Zum 25. Todestag: Gedenken an Taylan Özgür Kahraman

Am 21. Dezember 1998 setzte Taylan Özgür Kahraman in einem Düsseldorfer Wald seinem Leben ein Ende – aus Protest gegen das internationale Komplott gegen Abdullah Öcalan. Am Ort seiner Selbstverbrennung wurde an ihn erinnert.

In Düsseldorf ist Taylan Özgür Kahraman gedacht worden. Anlass war der 25. Todestag des jungen Kurden, der seinem Leben am 21. Dezember 1998 ein Ende setzte. Er hatte sich mit Benzin überschüttet und dann selbst angezündet, um gegen das „internationale Komplott“ an Abdullah Öcalan zu protestieren. Dieser Piratenakt hatte mit der erzwungenen Ausreise des kurdischen Vordenkers aus Syrien am 9. Oktober jenes Jahres seinen Anfang genommen und war am 15. Februar 1999 in seine Verschleppung aus Kenia in die Türkei gegipfelt, wo er noch heute in Isolationshaft auf der Gefängnisinsel Imrali festgehalten wird.

Zu dem Gedenken für Taylan Özgür Kahraman versammelten sich Familienangehörige, frühere Weggefährtinnen und Freunde am Donnerstag am Ort seiner Selbstverbrennung, dem Grafenberger Wald. Unter den Anwesenden war auch die Mutter Şengê Kahraman. Sie beschrieb ihre Gefühlslage als Mutter eines Gefallenen und wies auf die Bedeutung des weltweit geführten Widerstands gegen die Isolation auf Imrali hin. Außerdem verlas Kahraman einen Brief, den sie ihrem Sohn geschrieben hat. Nach weiteren Reden von Aktivistinnen der kurdischen Frauenbewegung wurden Kerzen gezündet und Blumen an der Stelle niedergelegt, an der sich Taylan Özgür Kahraman selbst verbrannt hatte.


Über das Leben von Taylan Özgür Kahraman

Taylan Özgür Kahraman wurde am 27. März 1977 in Xozat in der nordkurdischen Provinz Dersim geboren, dort wuchs er bis zum zwölften Lebensjahr auf. Er war der jüngste von drei Brüdern. In seinem Heimatdorf ging er zur Schule, bis er 1988 nach Deutschland kam, wo er die Gesamtschule besuchte. Die kurdische Befreiungsbewegung lernte er als Zwölfjähriger kennen – unter anderem auf den zahlreichen kulturellen Veranstaltungen, bei denen er seinen Vater, den Sänger Cömert Kahraman, mit der Tenbûr begleitete.

Die Tatsache, dass seine Familie die PKK unterstützte, hatte starken Einfluss auf Taylan Kahraman. So wurde er als Jugendlicher dabei erwischt, als er „Bijî Kurdistan" (Es lebe Kurdistan) an die Wand seiner Schule schrieb. Die nachfolgende Ermittlung und eine Geldstrafe stärkten seine Bindung an die Bewegung. Ende 1998 kam Abdullah Öcalan nach Europa, nachdem die USA und Türkei Syrien mit Krieg gedroht hatten, sollte dem PKK-Begründer weiterhin Gastrecht gewährt werden. Es folgte ein Massenprotest von Kurdinnen und Kurden weltweit.

Taylan Özgür Kahraman

Zwischen dem 9. Oktober und Anfang Dezember 1998 verbrannten sich in Kurdistan und Europa insgesamt 19 junge Menschen aus Protest gegen die erzwungene Ausreise Öcalans aus Syrien. Auch Taylan Kahraman war in großer Aufregung, wie seine Eltern damals in einem Interview äußerten. Mit einem Freund diskutierte er immer wieder über diese Aktionsform, obwohl Öcalan und die kurdische Befreiungsbewegung die Selbstverbrennung als Protestform schon länger kritisierten. Als Kahraman dann am 21. Dezember 1998 zusätzlich erfuhr, dass sein älterer Bruder Sinan Cemgil wenige Monate zuvor als Guerillakämpfer der ARGK (Vorgängerorganisation der HPG) in den Bergen Kurdistans gefallen war, setzte er seinem Leben ein Ende. Neben seiner Leiche wurde ein Foto von seinem Bruder Sinan und eines von Abdullah Öcalan gefunden.