15-Jährige in Soran von Vater erschossen

Im südkurdischen Soran ist eine 15-Jährige Opfer eines Femizids geworden. Bei dem Täter soll es sich um den Vater der Jugendlichen handeln.

In der Kurdistan-Region Irak (KRI) ist ein weiterer Femizid verübt worden. Bei dem Opfer handelt es sich um eine 15-Jährige, die nach Polizeiangaben in der Nacht zum Freitag in der nordöstlich von Hewlêr gelegenen Stadt Soran erschossen wurde. Als dringend tatverdächtig wurde der Vater der Jugendlichen festgenommen.

Insgesamt sechs Schussverletzungen weise der Körper der 2007 geborenen Schülerin auf, teilte die Bezirksdirektion zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen mit. Die Kugeln sollen aus einem Maschinengewehr der Marke Kalaschnikow stammen. „Als Grund für die Tötung seiner Tochter gab der Mann im Verhör an, dass das Kind mit zwei befreundeten Personen ausgegangen sei“, gab die Stelle weiter bekannt, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Gegen den Vater der Minderjährigen ist Untersuchungshaft angeordnet worden. Weitere Ermittlungen zum Tathergang und zu den Hintergründen seien im Gange, so die Polizei in Soran. Dem Mann drohe nun eine Anklage wegen vorsätzlichem Mord und lebenslange Haft nach Artikel 406 des irakischen Strafgesetzbuches.

Statistiken liefern dramatische Zahlen zu Gewalt an Frauen

Geschlechtsspezifische und patriarchale Gewalt bestimmt in Südkurdistan den Alltag vieler Frauen und Mädchen. Vergewaltigungen, schwere Körperverletzung, sexualisierte Nötigungen, Belästigungen, Ausbeutungen, Missbrauch und Femizide – die Facetten geschlechtsspezifischer Gewalt sind groß und betreffen Frauen und Mädchen aller sozialen Schichten und jeden Alters. Vor knapp zwei Wochen war mit der 20 Jahre alten Iman Sami Maghdid eine bekannte Frauenrechtlerin und Aktivistin in Hewlêr ermordet worden. Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um den Bruder der jungen Frau handeln.

Mindestens sechzehnter Femizid

Nimmt man die Zahlen der im Innenministerium der KRI angesiedelten Koordinierungsstelle zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, sind seit Anfang des Jahres mindestens sechzehn Frauen in der KRI und angrenzenden, aber als umstritten geltenen Regionen im südlichen Kurdistan Opfer eines Femizids geworden, elf dieser Morde ereigneten sich im Februar und März. Frauenorganisationen gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus: Oftmals würden Täter Szenen konstruieren, um Femizid als Selbstmord, Unfall oder natürlichen Tod aussehen zu lassen.