Darmstadt: Feministisch streiken gegen Patriarchat und Kapitalismus

Unter der Losung „Die Krise steckt im System - Feministisch streiken gegen Patriarchat und Kapitalismus” lädt das Bündnis Feministischer Streik Darmstadt zu einer Demonstration am 8. März plus interessantem Online-Programm ein.

Das Bündnis Feministischer Streik Darmstadt hat die Vorbereitungen für den diesjährigen Frauenkampftag so gut wie abgeschlossen und lädt nun zu einer Demonstration am 8. März in Darmstadt ein. Vom 11. März bis 20. April bieten die Initiator*innen, denen unter anderem der kurdische Frauenrat Roza und die Interventionistische Linke (IL) angehören, zudem ein interessantes und abwechslungsreiches Online-Programm zum Weltfrauentag an. In dem Aufruf heißt es:

8. März ist internationaler feministischer Kampftag! Ein Tag, an dem wir Frauen, Lesben, inter*, nicht-binäre, trans* und ageschlechtliche/agender Personen (kurz FLINTA) unsere Forderungen weltweit auf die Straße tragen und sichtbar machen. Wir stellen uns gemeinsam gegen unsere Unterdrückung und Ausbeutung, die seit Jahrhunderten durch Patriarchat und Kapitalismus fortbesteht. Mit unseren queer-feministischen Kämpfen stehen wir ein für: körperliche und sexuelle Selbstbestimmung, für gesellschaftliche Teilhabe, für ein Leben ohne Gewalt und Krieg, für und eine gerechte Verteilung von Ressourcen und Macht. Dabei verbinden wir uns mit anderen gesellschaftlichen Bewegungen gegen jegliche Form der Diskriminierung, für Klimagerechtigkeit und für einen grundlegenden Systemwandel.

Profite sind #systemrelevant - Wir sind #lebenswichtig!

Sorgearbeit wird überwiegend von FLINTA ausgeführt. Ob unsichtbar im Privaten mit Haushalt und Familie oder schlecht entlohnt und unter zum Teil miesen Arbeitsbedingungen im Gesundheitssystem oder in Erziehung und Bildung. Die Voraussetzungen, unter denen wir diese Arbeit leisten, waren schon vor Corona ungerecht, haben sich aber im vergangenen Jahr drastisch verschlimmert. Um die Wirtschaft am Laufen zu halten, erleben wir in vielen Familien ein Rollback in die 1950er Jahre. FLINTA müssen vermehrt zuhause bleiben, weil Betreuung und Beschulung in den eigenen 4 Wänden organisiert werden muss. Nebenbei soll oft noch die eigene Lohnarbeit im Home Office erledigt werden.Die Fälle von häuslicher Gewalt sind unter diesen Umständen erschreckend angestiegen. Das Gesundheitssystem, das vorher schon durch Profitorientierung an die Wand gefahren wurde, ist mit den vielen an Covid-19 Erkrankten völlig überlastet. Das medizinische Personal ist über die Maßen gefordert und außerdem einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Dafür gibt es zum Dank zwar Applaus, deshalb aber noch lange kein angemessenes Gehalt oder gute Arbeitsbedingungen. Hier zeigt sich: Corona ist das Virus, aber die Krankheit der Kapitalismus. Aufgrund patriarchaler Machtverhältnisse sind FLINTA besonders von den Auswirkungen der Pandemie betroffen.

Seit über einem Jahr nun hat die Corona-Pandemie uns und nahezu die ganze Welt in Beschlag genommen. Wir sind erschöpft, aber wir sind vor allem wütend. Denn selbst in der Pandemie werden männlich dominierte Industrien wie die Flug- und Automobilbranche mit Milliardenhilfen gesponsert. Währenddessen werden Familien, Care- und Pflegeberufe, Kulturschaffende, soziale Träger und Vereine, Soloselbstständige und Erwerbslose weitestgehend alleine gelassen. Sie erfahren nicht die dringend notwendige finanzielle Unterstützung. Dabei sind wir #lebenswichtig und nicht #systemrelevant!

Ciao Patriarchat! Am internationalen feministischen Kampftag raus auf die Straße!

Es liegt noch ein weiter Weg vor uns, doch an seinem Ende steht das gute Leben – für alle. Feminismus bedeutet für eine Gesellschaft zu kämpfen, in der wir nicht miteinander konkurrieren müssen um zu überleben. Eine feministische Utopie kann nur Wirklichkeit werden, wenn der Kapitalismus sein Ende findet.

Führen wir unseren Kampf für die Sichtbarkeit von Sorgearbeit im Privaten und bessere Bezahlung und Anerkennung der Arbeit im Pflege- und Bildungsbereich in diesem Jahr fort. Die feministischen Kämpfe für körperliche Selbstbestimmung und die legale Abtreibung in Polen und Argentinien machen uns Mut. In Argentinien konnte sogar mit #abortolegal und #esley der Schwangerschaftsabbruch bis zur 14. Woche errungen werden. Deshalb lasst uns gemeinsam am 8. März unsere Wut und Solidarität auf der Straße zum Ausdruck bringen. Lasst uns zusammen mit queer-feministischen Bewegungen in Kurdistan, Lateinamerika und weltweit gegen unsere systematische Unterdrückung kämpfen. Nieder mit Patriarchat und Kapitalismus!

Das Programm:

Die Krise steckt im System.
Feministisch streiken gegen Patriarchat und Kapitalismus
* Demonstration: 8.03.2021 | 16.30 Uhr | Friedensplatz, Darmstadt
https://fb.me/e/1SPQYN9lc
mit Abstand und Mund-Nase-Bedeckung

* Online-Programm
Einwahldaten und weitere Informationen auf www.fb.com/fstreikda
http://www.fb.com/fstreikda

• Feministische Perspektiven auf Soziale Arbeit
11.03.2021 | 17:00 Uhr
Alexandra Rau/Kathrin Schrader fragen: „Wer ist (k)eine Frau? Ein kurzer Input zur Performativität von Differenz in Bezug auf Sexarbeit und die Istanbul-Konvention“ (fachlicher Workshop)
https://www.facebook.com/events/257573239166051

• Buchvorstellung „Wir wissen was wir wollen“
15.03.2021 | 18:30 Uhr
Kern dieser Veranstaltung wird eine Buchvorstellung des Autorinnenkollektivs sein. Das Buch „Wir wissen was wir wollen“ zeigt die Kämpfe und Ansätze einer alternativen Gesellschaftsstruktur unter feministischen Gesichtspunkten in Nord- und Ostsyrien.
https://www.facebook.com/events/476581776697611

• Klimagerechtigkeit & Queerfeminismus
23.03.2021 | 19.00 Uhr
Vortrag und Diskussion mit Merle Groneweg. Dabei wird die Schnittstelle von Queerfeminismus und der Verkehrswende beleuchtet. Denn auch die Stadt-, Mobilitäts-, und Industriepolitik ist ein Spiegel globaler Machtverhältnisse. Im Vortrag wird es u.a. um Umweltrassismus, um die Folgen fossiler Produktion (Bsp.: Menschenrechtsverletzungen) und um den Rohstoffabbau in Ländern des Globalen Südens gehen.
https://www.facebook.com/events/2854508731470212

• Reproduktive Gerechtigkeit - globale Aspekte und 150 Jahre §218 in Deutschland
31.03.2021 | 18:30 Uhr
Referat von Susanne Schultz: Reproduktive Gerechtigkeit am Beispiel von Peru lateinamerikanischer Feminismus, dekolonialer Feminismus/ indigene Bewegung & Feminismus
https://www.facebook.com/events/546789112884605

• Schwarzer Feminismus in Brasilien
20.04.2021 | 18:30 Uhr
Referat von Marly Borges
Gemeinsam wollen wir mit der Referentin über Schwarzen Feminismus zu Zeiten Bolsonars sprechen.
https://www.facebook.com/events/289534315906052