Ausstellungseröffnung und Gedenken an Ellen Jaedicke

Zum heutigen Weltfriedenstag wurde anlässlich des dritten Todestages von Ellen Jaedicke die Fotoausstellung „Rojava - Frühling der Frauen“ im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg eröffnet.

Zum heutigen Weltfriedenstag wurde anlässlich des dritten Todestages von Ellen Jaedicke vom Frauenrat Rojbîn und der Stiftung der freien Frauen WJAR die Fotoausstellung „Rojava - Frühling der Frauen“ im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg eröffnet.

Internationalistin und Feministin, die mit dem Herzen sah

Die Gedenktafel an Ellen Jaedickes Grab erzählt von einer Frau, die mit Liebe zu den Menschen nach Wegen für den Aufbau einer freien und solidarischen Gesellschaft suchte. Inspiriert von freiheitsliebenden Frauen der Geschichte und Gegenwart fand sie in der kurdischen Frauenbewegung die Stärke und Kollektivität, nach der sie sich immer gesehnt hatte.

Sie liebte es zu forschen und ging der Frage nach, wie eine andere Bildung und Wissenschaft aus Frauensicht aussehen kann. Sie war Mitorganisatorin der ersten Konferenz über Jineolojî (Wissenschaft der Frau) und des ersten Mesopotamischen Sozialforums in Amed (Diyarbakir) und der daraus entstandenen Kampagne Tatort Kurdistan. Sie organisierte sich in Frauenstrukturen, im Kurdischen Frauenbüro für Frieden Cenî, arbeitete in der Frauenbegegnungsstätte UTAMARA und im Kurdischen Frauenrat Rojbîn in Hamburg. In Kurdistan nannte man sie Stêrk, was Stern bedeutet.

Am 2. September 2016 verstarb Ellen Jaedicke an Krebs. Auf eigenen Wunsch wurde sie im Garten der Frauen beerdigt. Einem Ort, an dem die Erinnerung an Frauen mit ihren Lebensgeschichten und Kämpfen bewahrt und wertgeschätzt wird.

Rojava – Frühling der Frauen

In Bild und Schrift erzählt die gezeigte Ausstellung vom Kampf, der neben Ellen unzählige weitere Menschen weltweit inspiriert. Sie bringt den Besucher*innen die Region Rojava und ihre Revolution näher und erklärt die Grundsätze des demokratischen Konföderalismus in Nord- und Ostsyrien. Im Zentrum stehen, dem Titel entsprechend, die Strukturen der dortigen Frauenbewegung und die Rolle der Frau beim Aufbau der Kommunen, der Ökonomie, der Bildung und der Selbstverteidigung. „Die Entwicklungen in der Region werden oftmals als ‚Frühling der Völker‘ bezeichnet. Uns geht es darum, dass dies auch zum ‚Frühling der Frauen‘ wird“, wird Ilham Ahmed, Ko-Vorsitzende des Kongresses für ein Demokratisches Syrien, auf der Eingangstafel zitiert.

Die Besucher*innen erhalten Einblick in den Kampf um ein Leben ohne Unterdrückung des Assad-Regimes, des IS, durch türkische Besatzung wie in Afrin und ebenso gegen patriarchale Strukturen in der eigenen Gesellschaft. In den Kampf für eine humanistische Gesellschaft der Vielfalt, in der alle ethnischen und religiösen Gruppen ihren Platz haben.

Frauenkämpfe und -gemeinschaften verbinden

Ellen Jaedickes Lebensgeschichte steht dafür, Kämpfe für gesellschaftliche Befreiung miteinander zu verbinden, über Raum und Zeit hinweg Werte wie Freundschaft, Kollektivität und Solidarität zu spüren und zu leben.

In ihrem Sinne wurden auch an diesem Tag Brücken geschlagen, indem neben der Ausstellungseröffnung auch die Aufnahme historischer Grabsteine im Garten der Frauen gefeiert wurde. An diesem Ort der Erinnerung wird nun zwei weiterer widerständiger Frauen gedacht: Anne-Marie Vogler (*7. Juni 1892 in Altona; † 30. Mai 1983 in Hamburg), Bildhauerin, Grafikerin und während der NS-Zeit Mitglied der Widerstandsgruppe um Felix Jud, und Anna Banaschewski (*16. Mai 1901 in Welschbillig/Eifel; † 4. Mai 1981 in Hamburg), Reformpädagogin und Kunsthistorikerin, deren zitierte Worte aus einem Aufsatz, den sie schrieb, um Frauen zu motivieren, sich als Schulleiterinnen zur Verfügung zu stellen, nach wie vor von höchster Aktualität sind: „Wer nicht an Entscheidungen mitwirkt, über den wird verfügt. Das gilt im kleinen Rahmen der Schule und des Verbandes, wie es im größeren der Gesellschaft und des Staates gilt.“

Die Ausstellung „Rojava – Frühling der Frauen“ wird einen Monat lang im Garten der Frauen zu sehen sein.