Ein Chinese reist nach Kurdistan
In der Hamburger „Galerie Gemüse“ ist eine Ausstellung mit Bildern aus Kurdistan des chinesischen Künstlers Ting Zhang eröffnet worden.
In der Hamburger „Galerie Gemüse“ ist eine Ausstellung mit Bildern aus Kurdistan des chinesischen Künstlers Ting Zhang eröffnet worden.
Der Künstler Ting Zhang stammt aus Dalian in China. Er studierte Malerei in China und Japan sowie an der Hochschule für bildende Künste (HFBK) in Hamburg. Seine Bilder von Guerillakämpfer*innen mit den großen Augen ziehen dich sofort in den Bann. Sie zeigen Ruhe, Entschlossenheit, Stärke und Gemeinschaft.
Ting wohnt nur einen Steinwurf von mir entfernt, trotzdem haben wir uns nie getroffen. Nun stellt er seine Bilder in der „Galerie Gemüse“ aus, einem Gemüseladen auf St. Pauli mit regionalen Bioprodukten. Die Ladengalerie ist ein Ort, an dem die Nachbarschaft zusammenkommt. Und nun auch wir. Es rührt ihn sehr an, als ich ihm Fotos aus den kurdischen Bergen zeige.
„Ich bin nach Hamburg gekommen, um Kunst zu studieren. Im Deutschkurs fragte man sich gegenseitig, woher man kommt. ‚Ich bin Ting aus China‘, sagte ich, andere sagten: ‚Ich komme aus Syrien, aber eigentlich bin ich Kurde‘ oder ‚Ich komme aus der Türkei, aber eigentlich bin ich Kurde‘. Als ich türkische Mitschüler fragte, sagten sie: ‚Das sind Terroristen‘. Dieser Konflikt hat mich interessiert, auch das Thema Identität. Auch ich frage mich manchmal, wer ich bin. Die Frauen auf dem Bild tragen keine Waffen, aber Uniformen. Auch die Polizisten tragen Uniformen. Wer entscheidet, wer von ihnen Terroristen sind? Mit meinen Bildern möchte ich Fragen stellen. Wofür kämpfen sie? Warum tragen sie Uniformen? Sie stehen eher symbolisch für Konflikte im Allgemeinen. Mich interessiert der Widerspruch.“
Über seine Reise nach Kurdistan erzählt er: „Mein Deutsch war zu schlecht, ich bestellte mir Bücher in Japan über die Kurden. 2012 reiste ich in die Türkei. 15 Tage bin ich alleine dort herumgereist. Ich war in Bitlis, Diyarbakir, Batman, Van und Urfa. Ich brauchte kein Hotel, überall wurde ich eingeladen. Sogar auf einer Beschneidungsfeier war ich, die Menschen waren sehr freundlich zu mir.“
Guerillakämpfer habe er nicht getroffen, die Bilder entstanden aus Fotorecherchen. 2013 wurden die Bilder schon einmal in der HFBK ausgestellt. „Auch in Berlin habe ich viele Kurden kennengelernt, in Dönerbuden zum Beispiel. In ihren Wohnungen hängen die Bilder von Öcalan, aber an ihren Geschäften kannst du nicht erkennen, dass sie Kurden sind. “
„Ich mag meine kurdischen Bilder“
„Da ich für mein Studium nach Hamburg gekommen bin, darf ich hier nur als Künstler arbeiten. Ich hatte mal einen Job in einer Küche, damit konnte ich meine Miete bezahlen und meinen Lebensunterhalt. Aber das wurde mir behördlich verboten. Ich darf nur von meiner Kunst leben, daher mache ich inzwischen alles, was gewünscht wird. Ich portraitiere sogar deine Katze.
Die kurdischen Bilder mag ich sehr, es würde mir schwerfallen, mich davon zu trennen, aber ich muss wie gesagt von der Kunst leben, daher würde ich sie auch verkaufen.“
Ting Zhangs Bilder sind noch bis zum 16. Juni in der Lange Straße 3 im Hamburger Stadtteil St. Pauli zu sehen.