Frauenkampagne: Aufstehen für Wandel und Freiheit

Die Frauenbewegung TJA hat eine Kampagne unter dem Motto „Aufstehen für Wandel und Freiheit“ gestartet. Die Kampagne will einen Wandel der patriarchalen Mentalität herbeiführen.

Am 19. Juli startete die Frauenbewegung TJA in Nordkurdistan und der Türkei die Kampagne „Aufstehen für Wandel und Freiheit“. Die Aktivistin Zelal Bilgin hat sich gegenüber ANF zu den Inhalten und Zielen der Kampagne geäußert. Sie beschreibt die aktuelle Phase als eine Zeit, in der der Lebensraum von Frauen immer weiter eingeschränkt wird und sich eine von Übergriffen und Vergewaltigungen geprägte Mentalität verbreitet. Diese Lage kann ihrer Meinung nach nicht unabhängig vom System betrachtet werden. „Wir leben in einer Zeit, in der sich Fundamentalismus und Rassismus verbreiten, in der sich die patriarchale Mentalität immer heftiger niederschlägt und versucht wird, das Leben mit allen Mitteln der Kriegspolitik und des Profitstrebens auszulöschen. Ethnische Identitäten werden unterdrückt, unter dem Vorwand der ‚Grenzsicherheit‘ wird anderen ethnischen und religiösen Identitäten das Existenzrecht genommen, sie sollen durch geplanten Genozid vernichtet werden. Wir müssen einen Weg finden, um uns alle gemeinsam diesen Angriffen entgegenzustellen. Der Frauenkampf und die Allianz von Frauen stellen einen Aufstand gegen die Ausweitung des Patriarchats in allen Bereichen dar. Wir sind davon überzeugt, dass wir durch den Kampf der Frauen in der Lage sind, Unterdrückung und Massaker zu stoppen.“

Frauenbündnisse stärken

Die Erkenntnis, dass die aktuellen Probleme auf den durch die patriarchale Mentalität geschaffenen staatlichen Gesellschaften beruhen, erfordert laut Zelal Bilgin neue Arbeitsfelder. Der Anstieg an Frauenmorden ist im politischen Klima in der Türkei und im Mittleren Osten begründet, erklärt die Aktivistin. Allein im vergangenen Monat wurden 31 Frauen in der Türkei ermordet. Zelal Bilgin fasst das Ziel der TJA-Kampagne wie folgt zusammen: „Wir sehen den Anstieg der Frauenmorde, des Missbrauchs von Kindern, der Prostitution, die Zerstörung von Natur und Geschichte vom Ida-Gebirge bis nach Heskîf. Wir beobachten, wie einhergehend mit dem Kriegsgeschrei gegen Frauen, die Völker und Religionen vorgegangen wird. Uns ist bewusst, dass insbesondere der Angriff auf Frauen das Leben insgesamt verändern kann. Aus diesem Grund zielen wir mit unserer Kampagne darauf ab, Frauenbündnisse zu stärken und Frauen zu ermöglichen, ihre Energie gegen die Unterdrückung einzusetzen.

Nicht das biologische Geschlecht ist das Problem, sondern die Einstellung

Es ist klar, unser Problem liegt nicht im biologischen Geschlecht, sondern in der Mentalität. Die patriarchale Mentalität hat der Hälfte der Gesellschaft, einem Wesen, das das Leben und die Natur schafft und schützt, den Krieg erklärt. Wir wissen, dass die Politik der Entfremdung vom Leben Teil dieses Krieges ist. Wir haben begonnen, uns dem mit Überzeugung und Entschlossenheit entgegen zu stellen.

Sechsmonatige Kampagne

Wir führen unsere sechsmonatige Kampagne unter dem Motto ‚Aufstehen für Wandel und Freiheit‘ durch. Jeden Monat werden unterschiedlichen Themen behandelt. Mit verschiedenen Aktionen und Aktivitäten wird versucht, ein Bewusstsein zu schaffen. Es gibt kein Gebiet, in das sich Frauen zurückziehen können. Frauen sind im privaten Bereich mit der Ausbeutung in der Familie und im öffentlichen Bereich durch die Kapitalisten konfrontiert. Dieses Problem ist nicht nur ein Problem der Frauen, es ist auch ein Problem der Männer. Wenn wir zum Aufstehen für Wandel und Freiheit aufrufen, appellieren wir gleichzeitig an Männer, sich von der patriarchalen Mentalität und männlicher Dominanz zu befreien und mit den Frauen in Frieden zu leben.

Zunehmende Beteiligung

Für den ersten Monat der Kampagne haben wir viele Aktionen und Aktivitäten wie Konferenzen, Podiumsdiskussionen, Bildungen, Picknicks und Feste vorbereitet. Wir haben einen Konvoi gegen Gewalt im Verkehr durchgeführt. Die Reaktionen haben gezeigt, wie nötig diese Aktionen sind. Der Großteil der männlichen Autofahrer hat uns unterstützt, aber wir wurden auch von Männern angegriffen. So ist die Lage. Unsere Erfahrungen zeigen, dass wir den Kampf in allen männlich dominierten Bereichen steigern müssen. Dabei geht es uns nicht um ein biologisches Geschlecht, sondern um eine patriarchale Denkweise.“