Izmir: Protest gegen Feminizide

Nach neun Feminiziden innerhalb einer Woche gehen Frauen in Izmir auf die Straße und klagen den Staat an: „Diese Menschenleben waren für den Staat unbedeutend. Keine von ihnen wurde geschützt, kein Mord verhindert. Stattdessen wurden die Täter ermutigt.“

Die Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen” (Kadın Cinayetlerini Durduracağız Platformu – KCDP) rief nach der Ermordung von neun Frauen innerhalb einer Woche in der Türkei zum Protest in Izmir auf. Vier der Frauen waren in Izmir ermordet worden. Aktivistinnen zogen mit Bildern der Ermordeten durch die Straßen und informierten über die Geschichten der Frauen. Sie riefen Parolen gegen Feminizide und gaben dem Staat Mitverantwortung für die Morde.

737 Feminizide und verdächtige Todesfälle seit Austritt aus Istanbul-Konvention

Elif Tunca von der KCDP erklärte, dass es seit dem Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention [eine der Errungenschaften von Frauenkämpfe, beinhaltet Artikel zur Verhütung von Gewalt gegen Frauen] 409 Feminizide und 328 verdächtige Todesfälle von Frauen gegeben habe. Tunca wies darauf hin, dass es sich nicht nur um eine Zahl, sondern um Leben handele: „Diese Menschenleben sind für den Staat, der sie nicht geschützt und die Morde nicht verhindert hat, unbedeutend. Stattdessen wurden die Täter sogar noch ermutigt.“

Die Ermordeten kannten ihre Rechte“

Mit Blick auf die Frauen, die diese Woche ermordet wurden, sagte Tunca: „Ezgi hat wiederholt eine Schutzanordnung beantragt, Beyzas Vater hat 35-Mal Anzeige erstattet. Hanife hatte eine Schutzverfügung. Diese Frauen waren keine Frauen, die ihre Rechte nicht kannten, auch ihre Familien waren sich dessen bewusst. Heute kennen die meisten Frauen ihre Rechte und rechtlichen Möglichkeiten. Die Frauen wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie Gewalt ausgesetzt sind, und diese Einrichtungen wissen, was sie zu tun haben. Wenn diese Dinge nicht getan werden, beantragen die Frauen sie wieder auf das Neue.“

Tunca bekräftigte, den Kampf gegen Feminizide fortzusetzen: „Der Staat schützt die Frauen nicht. Wir kämpfen weiter.“