Nachdem bereits in den frühen Morgenstunden Aktivist*innen des Bündnisses „Rheinmetall Entwaffnen“ in Kassel die Ein- und Ausfahrten des West-Werks von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) blockierten, folgte nun eine zweite Blockadewelle. Seit 9:45 Uhr sind auch die Tore des Ost-Werkes des Rüstungskonzerns in der Wolfhager Straße blockiert. Die Aktivist*innen setzen im Rahmen des Blockadeaufbaus aufblasbare Würfel mit mehreren Kubikmetern Volumen ein, außerdem ist ein selbstgebauter Panzer Teil des Aktionsbildes. Mit ihren Aktionen fordert das Bündnis den Stopp der Waffenproduktion sowie der Rüstungsexporte.
„Kriegsgerät aus Kassel ist weltweit im Einsatz. Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall liefern an kriegsführende, oft faschistische und autokratische Staaten. In Syrien und dem Nordirak kämpft Erdogan und sein Terror-Regime mit deutschen Waffen gegen die Kurd*innen und in Jemen sind deutsche Exporte mitverantwortlich für die schlimmste humanitäre Katastrophe unserer Zeit. Die Bundesregierung genehmigt diese Exporte und macht sich so zur Mittäterin. Mit unserer Aktion heute wollen wir den Anfang vom Ende der deutschen Kriegsindustrie einläuten“, so Adila Dilaram vom antimilitaristischen Bündnis „Rheinmetall Entwaffnen“.
Als die Polizei versuchte, Angestellte durch einen Nebeneingang auf das Gelände zu schleusen, wurde auch dieser noch spontan blockiert. Somit mussten viele Angestellte auf dem Weg zur Arbeit wieder umkehren. Die Blockaden liefen von Seiten der Aktivist*innen friedlich ab – nur die Polizei drängelte und schubste, um sich Platz zu verschaffen oder zu provozieren.
Schon Nationalsozialismus in Kassel aufgerüstet
Aus Kassel wurde schon der Nationalsozialismus aufgerüstet und auch heute noch wird Deutschland und die Welt mit Waffentechnik aus Kassel versorgt. Damit ist Kassel ein Hotspot der deutschen Rüstungsindustrie. Krauss-Maffei Wegmann produziert hier unter anderem die Panzer Leopard 2 und Puma, und lieferte in der Vergangenheit zum Beispiel an Katar und die Türkei. Panzer, die hier geplant, hergestellt und gewartet werden, sind weltweit in bewaffneten Konflikten im Einsatz. Dort sorgen sie für Tod, Vertreibung und Flucht.
Deutsche Konzerne verdienen doppelt am Geschäft mit dem Tod
„Während sich Europa an den Außengrenzen einmauert, werden weiter Waffen an Staaten geliefert, die das Völkerrecht brechen und Verbrechen an der Zivilbevölkerung verüben. Das führt dazu, dass Menschen ihr Zuhause verlassen müssen. Ein großer Teil bleibt als Binnengeflüchtete in der Region und ist weiter potenziell bedroht. Und die wenigen, die den Weg nach Europa wagen, werden hier oft mit den selben Waffen, vor denen sie fliehen, abgewehrt. So verdienen deutsche Konzerne gleich zwei mal am Geschäft mit dem Tod. Wir fordern deshalb offene Grenzen und die Bekämpfung der zentralen Fluchtursache Krieg durch den Stopp der Rüstungsproduktion“, sagte die „Rheinmetall Entwaffnen“-Aktivistin Carola Palm.
Demonstration um 16 Uhr
Das Bündnis „Rheinmetall Entwaffnen“ gründete sich 2018 nach dem türkischen Angriff auf Efrîn (Afrin) in Nordsyrien. Bereits 2018 gab es am Produktionsstandort von Rheinmetall in Unterlüß ein Protestcamp und kleinere Blockaden. Letztes Jahr kamen dann mehr als doppelt so viele Aktivist*innen und blockierten Zufahrten zum dortigen Werk für mehr als 24 Stunden. Dieses Jahr wurde das Camp aufgrund von Corona abgesagt und der heutige Aktionstag in Kassel geplant. Um 16 Uhr wird es noch eine Demonstration geben. Startpunkt ist der Halitplatz.