Im Centro Sociale in der norditalienischen Stadt Bologna sind am Samstag viele Menschen zu einem Gedenken zusammengekommen, das Avesta Xabûr gewidmet war. Anlass war der sechste Todestag der YPJ-Kämpferin, die im Efrîn-Krieg Widerstand gegen die türkische Armee und deren dschihadistische Verbündete leistete und 27. Januar 2018 sich selbst sowie ein Panzerfahrzeug in die Luft sprengte, um ein Massaker an der Zivilbevölkerung abzuwenden.
Eingeladen zu der Gedenkfeier hatte das politische Kollektiv Làbas, das das gleichnamige Gemeinde- und Kulturzentrum in einem ehemaligen Kloster im Herzen von Bologna betreibt. Bei einem gemeinsamen Essen hielt ein Mitglied des Kollektivs eine bewegende Rede: „In diesen Tagen jährt sich der Einmarsch der Türkei in Rojava, einschließlich des Kantons Afrin, zum sechsten Mal. Afrin ist ein Symbol des Widerstands, bei dem viele kurdische Genossinnen und Genossen ihr Leben verloren haben. Darunter auch Avesta Xabûr, die sich opferte, um den Vormarsch von Erdogans Panzern zu stoppen.
Eine Revolution, die das Patriarchat auf den Müllhaufen der Geschichte befördern wird
Vor sechs Jahren trat Làbas in Vicolo Bolognetti ein und wir widmeten Avesta unseren wichtigsten Raum, der bis dahin als ‚Sala del Silenzio‘ (Saal des Schweigens) bekannt war, um zu betonen, dass das Schweigen etwas ist, das uns nicht gehört, eine Neutralität des Klangs, mit der wir nicht zurechtkommen. Dem Schweigen ziehen wir heute wie damals die Stimmen des Mutes und die Beispiele vor, an die wir uns erinnern, wie im Fall von Avesta, die ihr Leben gab, um die Revolution von Rojava zu verteidigen – dieselbe Revolution, die den IS besiegt hat und die darauf abzielt, das System des Patriarchats auf den Müllhaufen der Geschichte zu befördern. Damit die Namen und Gesichter, die unseren Raum prägen, nicht nur ein Rahmen für die Treffen, die Debatten und die Konzerte sind, sondern ein integraler Bestandteil unserer Gemeinschaft und unseres guten Zusammenlebens.“
Über Avesta Xabûr
Avesta Xabûr hieß mit bürgerlichem Namen Zelûh Hemo. Sie wurde 1998 in einem kurdischen Dorf in Bilbilê, einer kleinen Stadt im Norden des zerschlagenen Kantons Efrîn geboren. Den Frauenverteidigungseinheiten YPJ (Yekîneyên Parastina Jin) hatte sie sich im Jahr 2014 angeschlossen, als sie sechzehn Jahre alt war. Mit ihrer Selbstopferung wandte sie beim Efrîn-Krieg ein Massaker von türkischen NATO-Truppen und deren islamistischen Söldnern an der Zivilbevölkerung im Dorf Hemam im Kreis Cindirês ab.