Aktionsplan für den 8. März in Celle und Frankfurt
In Celle und Frankfurt wird der 8. März kämpferisch und internationalistisch begangen. Das Motto lautet in diesem Jahr „Jin, Jiyan, Azadî“.
In Celle und Frankfurt wird der 8. März kämpferisch und internationalistisch begangen. Das Motto lautet in diesem Jahr „Jin, Jiyan, Azadî“.
Am 8. März ist internationaler Frauen*Kampftag. In vielen Orten werden die Veranstaltungen unter das Motto „Jin, Jiyan, Azadî“ – „Frau, Leben, Freiheit“ gestellt. So auch im niedersächsischen Celle. Dort rufen die feministische Ortsgruppe „Gemeinsam Kämpfen - für Selbstbestimmung und demokratische Autonomie“, das Autonome Frauenhaus Celle, der Dachverband des Êzîdischen Frauenrats e.V. (SMJE), der Frauen-, Divers-Personen- und Kinder-Brunch der Solidarischen Initiative Neuenhäusen, die Gruppe LiST (Land in Sicht Transition) sowie der DGB-Kreisvorstand gleich zu mehreren Aktionen am 8. März auf.
Um 16:30 Uhr findet, beginnend am Gertrud-Schröter-Platz (ehem. Thaerplatz), eine Demonstration durch die Celler Innenstadt statt. Die Devise lautet: „Jin, Jiyan, Azadî – Gemeinsam verteidigen wir das Leben!“. Die Demonstration wird gegen 17.30 Uhr mit einer Kundgebung auf dem Kleinen Plan abschließen.
Wie Miriam Wohlers von „Gemeinsam Kämpfen“ mitteilt, hat sich das Bündnis zeitlich mit dem MehrGenerationenHaus Celle abgestimmt – dort findet im Anschluss an die Demonstration und Kundgebung eine Podiumsdiskussion zu „Frauen Leben International“ statt.
Frankfurt: Kundgebung und Demonstration (all gender)
In Frankfurt am Main veranstaltet das Internationalistische Bündnis 8. März ebenfalls eine Kundgebung mit anschließender Demonstration. Treffpunkt ist um 17 Uhr die Konstablerwache. Im Aufruf des Bündnisses mit dem Titel „Heraus zum 8. März! Jin Jiyan Azadî“ heißt es:
Weltweit und tagtäglich missbraucht, tötet und greift uns das patriarchale und kapitalistische System an.
So auch im Fall des Feminizids an Jina Emînî, deren brutale Tötung durch die sogenannte Sittenpolizei der Islamischen Republik Iran weltweit eine Protestwelle entfachte. Ausgehend von Rojhilat (Ostkurdistan) verbreitete sich der Slogan „Jin Jiyan Azadî“ wie ein Lauffeuer und Jina Emînî wurde zum Symbol für alle, die seit tausenden von Jahren unter dem Patriarchat, Sexismus und Unterdrückung leiden, denn Jina Emînî ist kein Einzelfall!
Es war die kurdische Frauenbewegung in Bakur (Nordkurdistan), die in den 2000er Jahren zum ersten Mal in der Öffentlichkeit „Jin Jiyan Azadî“ rief. Es sind Vorreiter*innen des kurdischen Freiheitkampfes, wie Evîn Goyî und Nagihan Akarsel, die den Slogan prägten, und aus diesem Grund ermordet worden sind; nur durch ihre Mühen und ihren Kampf erlangt der Slogan heute einen universellen Charakter. Auch heute befinden sich aufgrund dieses Slogans weitere tausende politische Gefangene in Haft, weil sie für das kämpfen, was „Jin Jiyan Azadî“ bedeutet.
Der Slogan entstand durch die Gedanken von Abdullah Öcalan, der sich seit über 20 Jahren in Isolationshaft befindet. Er betont immer wieder die starke Verbindung zwischen der Freiheit der unterdrückten Frau und der Freiheit der Gesellschaft.
„Jin Jiyan Azadî" ist mehr als nur ein Slogan. Es ist eine Haltung und ein Aufruf zum Widerstand gegen Ausbeutung, Versklavung und Kolonialisierung des Lebens und der Freiheit! „Jin Jiyan Azadî“ steht für Frauen wie Marielle Franco, die feministische und antirassistische Kämpfe in Brasilien anführte. „Jin Jiyan Azadî“ hallt für alle, die der Gewalt des patriarchalen Systems entgegentreten: Frauen, Queers, Inter, Trans*, Agender und Nicht-Binäre Personen. „Jin Jiyan Azadî“ kämpft für alle Menschen, die nicht den gesellschaftlichen Rollen entsprechen und nicht cis-hetero lieben und leben.
Wir sehen, wie immer stärker versucht wird, diesen Slogan zu vereinnahmen, z.B. wenn deutsche Regierungspolitiker*innen sich ihn auf die Fahne schreiben, ist das pure Heuchelei. Es ist Heuchelei, weil immer noch Geld und Waffen an die Diktaturen geliefert werden, die „Jin Jiyan Azadî“ ersticken wollen; weil es letztes Jahr 117 Feminizide in Deutschland gab und Investitionen von hunderten Milliarden in Militär und Konzerne fließen statt in den Schutz von Betroffenen; weil wir durch Preiserhöhungen und geringeren Lohn dauerhaft in immer größere Abhängigkeit gedrängt werden. „Jin Jiyan Azadi“ bedeutet, genau dies zu bekämpfen.
Wir sehen an den Aufständen, Protesten und Revolutionen in der Welt, was wir erreichen können, wenn wir uns zusammenschließen!
Lasst uns also in Frankfurt gemeinsam unter dem Motto „Jin Jiyan Azadî“ den 8. März 2023, kämpferisch und lauthals auf die Straße gehen!
Wir rufen „Jin Jiyan Azadî“ und meinen damit:
█ Ein Ende jeglicher Form patriarchaler Gewalt
█ Unterstützung und Schutz von Betroffenen von patriarchaler Gewalt, mehr Plätze in Frauenhäusern
█ Körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung von Frauen, Lesben, inter, trans*, nicht-binären, agender und allen queeren Personen weltweit
█ Weg mit § 218, jetzt legale und sichere Schwangerschaftsabbrüche ermöglichen
█ Mehr sichere Räume in Frankfurt für patriarchal unterdrückte Menschen, gerade für diejenigen, die mehrfach betroffen von Diskriminierung sind
█ Eine Anpassung der Löhne an die Inflation und dass patriarchal unterdrückte Menschen den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit bekommen
█ Finanzielle und soziale Gleichstellung von Berufen, die hauptsächlich von patriarchal unterdrückten Menschen ausgeführt werden, wie Pflege-, Betreuungs- und Reinigungsberufe
█ Eine angemessene Bezahlung und gesetzliche Altersabsicherung für patriarchal unterdrückte Menschen, die bisher unbezahlte Aufgaben wie Kinderbetreuung, Haushalt und Pflege übernehmen und eine gerechte Aufteilung der Sorgearbeit
█ Runter mit den Preisen, wir wollen einen wirklichen Deckel der Strom-, Gas- und Mietpreise
█ Schluss mit der Unterstützung der menschenverachtenden Regime wie in Iran, Türkei und Afghanistan, statt leere Solidaritätsbekundungen
█ Ein Ende des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs der Türkei auf die Frauenrevolution in Rojava (Nord- und Ostsyrien)
█ Ein Ende der Kriminalisierung von Kurd*innen durch das PKK-Verbot und den Schutz von kurdischen Asylsuchenden