In einem Hotel in Amed (tr. Diyarbakir) findet eine Tagung der Frauenbewegung TJA (Tevgera Jinên Azad) zu dem vor hundert Jahren abgeschlossenen Vertrag von Lausanne statt. An der Tagung nehmen Abgeordnete der Grünen Linkspartei (YSP), die Ko-Vorsitzende des alevitischen Verbands DAD, Kadriye Doğan, vom türkischen Innenministerium durch Zwangsverwalter ersetzte Bürgermeisterinnen aus kurdischen Gemeinden und Vertreter:innen verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen teil.
Diskutiert wird zu Themen wie „Mythen und Fakten des Abkommens von Lausanne“, „Hundert Jahre kultureller Widerstand gegen Lausanne“, „Minderheitensprachen im Vertrag von Lausanne“, „Kurdistan nach dem Lausanner Vertrag“ und „Auswirkungen auf die assyrische und alevitische Gemeinschaft“.
Çağlar Demirel: „Lausanne wurde ausschließlich von Männern abgeschlossen"
Die kurdische Politikerin Çağlar Demirel erklärte in der Begrüßungsrede, dass auf der Tagung die Auswirkungen der vor hundert Jahren in Lausanne getroffenen Entscheidungen diskutiert werden. Dabei soll es insbesondere um die kurdische, alevitische, assyrische, armenische und ezidische Gemeinschaft gehen. „Diese Diskussionen wurden bisher vor allem von Männern geführt. Auch der Vertrag von Lausanne wurde ausschließlich von Männern abgeschlossen. Wir werden darüber sprechen, wie mit männlicher Denkweise Frauen vernichtet, verleugnet und assimiliert wurden“, so Çağlar Demirel. „Wir Frauen haben in Mesopotamien Großes geleistet und großes Leid erlebt. Jetzt wollen wir darüber diskutieren, was wir nach diesem Jahrhundert machen wollen. Diese Auseinandersetzung ist für uns von großer Bedeutung. Frauen haben den Völkermord in den letzten hundert Jahren nicht akzeptiert und werden es auch weiterhin nicht tun. Wir wollen über den Zusammenhalt der Völker sprechen und gemeinsame Entscheidung treffen. Männer sind vielleicht nicht zu einer Einheit fähig, aber als TJA ist die Gemeinsamkeit der Völker ohnehin eine Grundlage unseres Kampfes.“
Demirel wies darauf hin, dass Kurdinnen und Kurden überall zum Jahrestag des Vertrags von Lausanne am 24. Juli über die Auswirkungen und ihre heutigen Forderungen diskutieren. Die Ergebnisse der Tagung in Amed sollen nach Abschluss veröffentlicht werden.