Frauen verteidigen Rojava: Besatzungskrieg stoppen!

Die Kampagne #WomenDefendRojava fordert den sofortigen Stopp des türkischen Besatzungskrieges gegen Nord- und Ostsyrien. Hunderte Organisationen und Einzelpersonen haben die Petition unterzeichnet.

Am 9. Oktober 2019 begann der türkische Staat seine Invasion und seinen Besatzungskrieg in Nordsyriens. Die türkische Armee hat alle größeren Städte und Siedlungen entlang der Grenze aus der Luft und mit Mörsergranaten angegriffen. Nach Angaben des kurdischen Roten Halbmonds (Heyva Sor a Kurdistane e.V.) wurden in den ersten fünf Tagen der Angriffe 46 Zivilisten getötet und 139 verletzt - darunter viele Frauen und Kinder. Gegenwärtig versucht die türkische Armee zusammen mit der von ihr aus Söldnern verschiedener Terrorgruppen aufgebauten "Nationalen Armee Syriens" am Boden vorzudringen. Gleichzeitig haben IS-Schläferzellen neue Angriffe in Nordsyrien gestartet. SDF- und YPJ-/YPG-Truppen, die Nord- und Ostsyrien vom IS-Terrorregime befreit haben, widmen ihr Leben nun dem Schutz der Menschen vor neuen Massakern und Besatzung. Frauen, die Tausende von Frauen aus der Sklaverei des IS befreit haben, werden jetzt von einer NATO-Armee bombardiert.

Millionen von Menschenleben unterschiedlichster ethnischer und religiöser Gemeinschaften in dieser Region sind bedroht. Zehntausende Familien wurden vertrieben. Neben den hauptsächlich kurdisch und arabisch besiedelten Dörfern wurden auch christliche Viertel gezielt angegriffen. Es ist offensichtlich, dass diese Angriffe mit dem Ziel der ethnischen Säuberung und der Veränderung der demografischen Gesellschaftsstrukturen durchgeführt werden. Im Januar 2018 besetzte die Türkei Afrin. Diese Besatzung und die dort stattfindenden Kriegsverbrechen werden von der internationalen Gemeinschaft bis heute toleriert. Daher möchte der türkische Staat sein Territorium erweitern und weitere Regionen Nord- und Ostsyriens unter seine Herrschaft bringen, wobei er gegen das Völkerrecht und die Souveränität Syriens verstößt.

Gleichzeitig missachtet die Türkei den Willen der Bevölkerung in der Region, die unter demokratischer Selbstverwaltung friedlich zusammenleben. Die Angriffe der Türkei richten sich desweiteren gegen die Errungenschaften der Frauenrevolution in Rojava, die eine Quelle der Inspiration für Frauen aus der ganzen Welt sind. Frauen, die eine Vorreiterrolle beim Aufbau eines alternativen demokratischen und ökologischen Gesellschaftsmodells und auf der Grundlage der Frauenbefreiung gespielt haben, werden von jihadistischen Killerteams angegriffen. Die Ko-Vorsitzende der Syrien Zukunftspartei Hevrin Xelef (Havrin Khalaf) wurde am 12. Oktober, als sie auf dem Weg war, verletzte und vertriebene Menschen in der Region Til Temir zu besuchen, durch einen Hinterhalt ermordet. Trotz des 8 Jahre andauernden Krieges in Syrien ist es den Regionen der Autonomen Verwaltung in Nord- und Ostsyrien gelungen, die menschlichen Bedürfnisse und die demokratischen Rechte für alle Menschen in dieser Region zu gewährleisten. Hunderttausende von Kriegsflüchtlingen aus verschiedenen Regionen Syriens fanden hier Zuflucht. Ohne nennenswerte Unterstützung von UN-Organisationen wurden diese Geflüchteten von den Strukturen der Autonomieverwaltung aufgenommen, geschützt und unterstützt.

Während die Regierung Erdogans diesen Krieg und seine Besatzungspläne offen ankündigte, ergriff die internationale Gemeinschaft - einschließlich der UN-Organe - keine ausreichenden Maßnahmen, um dies zu verhindern. Darüber hinaus förderten Hegemonialmächte wie Russland und die USA die Aggression der Türkei. Der Völkermord des Osmanischen Reiches an den Armeniern und dem syrischen Volk im Jahr 1915 und die Massaker gegen das kurdische Volk in Dersim, Halebje, Nussaybin, Cizire, Afrin, .... sind uns noch in Erinnerung. Auch heute werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit offen vorbereitet und durchgeführt, da die Berechnung der Kriegsgewinne mehr zählt als internationale Gesetze, Menschenrechte und Werte.

Die Frauen in Rojava haben immer betont: "Wir haben die Frauenrevolution mit unseren Opfern verteidigt. Wir führen unseren Kampf im Namen aller Frauen der Welt." Der Krieg der Türkei gegen Frauen und die Bevölkerung Nord- und Ostsyriens ist ein Angriff gegen uns alle. Er zielt auf die Errungenschaften und Werte unserer Kämpfe für die Rechte von Frauen, Freiheit und Gerechtigkeit – überall ab. Mit der internationalen Kampagne Women Defend Rojava vereinen wir uns gegen Faschismus, Besatzung und Patriarchat. Wir erheben unsere Stimme für die Anerkennung der autonomen Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien, für Frieden und Gerechtigkeit in Syrien.

Um neue Völkermorde und Feminizide im 21. Jahrhundert zu verhindern, fordern wir den UN-Sicherheitsrat, alle zuständigen Gremien der internationalen Gemeinschaft und die Regierungen auf, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um

♦ die Invasion und Besetzung Nord- und Ostsyriens durch die Türkei sofort zu stoppen.

♦ eine Flugverbotszone zum Schutz der Leben der Menschen in Nord- und Ostsyrien zu errichten.

♦ weitere Kriegsverbrechen und ethnische Säuberungen durch türkische Streitkräfte, den IS, Al Nusra und andere dschihadistische Terrorgruppen zu verhindern.

♦ alle Kriegsverbrechen und Kriegsverbrecher vor Gericht zu bringen.

♦ jeglichen Waffenhandel mit der Türkei zu stoppen.

♦ politische und wirtschaftliche Sanktionen gegen die Türkei durchzusetzen.

♦ die demokratische autonome Verwaltung der Bevölkerung Nord- und Ostsyriens anzuerkennen.

♦ sofortige Schritte für eine politische Lösung der Krise in Syrien unter Beteiligung von Frauen und Volksvertretern aus allen verschiedenen nationalen, kulturellen und religiösen Gemeinschaften in Syrien zu unternehmen.

Women Defend Rojava Campaign Committee, 15-10-2019

Erstunterzeichnerinnen:

Organisationen

Women‘s Council of North and East Syria; Kongra Star; Council of Women in Syria MJS, Union of Free Women East Kurdistan KJAR, Organisation of Freedom Seeking Women Kurdistan RJAK, East Kurdistan Women’s Association Ronak, Kurdish Women’s Public Relation Office REPAK, Kurdish Women’s Movement in Europe TJK-E; International Representation of Kurdish Women's Movement IRKWM, Kurdish Women’s Peace Office CENÎ; Kurdish Women’s Student Union JXK; Young Women’s Movement Jinên Ciwan; Êzidî Women’s Freedom Movement TAJÊ; Alevit Democratic Women‘s Movement; Free Women‘s Foundation Rojava (WJAR); Initiative of Democratic Muslim Women; Jineolojî Academy; Palestine Women’s Association Lebanon; Women’s Branch of Syriac Union Party Lebanon; Social and Cultural Association NEWROZ Lebanon; Mujeres Terretorios y Resistancias (Santa Cruz / Bolivia); Southall Black Sisters (UK); Revolutionary Association of the Women of Afghanistan (RAWA); Women’s Strike Poland; Mujeres Libres (CNT / Spain); Union Syndicale Solidaires France; International Labour Network of Solidarity and Struggles; Feminist Assembly of Madrid (Spain); Feministas de Abya Yala (Uruguay); Centro de Intercambios y Servicios Cono Sur CISCSA (Argentina);

Einzelpersonen

Mahila Kisan Adhikaar Manch (Forum for Women Farmers‘ Rights, India); Sylvia Marcos (Author, Mexico); Meredith Tax (writer & Emergency Committee for Rojava, USA); Nadje Al-Ali (academician, USA); Collette McAllister (Sinn Féin, Irland); Maria Luiza Duarte Azedo Barbosa (World Women‘s March, Brazil); Dr Radha D’Souza (University of Westminster, UK); Dr Mahvish Ahmad (University of Western Cape, South Africa), Francesca Gargallo Celentani (author and feminist, Mexico); Laura Quagliuolo (editor, Italy); Teresa Cunha (academician, Portugal); Tor Bridges (aunt of Anna Campbell, Producer, UK);  Lilian Galan (MPP, Uruguay); Nancy Fraser (professor of philosophy and politics, USA);  Dr Mithu Sanyal (author and broadcaster, Germany); Margaret Owen (Widows for Peace through Democracy WPD & Patron of Campaign Peace in Kurdistan, UK); Alba Sotorra Clua (filmmaker, Spain); Rahila Gupta (writer and activist, UK); Dr Mónica G Moreno Figueroa (sociologist, UK); Julie Ward (Member of European Parliament, UK); Prof Sarah Franklin (sociologist, UK); Wendy Lyon (human rights lawyer, Ireland); Dr Zahra Ali (sociologist, USA); Fatemeh Sadeghi (McGill University, Canada/Iran); Dr Sarah Glynn (academician, Scotland); Maryam Ashrafi (social documentary photographer & film-maker, Iran); Dr Hettie Malcomson (academician, UK); Debbie Boockchin (journalist & author, UK); Selay Ghaffar (Solidarity Party of Afghanistan); Dr Marina Sitrin (Binghamton University, USA); Amber Huff (researcher, UK); Christelle Terreblanche (University of Kwazulu-Natal, South Africa); Erella Shadmi (academician, Israel); Molly Crabapple (artist and author, USA); Dr. Soraya Fallah (California State University, USA); Dr. Camilla Power (Radical Anthropology Group, UK); Prof. Flavia Almeda Pita (State University of Feira de Santana Bahia & Incubadora de Economia Popular Soldidaria, Brazil); Houzan Mahmood (writer, UK); Dina al-Kassim (University of British Colombia, Canada), Vilma Rocio Almendra Quiguanas (Indigenous Nasa/Misak, Pueblos en Camino, Colombia); Helina Paul (ecologist, UK); Rane Khanna (filmmaker & lecture, UK); Mechthild Exo (researcher & activist in peace and conflict studies, Germany); Rita Lora Segato (National University of San Martin, Brazil); Prof Emeritus Ana Falu (National University of Cordoba, Argentina); Janet Sarbanes (writer and professor, USA);  Charlotte Maria Saenz (academician, USA); Monika Gärtner-Engel (founding member of World Women Conference, Germany); Carla Bergman (writer & film-maker, Canada); Targol Mesbah (academician, USA); Lilián Raquel Galán Pérez (deputy of Parla Sur, Latin America); Sally Jackson (academician, USA); Verónica Mounier (academician, Mexico)