Als Kurdisches Frauenbüro für Frieden rufen wir Frauen aus aller Welt dazu auf, sich am Weltwiderstandstag am 2. November zu beteiligen, um den Angriffskrieg des türkischen Staates auf Rojava/Nordostsyrien, und gleichzeitig auf die historische Frauenrevolution zu beenden.

Seit 2012 hat die Frauenrevolution in Rojava, als Meilenstein in der Geschichte der Frauenbefreiung, unsere kollektive Stellung in einer männerdominierten Welt erheblich gestärkt. Durch den Aufbau eines autonomen Frauensystems in der Form von Kommunen, Räten, Akademien und Kooperativen haben kurdische, arabische, syrische, assyrische, chaldäische, turkmenische, armenische und tscherkessische Frauen in der Region ihren entschiedenen Glauben an ein Leben in Freiheit bekundet. Durch die Schaffung von Alternativen für Demokratie und Gleichheit im Hier und Jetzt, einschließlich eines Frauendorfs inmitten des Krieges, hat das Frauen-geleitete Selbstverwaltungssystem gegen das System des IS gesiegt, indem es gegen das Prinzip von Herrschaft in allen Sphären des Lebens kämpft.

In Verletzung internationalen Rechts haben der türkische Staat und seine dschihadistischen Verbündeten seit dem Beginn des Angriffskrieges am 9. Oktober 2019 unzählige Kriegsverbrechen begangen, einschließlich Massakern gegen die Zivilbevölkerung. Eines ihrer ersten Verbrechen war die brutale Hinrichtung der kurdischen Politikerin und Frauenaktivistin Hevrin Khalaf. Zudem zeigt die Verstümmelung von Leichen weiblicher kurdischer Kämpferinnen, dass systematische Gewalt gegen Frauen ein strategisches Ziel dieses Angriffes darstellt. Die Methoden, die im türkischen Besatzungsversuch angewendet werden, ähneln denjenigen des IS. Die sexistische, nationalistische und autoritäre Regierung der Türkei unter Recep Tayyip Erdogan ist vielen der Regierungen ähnlich, die andauernd Wellen der Gewalt gegen Frauen freisetzen.

Die Angriffe des türkischen Staates sind auch ein Angriff auf die Möglichkeit der Menschen in der Region, friedlich zusammenzuleben. Die Demokratische Föderation Nord- und Ostsyrien, bestehend aus einem autonomen politischen, sozialen und ökonomischen System, schuf ein egalitäres Leben für alle ethnischen und religiösen Gemeinschaften. Zudem bot es hunderttausenden von Binnenvertriebenen aus Syrien und Geflüchteten aus dem Irak einen sicheren Hafen.

Der türkische Staat versucht nun, Gebiete wie Serêkaniyê (Ras al Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) zu besetzen, die zuvor vom IS belagert wurden. Im Ergebnis wurden hunderttausende von Menschen gezielt vertrieben. Gleichzeitig ermöglichte der Krieg des türkischen Staates es dem IS, sich neu zu organisieren und Attacken gegen die Zivilbevölkerung auszuüben.

Auch Kobanê, was den Anfang des Endes des IS markierte und zu einem Symbol der Hoffnung und der Kämpfe der Frauen geworden war, ist nun vom Projekt der ethnischen Säuberung der türkischen Armee bedroht. Vor fünf Jahren wurde der 1. November zum Welt-Kobanê-Tag erklärt, um den historischen Widerstand gegen den IS zu würdigen. In jenem Jahr wurden hunderte von Aktionen in der ganzen Welt durchgeführt. Jedes Jahr wird am Welt-Kobanê-Tag derer gedacht, die ihr Leben im Kampf gegen den IS gaben, um die Frauenrevolution zu verteidigen. Als die Frauen, die jetzt von einer NATO-Armee bombardiert werden, durch ihren Kampf tausende Frauen von Gewalt und Sklaverei unter dem IS befreiten, erklärten sie: „Wir haben die Frauenbefreiung durch unsere Opfer verteidigt. Unseren Kampf führen wir für alle Frauen der Welt.“

Es ist jetzt an der Zeit für Frauen in aller Welt, in der Verteidigung von Rojavas Frauenrevolution, die zu einer Quelle der Hoffnung und des Mutes der weltweiten Kämpfe für Demokratie und Freiheit geworden ist, Stellung zu beziehen. Dieses Jahr wird der 2. November den Weltwiderstandstag markieren, um die existentiellen Bedrohungen gegen Nord- und Ostsyrien aufzuhalten.

Wir rufen alle Frauenbewegungen, Feminist*innen, Frauenrechtsverteidiger*innen, und freiheitsliebende Frauen in aller Welt dazu auf, aufzustehen und die Frauenrevolution in Rojava und Nord- und Ostsyrien zu verteidigen! Beteiligt euch an lokalen Demonstrationen oder organisiert Aktionen wo immer ihr seid! Werdet kreativ – macht Banner und Plakate, Material findet ihr bei „Women Defend Rojava“. Sprecht durch eure Kunst und Musik! Lasst uns unser Beharren auf Leben geltend machen entgegen der Kräfte, die auf Gewalt gegen Frauen beruhen!

Gemeinsam werden wir die Besatzung beenden und die Frauenrevolution verteidigen!