Konferenz des Frauenrats für soziale Gerechtigkeit

In Qamişlo tagt die dritte Konferenz des Frauenrats für soziale Gerechtigkeit. 200 Delegierte diskutieren über Geschlechtergerechtigkeit als Weg aus patriarchaler Gewalt, Besatzung und Femizid.

In Qamişlo hat am Freitag die dritte Konferenz des Frauenrats für soziale Gerechtigkeit begonnen. Rund 200 Delegierte aus den Bereichen Frauenpolitik und Zivilgesellschaft diskutieren im Rahmen der von der Cizîrê-Sektion des Verbands in den Räumlichkeiten der Rojava-Universität ausgerichteten Tagung rund um das Thema Geschlechtergerechtigkeit als Weg aus patriarchaler Gewalt, Besatzung und Femizid.

In ihrer Eröffnungsrede wies Aynur Paşa vom Frauenrat für soziale Gerechtigkeit auf schwere Menschenrechtsverletzungen durch die türkischen Besatzungstruppen an Frauen hin. Insbesondere in der Besatzungszone stünden Unterdrückung, Missbrauch, Gewalt und Vergewaltigungen an der Tagesordnung. Die Frauenorganisationen in den Autonomiegebieten von Nord- und Ostsyrien setzten sich intensiv dafür ein, dass dieser Zustand beendet wird und Frauen aus den Händen der Besatzung befreit werden.

Die PYD-Politikerin Foza Yûsif sprach von den vielen Gesichtern der Gender-Ungerechtigkeit. Die Benachteiligungen seien vielfältig und in allen Bereichen zu finden. Besonders leiden Frauen und Mädchen unter weit verbreiteter geschlechtsbasierter und sexualisierter Gewalt, hinzu komme die Feminisierung von Armut, so Yûsif. Für die Autonomiegebiete, in denen vielerorts noch patriarchalische Machtverhältnisse vorherrschten, sei es bedingt durch die Besatzung noch dringender, die Denk- und Verhaltensweisen der Gesellschaft aufzubrechen und zu verändern. „Nur wenn wir die Gleichberechtigung durchsetzen und damit soziale Gerechtigkeit erreichen, erkämpfen wir uns ein effektives Mittel gegen alle Ungerechtigkeiten gegen Frauen und alle anderen Unterdrückten.“

Foza Yûsif

Der wichtigste Schritt sei mit der Frauenrevolution von Rojava bereits getan, führte Yûsif weiter aus. „Frauen sind die Vorreiterinnen des in Rojava gelebten Paradigmas einer basisdemokratischen, ökologischen und feministischen Gesellschaft.“ Um alle Ungerechtigkeiten für Frauen restlos auf den Müllhaufen der Geschichte zu verbannen, müsse der Kampf jedoch intensiviert werden, forderte Yûsif. Als Beispiel nannte sie den Einsatz der kurdischen Politikerin Hevrîn Xelef, die Generalsekretärin der von einem basisdemokratischen Initiativprinzip geleiteten syrischen Zukunftspartei (Hizbul Suri Mustakbel) und Hoffnungsträgerin eines vielfältigen, demokratischen Syriens war. Am 12. Oktober 2019 wurde die 34-Jährige im Zuge des türkischen Angriffskriegs von pro-türkischen Dschihadisten hingerichtet. „Wenn wir uns an Hevrîns Weg orientieren, werden wir Menschen- und Frauenrechte durchsetzen können. Unser Widerstand für Frauengerechtigkeit würde am Sieg ankommen.“

Auswertung der eigenen Arbeit

Die Konferenz wird mit weiteren Redebeiträgen, Diskussionen und der Auswertungen der eigenen Arbeit sowie den Projekten anderer Organisationen gegen patriarchale Gewalt fortgesetzt. In einer Abschlusserklärung sollen die weiteren Ziele des Frauenrats für soziale Gerechtigkeit formuliert werden.