Hamburg: Cansu Özdemir geht in den Bundestag

Nach der Hamburger Bürgerschaftswahl wechselt die Linke-Spitzenkandidatin Cansu Özdemir als Abgeordnete in den Bundestag. Die Kurdin stand hinter Jan van Aken auf Listenplatz zwei, ein Platz, der bislang noch nie für einen Wechsel nach Berlin reichte.

Linke-Spitzendenkandidatin verlässt Hamburgische Bürgerschaft

Nach der Hamburger Bürgerschaftswahl wechselt die Linke-Spitzenkandidatin Cansu Özdemir als Abgeordnete in den Bundestag. In einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung sprach Özdemir, die Ko-Vorsitzende der Linksfraktion in der Bürgerschaft ist, von einer schweren Entscheidung. Die 36-Jährige hatte parallel bei der vorgezogenen Bundestagswahl und bei der Bürgerschaftswahl eine Woche später für ihre Partei kandidiert. Diese Entscheidung fiel ihren Angaben zufolge noch zu einem Zeitpunkt, als sie eine Bundestagskandidatur als ohnehin „chancenlos“ angesehen habe. 

„Die Wahl in den Bundestag kam für mich völlig überraschend – in den vergangenen anderthalb Wochen musste ich die Entscheidung treffen, ob ich das Bundestags- oder das Bürgerschaftsmandat annehme“, sagte Özdemir. Hinter ihr lägen viele schlaflose Nächte – gerade als Mutter eines Kleinkindes sei es eine schwierige Entscheidung gewesen, das Bundestagsmandat anzunehmen. Aber viele Frauen mit Kindern hätten sie ermutigt, den Schritt zu gehen. Sie werde mit der Familie nicht nach Berlin ziehen, sondern im Osdorfer Born bleiben – dem Stadtteil, in dem sie aufgewachsen ist.

Als Kind kurdischer Eltern und als Enkelkind Altonaer Gastarbeiter:innen wurde Özdemir 1988 in Hamburg-Altona geboren. Politisiert hat sie sich eigenen Angaben zufolge in ihrer Jugend in der kurdischen Frauenbewegung. „Ich habe Kampagnen gegen Femizide, häusliche Gewalt und Zwangsverheiratungen mitorganisiert“, so Özdemir. Außerdem ist sie seit Jahren engagiert für Frieden in Kurdistan und nimmt regelmäßig an Protesten auf der Straße unter anderem gegen Kriege und Grundrechtsverletzungen teil.

Seit 2011 ist Özdemir Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und seit 2015 Ko-Vorsitzende der Linksfraktion. Sie wirkte in den Bereichen Soziales, Justiz, Inklusion, Antidiskriminierung, Feminismus und Innenpolitik. Auch im G20-Sonderausschuss und stellvertretend im Ausschuss für Wissenschaft und Gleichstellung war Özdemir Mitglied, seit Jahren kämpft sie zudem für eine umfassende Anti-Armutsstrategie. Bei der Bundestagswahl stand die Kurdin hinter dem Ko-Vorsitzenden der Linkspartei Jan van Aken auf Listenplatz zwei – ein Platz, der bislang noch nie für einen Wechsel nach Berlin reichte.