Şefika Gültekin vom Mörder ihrer Tochter verklagt

Gegen die Mutter der 2020 in der Türkei getöteten kurdischen Studentin Pınar Gültekin ist Anklage erhoben worden. Ihr wird vorgeworfen, den Mörder ihrer Tochter beleidigt zu haben.

Gegen die Mutter der 2020 in der Türkei ermordeten kurdischen Studentin Pınar Gültekin ist Anklage erhoben worden. Die Generalstaatsanwaltschaft Muğla sieht den Verdacht der Bedrohung und Beleidigung, wie die Behörde mitteilte. Als vermeintliches Opfer von Şefika Gültekin stellt sich Cemal Metin Avcı dar. Er hatte Pınar Gültekin im Juli vor zwei Jahren erst verprügelt, bevor er sie erwürgte. Dann versuchte er, ihren Körper in einem nahegelegenen Waldstück zu verbrennen. Als dies misslang, versteckte er die Leiche der 27-Jährigen in einem als Mülltonne benutzten Fass und übergoss dieses mit Beton.

Grundlage der Anklage gegen Şefika Gültekin ist nach Angaben von Rechtsanwalt Rezan Epözdemir, der die Nebenklage im Prozess gegen Avcı vertritt, eine Wehklage, die die Kurdin bei der Verhandlung im April vergangenen Jahres im Saal äußerte. Zuvor hatte der Angeklagte ihre Tochter als „Prostituierte“ bezeichnet und sich als deren „Opfer“ inszeniert. „Hier wird der seelische Schmerz einer Mutter, deren Tochter auf barbarische Weise getötet wurde, von der Staatsanwaltschaft in eine Bedrohung und Beleidigung gewidmet - auf Betreiben des Täters“, kritisierte Epözdemir. Frauenorganisationen bezeichneten den Schritt der Behörde als frauen- und menschenverachtend.

Die Anklageschrift ist bereits angenommen worden, das Verfahren wird vor der 1. Strafkammer des Landgerichts Muğla verhandelt. Sollte Şefika Gültekin verurteilt werden, droht ihr eine Haftstrafe in Höhe von bis zu vier Jahren und vier Monaten. Für den Prozessauftakt wurde der 12. Oktober anberaumt. Das im November 2020 eröffnete Verfahren um den Femizid an ihrer Tochter Pınar ist derweil noch nicht abgeschlossen worden. Die Anwälte des Täters reichen viele Anträge ein und zögern den Prozess systematisch hinaus.