Diskussion über die Verhinderung von „Ehrenmorden“ in Qamişlo

In Qamişlo haben Vertreter:innen von Frauen- und Jugendorganisationen sowie religiöser Einrichtungen und politischer Parteien über Möglichkeiten zur Verhinderung von sogenannten „Ehrenmorden“ diskutiert und eine Reihe Vorschläge verabschiedet.

In Qamişlo ist auf einem vom Frauenrat der PYD organisierten Symposium gegen Gewalt an Frauen über Lösungsmöglichkeiten diskutiert worden. Im ersten Teil des Symposiums ging es um die Ursachen von Feminiziden und die Auswirkungen religiöser und gesellschaftlicher Traditionen insbesondere im Zusammenhang mit sogenannten „Ehrenmorden“. Im zweiten Teil stellten die Rechtsanwält:innen Atiya Yusif und Luqman Ibrahim juristische Vorschläge zur Verhütung von Verbrechen an Frauen und Mädchen vor.

Atiye Yusif erklärte dazu: „Innerfamiliäre Gewalt ist eine Form des Feminizids und muss gesetzlich verboten werden. Männer gehen häufig davon aus, dass sie mit Frauen alles machen dürfen. Häusliche Gewalt wird oft toleriert und als legitim betrachtet. Wenn das familiäre und gesellschaftliche Umfeld Gewalt legitimiert, werden Männer zur Gewaltanwendung in der Familie ermutigt.“

Rechtsanwalt Luqman Ibrahim führte aus, dass die syrische Verfassung einen Paragrafen zu „Morden im Namen der Ehre“ enthält, der der französischen Gesetzgebung entnommen sei. Frankreich habe diesen Artikel jedoch bereits 1960 abgeschafft. Nach diesem Gesetz werden Frauenmörder mit zwei Jahren Gefängnis bestraft. Laut Ibrahim ist 2020 eine Gesetzesänderung eingeführt worden, die höhere Strafen in Fällen von Zwangsverheiratungen und „Ehrenmorden“ vorsieht.

Im Anschluss an die Referate fand eine Diskussion im Plenum statt. Das Symposium endete mit folgenden Feststellungen:

Gegen Verbrechen, die mit religiösen Motiven begründet werden, müssen religiöse Einrichtungen, Frauenorganisationen, zivilgesellschaftliche Organisationen und die Medien zusammenarbeiten. Die Medien müssen dazu beitragen, dass in der Gesellschaft ein Unrechtsbewusstsein über „Ehrenmorde“ entsteht. Männer sollen dazu motiviert werden, sich an Aufklärungsseminaren zu beteiligen.

„Alle Religionen sind gegen Massaker an Frauen“, heißt es weiter in den Beschlüssen. Religiös motivierte Femizide sind unakzeptabel. Religiöse Einrichtungen, zivilgesellschaftliche Organisationen und politische Parteien müssen zusammen gegen gesellschaftsschädigende Bräuche kämpfen. „Im Namen der Ehre“ begangene Morde müssen mit harten Strafen sanktioniert werden. Das Frauengesetz der Autonomieverwaltung muss umgesetzt werden. Innerhalb der Familien soll eine demokratische Kultur gefördert werden. Außerdem soll über die Sichtweise im Islam auf Frauenmorde informiert werden.