Demonstration gegen Feminizid in Lavrio

Nach dem Mord an einer Schutzsuchenden aus Rojava durch ihren Ehemann in einer Unterkunft für Geflüchtete im griechischen Lavrio hat in der Gemeinde eine Demonstration gegen Feminizid stattgefunden.

In Lavrio in der griechischen Region Attika haben am Freitag Hunderte Menschen gegen Feminizid protestiert. Anlass war der gewaltsame Tod der kurdischen Schutzsuchenden Evin Ekrem Ali (35) aus Rojava, die vor zwei Tagen von ihrem Ehemann in einer im obersten Stock einer Polizeiwache gelegenen Unterkunft für Geflüchtete ermordet wurde.

Die Menschenmenge versammelte sich vor dem von Kurdinnen und Kurden bewohnten Lavrio-Camp, das seit Jahren nach einem demokratischen, ökologischen und frauenbefreienden Paradigma selbstverwaltet wird und in der gesamten griechischen Öffentlichkeit dafür bekannt ist. Hinter Transparenten mit den Aufschriften „Wir sind niemandes Ehre” und „Frauen bedeuten Leben – Leben darf nicht ausgelöscht werden” sowie Fotos der getöteten Schutzsuchenden aus dem nordostsyrischen Qamişlo, die vier Kinder hinterlässt, zog die Demonstration bis zum zentralen Platz in der Gemeinde Lavrio. Immer wieder fiel während dem Marsch lautstark die Parole „Jin, Jiyan Azadî“ (Frauen, Leben. Freiheit), Inhaber*innen angrenzender Geschäfte bekundeten ihre Unterstützung mit Applaus.

An dem Protest nahmen aber nicht nur die Camp-Bewohner*innen teil: auch die Einwohner*innen Lavrios und Vertreterinnen griechischer Frauenorganisationen waren anwesend.

„Frauen werden sich nicht patriarchalen Strukturen unterordnen“

Im Rahmen einer abschließenden Kundgebung hielt Felek Seçkin im Namen vom Camp-Lavrio eine Ansprache. Darin wies die Aktivistin darauf hin, dass Evin Ekrem Ali vor den Augen ihrer Kinder mit Messerstichen auf bestialische Weise getötet wurde. „Jeden Tag werden weltweit Dutzende, wenn nicht Hunderte Frauen von Männern ermordet. Diese Mentalität will, dass sich Frauen patriarchalen Strukturen unterordnen, um Feminizid zu legitimieren. Wir verabscheuen die Tötung von Frauen und verurteilen alle, die angesichts dieser Verbrechen schweigen, auf das Schärfste.“

Seçkin kritisierte zudem einige griechische Medien den Mord an Ali dem selbstverwalteten Camp Lavrio zuschieben wollten, um die Bewohner*innen als Menschen mit konservativen Werteverständnissen zu diffamieren. „Wo auch immer wir sind, setzen wir uns für das Paradigma Ökologie, Demokratie und Geschlechterbefreiung ein. Unsere Haltung ist das Erbe von Frauen wie Sakine Cansiz. Ob in Rojava oder anderen Regionen - kurdische Frauen leisten heute Pionierarbeit in Sachen Frauenbefreiung. Wir werden an diesem Widerstand festhalten.“

Nach der Kundgebung erschienen die Teilnehmer*innen noch zu einer bewegenden Trauerfeier für Evin Ekrem Ali im Lavrio-Camp.