In der nordkurdischen Metropole Amed (tr. Diyarbakır) fand heute ein „Frauenmarsch“ mit den Kandidatinnen der Grünen Linkspartei (Yeşil Sol Parti, YSP) durch den Altstadtbezirk Sûr statt. Fast alle von ihnen sind auch im Frauenverein Rosa organisiert, der als zivilgesellschaftliche Organisation 2018 in Amed gegründet wurde und seitdem im Fokus der Repression steht.
Den „Frauenmarsch“ begleitet haben auch Teilnehmerinnen der Reisegruppe, die auf Einladung der HDP und YSP die Wahlen beobachten. Sie berichteten gegenüber ANF von der anfangs fröhlichen und kämpferischen Stimmung auf der Demonstration. Immer wieder zu hören war der Ruf „Jin, Jiyan, Azadî“.
Nach den Auftaktreden erschien plötzlich ein großes Polizeiaufgebot und stoppte den Aufzug. Beanstandet wurden die mitgeführten Plakate und Musikinstrumente. Das sei verboten, wollte man den Frauen einreden. Auch das Rufen von Parolen und das Trillern sollte unterbunden werden. Ceylan Akça, Kandidatin der YSP, macht daraufhin in einer spontanen Rede deutlich, diese „Verbote“ seien Unsinn und man solle die Frauen nicht stören.
Immer wieder wurde daraufhin der Marsch unterbrochen, immer mehr Polizei erschien, immer wieder musste verhandelt werden, schilderte eine Wahlbeobachterin. Doch schließlich konnte die kraftvolle Demonstration weiterziehen und wie geplant wurden zahlreiche Flyer an Passant:innen verteilt, die zur Wahl der YSP aufriefen.
„Es ist erstaunlich, wie wenig sich die organisierten Frauen von den Drohungen der Polizei einschüchtern lassen. Sie wissen das Recht auf ihrer Seite und weichen keinen Schritt zurück. Das ist ungeheuer inspirierend“, fasste eine Frau aus der europäischen Gruppe ihre Eindrücke zusammen.