Gedenken an Oktober-Gefallene in Frankfurt

In Frankfurt ist den Oktober-Gefallenen der kurdischen Freiheitsbewegung gedacht worden. Zu den Gedenkfeiern haben die lokalen Frauenräte, der Angehörigenrat der Gefallenen und Freundinnen und Freunde der Internationalistin Andrea Wolf geladen.

Am Wochenende fand in Frankfurt im Mesopotamischen Kulturzentrum eine Gedenkveranstaltung für die Oktober-Gefallenen der kurdischen Freiheitsbewegung statt. Eingeladen zu dem Gedenken hatten der Angehörigenrat der Gefallenen sowie die Frauenräte der Region Hessen. Eine weitere Gedenkveranstaltung fand anschließend anlässlich des nahenden 20. Todestages von Andrea Wolf (Ronahî) statt, die am 23. Oktober 1998 bei einem Kriegsverbrechen der türkischen Armee in den Bergen Kurdistans gefangengenommen, gefoltert und hingerichtet wurde und eine der ersten internationalistischen Gefallenen der kurdischen Freiheitsbewegung ist. Vor ihrem Aufenthalt in Kurdistan lebte die Münchnerin eine Weile in Frankfurt, wo sie als politische Gefangene einige Monate in Haft saß.

Der Monat Oktober erinnert die kurdische Freiheitsbewegung insbesondere an den Kampf der Guerillakommandantin Berîtan (Gülnaz Karataş), die sich von einem Felsen stürzte, um einer Ergreifung durch Peschmerga der PDK zu entgehen. Beim sogenannten Südkrieg im Jahr 1992 versuchte die türkische Armee gemeinsam mit der PDK und der YNK die PKK zu besiegen. Im Rahmen dieses Angriffs- und Besatzungskrieges wurden Einheiten der Guerilla auf besonders niederträchtige Art und Weise angegriffen. Umgeben vom Feind, kämpfte Berîtan bis zur letzten Kugel, zerstörte daraufhin ihre Waffe und opferte sich zuletzt selbst, um nicht in Gefangenschaft zu geraten. Ihre Aktion gilt seitdem als eine Linie der Entschlossenheit gegen den Verrat und als Auslöser der autonomen Organisierung kurdischer Frauen innerhalb der PKK. Kurz nach ihrem Tod wurden die ersten Schritte zur Gründung einer Frauenarmee eingeleitet.

Im Oktober wird auch den Gefallenen der freien Presse gedacht. Gurbeteli Ersöz (Zeynep) beispielsweise war zunächst als erste weibliche Chefredakteurin bei der Zeitung Özgür Gündem journalistisch tätig, bevor sie sich der PKK anschloss und 1997 im Kampf fiel. Vor vier Jahren gelang es der jungen und heldenhaften YPJ-Kommandantin Arîn Mîrkan, den Kampf um Kobanê zu Gunsten der YPG und YPJ zu wenden, als sie eine Aufopferungsaktion gegen die faschistischen Banden des sogenannten Islamischen Staates durchführte und zum Symbol des Kampfes gegen Unterdrückung, Patriarchat und die kapitalistische Weltordnung wurde. Zwei Jahre später kam der Guerillakämpfer Alîşêr Firat (Ahmet Can) ums Leben, als die türkische Luftwaffe die Region Oremar (Dağlıca) in der nordkurdischen Provinz Colemêrg (Hakkari) ganze drei Tage aus der Luft bombardierte. Alîşêr Firat hatte sich der Freiheitsbewegung aus Offenbach angeschlossen.

In diesem Jahr zeichnet sich der Oktober auch mit dem 20. Jahrestag der Ermordung von Andrea Wolf aus.

Im Mesopotamischen Kulturzentrum wurde den Gefallenen zunächst mit einer Schweigeminute und anschließenden Kampfrufen gedacht. Anschließend folgten Redebeiträge und Gedichte, die von Angehörigen der Gefallenen und Mitgliedern der örtlichen Frauenräte vorgetragen wurden. Auch wurde ein kurzer Film über die Oktober-Gefallenen gezeigt. Eine anwesende Genossin Wolfs erzählte von ihrer Freundschaft mit der Internationalistin, die während ihrer politischen Gefangenschaft begann, und von ihrer Entschlossenheit und revolutionärer Solidarität.

Die zweite Gedenkfeier hatten Freundinnen und Freunde aus der Zeit von Andrea Wolf in Frankfurt organisiert. Auch hier wurde eine Dokumentation gezeigt, die 1999, kurz nach ihrer Ermordung, gedreht wurde. Anschließend teilten die Anwesenden ihre Erinnerungen und Gefühle miteinander. Die Mitglieder der Frauenräte sprachen von der Bedeutung von Andrea Wolf und anderen Internationalistinnen wie Ivana Hoffmann, Uta Schneiderbanger und Anna Campbell für die internationalistische Entwicklung der kurdischen Freiheitsbewegung. Dank ihnen habe sich der lokale Kampf einiger Weniger für die Anerkennung eines unterdrückten Volkes zu einem universellen Kampf auf internationaler Ebene für die Menschlichkeit formiert. Die Grenzen, die kapitalistische Staaten gezogen hätten, würden heute von internationalen Frauenkämpfen zerstört werden.