Sechs Jahre später: Wir kennen die Identität der Mörder!

Sechs Jahre nach dem Mord an Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez gedenkt die kurdische Frauenbewegung der drei kurdischen Revolutionärinnen und fordert die Bestrafung der Täter.

Sechs Jahre nach dem Mord an Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez in Paris fordert die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) von den französischen Behörden die Aufklärung der Hintergründe:

„Der sechste Jahrestag der Ermordung von drei revolutionären Frauen aus Kurdistan, Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez, die am 9. Januar 2013 in Paris getötet wurden, rückt näher. Vor sechs Jahren wurden diese drei kurdischen politischen Aktivistinnen und revolutionären Genossinnen im Informationszentrum Kurdistan in Paris vom türkischen Geheimdienst auf grausame Weise ermordet.

Anlässlich des sechsten Jahrestages dieses Mordes, als kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) und vor allem als in Frankreich lebende kurdische Frauen, gedenken wir Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez mit Respekt, Liebe und Sehnsucht und würdigen ihr Erbe. Wieder einmal verurteilen wir dieses Massaker mit Zorn und großer Wut.

Politisches Attentat wird vertuscht

Wir protestieren erneut gegen die französischen Institutionen und Beamten, die auf der Aussetzung von Gerechtigkeit bestehen, obwohl ihnen die Identität der Täter des Massakers von Paris bekannt ist. Obwohl Ömer Güney von den französischen Behörden als die Person identifiziert wurde, die benutzt wurde, um den Abzug zu betätigen, ist es offensichtlich, dass von den zuständigen französischen Behörden keine Initiativen oder Anstrengungen unternommen wurden, um den Hintergrund dieses politischen Mordfalls angemessen zu beleuchten. Der Mörder Ömer Güney wurde als „im Gefängnis verstorben" bezeichnet. Damit versuchten die französischen Behörden, ein politisches Attentat auf hoher Ebene zu vertuschen. Für ein wahres Gerechtigkeitsempfinden reicht es jedoch nicht aus, nur den Attentäter des Massakers zu enthüllen; ebenso müssen diejenigen Kräfte aufgedeckt werden, die die Umsetzung dieses Verbrechens geplant und beschlossen haben.

Sechs Jahre Kampf für Gerechtigkeit

Seit dem allerersten Tag schreien wir aus vollem Halse die Identität der Verantwortlichen für das Massaker heraus. Seit sechs Jahren kämpfen kurdische Frauen, das kurdische Volk und ihre Freund*innen darum, die Wahrheit über das Massaker von Paris zu enthüllen. Das kurdische Volk hat über einen Zeitraum von sechs Jahren organisiert sensibel gehandelt. Es führte demokratische Aktionen durch, um seine Forderung zum Ausdruck zu bringen, die Wahrheit zu enthüllen und die Täter vor Gericht zu stellen. Jedes Jahr reisen kurdische Frauen und ihre Freund*innen aus ganz Europa am Jahrestag des Massakers zu Kundgebungen nach Paris, um „Gerechtigkeit" zu fordern. Obwohl jetzt alle wichtigen Informationen vorliegen, berücksichtigen der französische Staat und seine Justizmechanismen, abgesehen von der Anerkennung einiger offensichtlicher Aspekte, die Rolle des türkischen Staates bei diesem Massaker nicht. Leider verzichtet die französische Demokratie immer noch hartnäckig darauf, die Wahrheit zu enthüllen; die Gerechtigkeit bleibt weiterhin im Dunkeln.

„Revolutionäre Operation Sakine Cansız“

Vor diesem Hintergrund gelang es den Selbstverteidigungskräften des kurdischen Volkes im August 2017 in Südkurdistan/Nordirak, mit der „Revolutionären Operation Sakine Cansız" eine Gruppe türkischer Geheimdienstagenten zu fassen, die ein weiteres schreckliches Blutbad gegen die kurdische Bewegung planten. Nach den Aussagen dieser türkischen Geheimdienstmitarbeiter wurden unsere Weggefährtinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez mit Wissen und Zustimmung des türkischen Ministerpräsidenten ermordet.

Schweigen bedeutet Mittäterschaft

Wir haben immer erklärt, dass wir Gerechtigkeit und Verantwortlichkeit für den Mord an unseren Freundinnen fordern werden. Zu denen, die sich bewusst weigerten, die Fakten offen zu legen, sagten wir: „Euer Schweigen bedeutet Mittäterschaft!" Wir haben betont, dass die vollständige und transparente Untersuchung der Morde in Paris einen Test für die französische Demokratie und Gerechtigkeit darstellt.

Heute sehen wir, dass dieselben politischen Instanzen, die uns den Zugang zu Recht und Wahrheit verweigern, derzeit die Forderungen der Menschen nach demokratischen Rechten aussetzen. Aus diesem Grund fordern wir die Gesellschaften Kurdistans und Frankreichs auf, ihre Forderungen nach Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit und Gleichheit zu vereinen.

Ein Angriff auf uns alle

Als Frauen aus verschiedenen Nationen, die in Frankreich leben, müssen wir erkennen, dass die Ermordung von drei kurdischen Revolutionärinnen und die Tatsache, dass ihre Ermordung ungestraft bleibt, tatsächlich Angriffe auf jede einzelne von uns darstellen. Als Frauen aus Kurdistan sind wir uns der politischen Art und Weise bewusst, in der die Gerechtigkeit in diesem Fall ausgesetzt bleibt. Deshalb sind wir entschlossen, Gerechtigkeit zu fordern, indem wir die Dinge im Kampf selbst in die Hand nehmen.

Wir glauben, dass alle Formen von Gewalt gegen Frauen sowohl politisch als auch ideologisch sind. Der feige Akt gegen unsere Gefährtinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez ist als Angriff auf die Willenskraft und Existenz aller Frauen zu sehen. Ebenso stellt sie einen systematischen Angriff auf den Kampf der Frauen für Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Demokratie dar.

Angst vor freien Frauen

Wir wissen sehr wohl, dass diejenigen, die die Identität derjenigen, die hinter dem Mord an unseren Freunden stecken, nicht preisgeben wollen, Angst haben. Angst vor den Frauen, die das von Männern dominierte System herausfordern und ihr freies Selbst durch befreites Denken und Handeln schaffen. Sie fürchten uns.

Wir werden weiterhin die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen, wir werden denjenigen, die versuchen, den Fall zu vertuschen, die Maske vom Gesicht reißen. Wir werden die hässlichen, kaltblütigen politischen Berechnungen und Allianzen zwischen den Staaten im Zusammenhang mit dem Massaker an unseren Freundinnen aufdecken.

Verwirklichen wir die Visionen von Sakine, Fidan und Leyla

Solange der französische Staat und die französische Justiz davon absehen, die Verantwortlichen für das Massaker zu benennen, solange kein ordnungsgemäßes Verfahren stattfindet, solange die Justiz untätig bleibt, solange werden wir – die kurdischen Frauen im Besonderen und das kurdische Volk im Allgemeinen – unseren Kampf fortsetzen! In diesem Sinne versprechen wir unseren Freundinnen Sakine, Fidan und Leyla noch einmal, dass wir kämpfen werden, bis der Gerechtigkeit wirklich Genüge getan ist. Wir werden die Gerechtigkeit aus der Dunkelheit befreien.

Wir rufen alle Frauen, die an Freiheit, Demokratie, Gleichheit und Gerechtigkeit glauben, zu Solidarität mit unserem Kampf auf. Wir laden alle ein, mit uns gemeinsam – in der Persönlichkeit unserer Freundinnen Sakine, Fidan, Leyla – an alle ermordeten Frauen zu erinnern. Wir rufen alle dazu auf, die Visionen dieser Frauen für eine andere, befreite Welt zu verwirklichen.“