Das Ezidinnen-Gefängnis in Raqqa

Nach der Eroberung von Raqqa beschlagnahmte der „Islamische Staat“ (IS) Privathäuser und nutzte sie als Gefängnis für die vor vier Jahren aus Şengal verschleppten Ezidinnen.

Nachdem der IS die nordsyrische Stadt Raqqa erobert hatte, nutzte er vor allem abgelegene Privathäuser als Gefängnis. Eines der beschlagnahmten Häuser war im Dorf Şêx al-Cuma südlich der Stadt und gehörte Mezlûh al-Ibrahim. Da es von Bäumen umgeben und nicht einsehbar war, eignete es sich gut als Gefängnis. Hier wurden ezidische Frauen festgehalten, die bei dem am 3. August 2014 begonnenen Angriff der Terrormiliz aus Şengal verschleppt wurden.

Den Bauern aus der Umgebung wurde die Feldarbeit in der Nähe des Hauses untersagt. Im Haus wurden die gefangenen Frauen psychisch und physisch gefoltert. Die Menschen aus der Gegend berichten von vielen gescheiterten Fluchtversuchen der Frauen. Wer in Verdacht geriet, den Frauen zu helfen, wurde öffentlich hingerichtet, sein Eigentum wurde geplündert. Augenzeugen erinnern sich an einen Neunzehnjährigen, der vor aller Augen getötet wurde, weil er den Frauen zu helfen versuchte und dabei erwischt wurde. Die Frauen wurden auf Sklavenmärkten in der Stadt verkauft, vor allem an ausländische Dschihadisten.

Der IS beschlagnahmte Wohnhäuser mit der Begründung, der Besitzer habe mit dem syrischen Regime oder den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) zusammengearbeitet. Als die Befreiungsoffensive der QSD auf Raqqa begann, wurde das als Frauengefängnis genutzte Haus zunächst vom IS in einen militärischen Stützpunkt umgewandelt und später bei den Befreiungsschlägen der QSD und der internationalen Koalition zerstört.