Am 25. November sind anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen über 70 Menschen in Celle zu einer Lichterdemonstration zusammengekommen. Auf Initiative verschiedener feministischer und politischer Gruppen und Organisationen machten die Teilnehmenden mit einem kurzen Marsch, mehreren Redebeiträgen und Musik auf sexistische gewaltvolle Zustände weltweit aufmerksam.
„Geschlechtsbezogene Gewalt kommt in allen sozialen Schichten jeder Gesellschaft vor. Die Gewaltakte stehen im Zusammenhang mit politischen, öffentlichen und strukturellen Verhältnissen, die die Gleichberechtigung aller Geschlechter verhindern. Es liegt an uns, Widerstand dagegen zu leisten, Alternativen aufzubauen und eine befreite Gesellschaft zu erkämpfen!“, sagte Nina Binder von der feministischen Organisierung „Gemeinsam Kämpfen“. In der Veranstaltung kamen verschiedenste Emotionen zusammen: Während Trauer und Nachdenklichkeit in einer Schweigeminute Raum fanden, brachten Parolen bisweilen auch Wut zum Ausdruck. Immer wieder formulierten die Teilnehmenden aber gemeinschaftliche Stärke und Willen zu positiver Veränderung.
Täglich überlebt in Deutschland eine Frau einen Tötungsversuch durch einen Mann
Alle drei Tage ein Feminizid in Deutschland
Der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen fand in diesem Jahr zum 40. Mal statt. Das Datum geht auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal im Jahr 1960 zurück; diese hatten sich gegen die damalige Diktatur in der Dominikanischen Republik eingesetzt. Weltweit nutzen Aktivist:innen den Anlass, um auf die immer noch bestehende geschlechtsspezifische Gewalt hinzuweisen, etwa auf Feminizide, Zwangsprostitution, sexuellen Missbrauch, Sextourismus, Zwangsheirat, Vergewaltigung, Genitalverstümmelung und häusliche Gewalt. Auch in Deutschland wird durchschnittlich jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet, täglich überlebt eine Frau einen solchen Tötungsversuch.
Wie im Aufruf zur Demonstration bereits erwähnt war die Verbindung zwischen Krieg und Gewalt an Frauen ein weiteres zentrales Thema. So nehmen Vergewaltigungen und sexualisierte Übergriffe in Kriegssituationen signifikant zu. Besondere Verantwortung für die Versorgung ihrer Familien macht Frauen zusätzlich angreifbar.
Übergriffe gegen Frauen als Kriegswaffe
In vielen militärischen Konflikten werden Übergriffe gegen Frauen bewusst als Waffe und Druckmittel eingesetzt. So werden Frauen beispielsweise in den durch den türkischen Staat besetzten Teilen Kurdistans ihren Familien entrissen, durch sexualisierten Missbrauch in den Selbstmord getrieben, teilweise verschwinden sie schlichtweg. Aktivist:innen in Celle kritisierten in diesem Zusammenhang die Unterstützung solcher Kriege durch den deutschen Staat, da dieser Waffenexporte genehmigt und trotz gemeinsamer NATO-Mitgliedschaft Menschenrechtsverbrechen der Türkei stillschweigend in Kauf nimmt.
Bei der Abschlusskundgebung verlas eine Veranstaltungsteilnehmerin die bekannten Fälle von Feminiziden – also Morden an Frauen, weil sie Frauen sind – des letzten Monats im Deutschland. Außerdem entstand ein Foto, auf dem große Bilder von aufgrund ihres politischen Engagements ermordeten Frauen gehalten wurden.
Fotografin: Andrea Knoop
Aufrufende Gruppen
Aufgerufen zur Demonstration in Celle hatten folgende Gruppen und Organisationen: die feministische Organisierung „Gemeinsam Kämpfen“ für Selbstbestimmung und demokratische Autonomie; das Autonome Frauenhaus Celle; der kurdische Frauenverein HÊVÎ e.V. – Hilfe für Frauen in Not; der Dachverband des Êzîdischen Frauenrats e.V.; Linksjugend Solid Südheide; LIST (Land in Sicht Transition); der DGB