patriarchalen Verhaltensweisen in uns. Sie sind in unserer Gesellschaft und damit auch in uns tief verwurzelt.

Gegen diese gilt es zu kämpfen, denn unsere Persönlichkeiten sind ein Spiegel der Gesellschaft und nur unser Handeln und unsere Persönlichkeitsentwicklungen werden die Gesellschaft verändern und zur Freiheit führen. An dieser Stelle wollen wir an das Ziel unserer Freundin Sarah Handelmann erinnern, welche im April 2019 durch einen Luftangriff des türkischen Staates ermordet wurde. Sie sagte: „Mit einer neuen Persönlichkeit wird auch eine neue Gesellschaft erschaffen. Ich sehe im Aufbau einer neuen Persönlichkeit den wichtigsten Schritt, denn das kapitalistische System hat einen enormen Einfluss auf uns – das ist überall auf der Welt so! Und deswegen ist es umso wichtiger, dass wir gegen diesen Einfluss kämpfen. Hier können wir sehen, dass die Bewegung und Abdullah Öcalan eine Lösung für die gesellschaftlichen Probleme entwickelt haben. Dafür sollten die Menschen die Werte von Hevaltî (Freundschaftlichkeit) und die Methoden der Kritik und Selbstkritik kennenlernen und in ihren Strukturen anwenden, denn das ist eine Waffe, mit der wir unseren Kampf beginnen können“.

Lasst uns ihren Worten Taten folgen, führen wir unsere Kämpfe mit ihrem Widerstandsgeist fort und bringen wir gemeinsam das Patriarchat und den Imperialismus zu Fall.

Wir tragen eine historische Verantwortung!

Als Personen, die in Deutschland leben, ist es uns wichtig, die Mittäterschaft der BRD hervorzuheben. Denn die deutsch-türkische Zusammenarbeit basiert auf Kontinuität. Mit der Einführung des PKK-Betätigungsverbot im Jahr 1993 durch das Bundesinnenministerium schuf die BRD eine Grundlage für den Weg des internationalen Komplotts. Deutschland war das erste Land, welches das PKK-Verbot erließ, und setzte es mit Zwang in der gesamten EU durch. Die darauffolgende Kriminalisierung wie das Verbot von Newroz, die Repression gegen (vermeintliche) Mitglieder der Arbeiterpartei Kurdistans und die Ermordung von Halim Dener in Hannover sind Folgen dieses Verbots und dauern bis heute an.

Es ist bekannt, dass sich das Komplott gegen das Vorhaben Abdullah Öcalans richtete, nach Europa aufzubrechen, um dort die kurdische Frage durch demokratische Politik zu lösen. Da er nicht zurück nach Damaskus reisen konnte, beantragte er in europäischen Ländern als politischer Geflüchteter Asyl. Es waren vor allem Deutschland und die USA, die das verhinderten und Druck auf Griechenland als auch Italien ausübten. Doch auch Griechenland agierte im Februar 1999 als Kollaborateur, denn dort begann die Verschleppung aus der griechischen Botschaft in Kenias Hauptstadt Nairobi auf die türkische Gefängnisinsel Imrali. Sie sicherten sich durch diesen Akt Zugeständnisse der Türkei im Hinblick auf Zypern und Streitigkeiten im Ägäischen Meer zu.

Es kann festgehalten werden, dass vor allem Deutschland, die Mittelost-Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich, sowie die USA, Israel und natürlich die Türkei durch ihre Geheimdienste und Politik massiven Druck und Zwang ausübten, um zu verhindern, dass Öcalan Verbündete in Europa für seine angestrebte diplomatische Lösung der kurdischen Frage findet und schließlich seine Verschleppung organisierten. Die Anordnung dafür kam allerdings aus den USA.

Europa und die ganze Welt sollten wissen, dass sich die Ideen von Öcalan und der kurdischen Freiheitsbewegung nicht wegsperren und kriminalisieren lassen. Da wir von den europäischen Staaten nicht viel erwarten, da sie in den seltensten Fällen im Sinne der Menschlichkeit oder der Demokratie handeln, möchten wir uns an dieser Stelle an die Bevölkerung Europas und somit auch an uns selbst richten.

Wir müssen verstehen, dass es auch in unserer Verantwortung liegt, tagtäglich für die Freiheit von Abdullah Öcalan zu kämpfen. Die Staaten, in denen wir leben, sind mitverantwortlich für das weltweite Blutvergießen, die Ausbeutung der Menschen und die Vernichtung der Natur sowie eines Lebens fernab des westlichen Kapitalismus. Sie greifen uns täglich an und führen zur sozialen Vereinzelung. Hören wir auf, uns spalten zu lassen, und lasst uns verstehen, dass es in unserer Verantwortung liegt, Widerstand gegen das unterdrückerische System zu leisten.

Fangen wir endlich an, in unserer Gesellschaft Alternativen aufzubauen und unsere Arbeit und Utopie mit Werten und Prinzipien zu füllen.

Wir wollen Abdullah Öcalan lebend und in Freiheit!

Anlässlich der in den türkischen Medien kursierenden Gerüchten um Abdullah Öcalans Gesundheitszustand und seiner seit 22 Jahren anhaltenden Isolationshaft sehen wir die Notwendigkeit als Frauen unseren Widerstand auszuweiten – egal wo wir sind, egal welche Nationalität wir haben. Das machen wir, um ihn zu ehren, um allen Menschen zu zeigen, wer uns den Weg zur Befreiung der Frau und der Menschheit zeigte. Unser Kampf basiert auf der Grundlage seiner Ideologie und seiner Kraft.

Wir fordern umgehend, dass die Eilanträge des Istanbuler Anwaltsbüros Asrin angenommen werden und eine Überprüfung der Gesundheitssituation von Abdullah Öcalan stattfindet. Wir fordern die sofortige Ermöglichung anwaltlicher Besuche bei Öcalan und die Beendigung der Isolationshaft auf Imrali! Dafür werden wir uns auf allen Ebenen mit kreativen Aktionsformen einsetzen! Der Kampf um die Freiheit von Abdullah Öcalan muss ein allumfassender Kampf sein, denn er ist bedeutend für die Freiheit aller Menschen.

Kommt in den feministischen Block für die Freiheit von Abdullah Öcalan!

Wir rufen alle Frauen, Nicht-Binäre, Trans- und Inter-Personen dazu auf, am 4. April zur Demonstration für die Freiheit Abdullah Öcalans und für die Verteidigung der Frauenrevolution auf die Straße zu gehen. Lasst uns verstehen, dass die Freiheit von Abdullah Öcalan die Möglichkeit der Zerschlagung des imperialistischen, kolonialistischen und patriarchalen Systems bedeutet und es in unserer Verantwortung liegt, für seine Freiheit zu kämpfen.

Kommt in den feministischen Frontblock und lasst uns gemeinsam in unserer Vielfalt ein starkes Zeichen setzen. Sorgen wir dafür, dass die Isolationshaft ein Ende findet und der Vordenker der Frauenrevolution sowie alle politischen Gefangenen befreit werden. Folgen wir den Spuren von Sara, Bêrîvan, Ronahî und allen Revolutionär:innen, die ihr Leben für die Freiheit gaben. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass ihre Samen überall zu sprießen beginnen und der Widerstandsgeist des Frühlings mit ihrer Moral entfacht wird.

Wir werden kämpfen bis wir alle frei sind! Freiheit für Abdullah Öcalan! Es lebe der Widerstandsgeist der Frauenrevolution!