„Die Menschen in Mexmûr werden den Widerstand nicht aufgeben“

Nach dem türkischen Drohnenangriff auf das Flüchtlingslager Mexmûr in Südkurdistan hat die Bevölkerung des selbstverwalteten Camps ihren Widerstand demonstriert. „Wir werden nicht aufgeben“, sagte die Volksratsvorsitzende Filiz Budak.

Türkischer Drohnenterror in Kurdistan

Das Flüchtlingslager Mexmûr in Südkurdistan ist am Dienstagnachmittag aus der Luft bombardiert worden. Bei dem Drohnenangriff wurden drei Frauen verletzt. Die Bevölkerung des selbstverwalteten Camps protestierte noch am Abend mit einer Demonstration zum UN-Gebäude gegen die fortgesetzten Angriffe des türkischen Staates.


Bei den rund 12.000 Bewohner:innen handelt es sich zum größten Teil um Kurd:innen, die 1994 aufgrund der Zerstörung ihrer Dörfer durch das türkische Militär aus der Region Botan geflohen sind, sowie ihre Nachkommen. Das Lager wird seit 2017 immer wieder bombardiert, in den letzten fünf Jahren verübte das Erdogan-Regime 13 Luftangriffe auf die Bewohner:innen.

Filiz Budak, Ko-Vorsitzende des Volksrats von Mexmûr, erklärte am Dienstagabend vor dem UN-Gebäude, dass die Bevölkerung des Lagers mit den Angriffen eingeschüchtert und erneut vertrieben werden soll. „Die HPG haben 2023 offiziell mitgeteilt, dass sie sich aus dieser Region zurückgezogen haben. Das wissen auch die Regierungen des Irak und der Türkei. Die Angriffe werden trotzdem fortgesetzt. Das Hauptziel ist dabei, den Willen der seit dreißig Jahren gegen Unterdrückung Widerstand leistenden Menschen in Mexmûr zu brechen. Was auch immer getan wird, diese Menschen werden ihren Widerstand nicht aufgeben“, sagte Filiz Budak.

Kampf der Guerilla gegen den IS

Kämpfer:innen der Guerillaarmeen HPG und YJA Star waren 2014 aus den Bergen in die Region gekommen, um Şengal, Mexmûr und Kerkûk gegen die marodierenden Horden der Terrormiliz „Islamischer Staat“ zu verteidigen. Dadurch konnte unter anderem der Vormarsch des IS nach Hewlêr (Erbil) gestoppt werden. Hinterher kam PDK-Präsident Mesûd Barzanî persönlich nach Mexmûr, um sich bei der PKK-Guerilla für den Einsatz zu bedanken. Nach der Befreiung und Stabilisierung der Region wurde die Guerilla Schritt für Schritt abgezogen. Im Oktober letzten Jahres erklärten die HPG, dass der Rückzug aus Camp Mexmûr abgeschlossen ist.

Wo bleibt die irakische Souveränität?“

Wie Filiz Budak weiter mitteilte, befand sich zum Zeitpunkt des gestrigen Luftangriffs eine Abordnung des irakischen Migrationsministeriums in dem Lager. Die irakischen Vertreter hätten seit zwölf Tagen eine Volkszählung durchgeführt, angeblich für die Rückkehr der Vereinten Nationen (UN). Camp Mexmûr steht offiziell unter dem Schutz des UNHCR, die Organisation verließ das Lager jedoch 2014 aufgrund der IS-Angriffe und kehrte danach nicht mehr zurück.

Die Türkei habe Mexmûr trotz der Anwesenheit der irakischen Abordnung bombardiert, betonte Filiz Budak und sagte: „Wo bleibt die irakische Souveränität? Dieses Camp wird seit 2017 ständig bombardiert. Dutzende Menschen sind getötet und verletzt worden. Die irakische Regierung sagt nichts dazu. Es gibt seit dem Abkommen von Lausanne eine schmutzige Vereinbarung gegen das kurdische Volk. Als Bevölkerung von Mexmûr verurteilen wir den Verrat der Barzanîs und rufen zum Widerstand gegen die Angriffe auf uns und in Silêmanî und Rojava auf.“

Foto und Video © RojNews