ZeroCovid-Day: Schutz für Menschen statt Schutz für Profite

Die Kampagne ZeroCovid protestierte in mehreren Städten vor Betrieben und leerstehenden Hotels gegen die staatliche Corona-Politik, die dem Schutz von Wirtschaft und Profiten mehr Priorität einräumt als dem Schutz von Menschen vor Krankheit und Tod.

In mehreren Städten riefen Aktivist*innen der ZeroCovid-Kampagne einen #ZeroCovidDay aus und protestierten mit öffentlichen Aktionen vor Betrieben und derzeit nicht genutzten Hotels. Sie fordern einen weitreichenden, solidarischen Shutdown der Wirtschaft und ein Ende der Sammelunterbringung von Geflüchteten und Obdachlosen. Der Protest auf der Straße wurde digital begleitet auf verschiedenen sozialen Netzwerken.

„Schluss mit der Arbeit in Büros und Fabrikhallen, mit den vollen Bussen und Bahnen! Wir brauchen einen bezahlten Corona-Urlaub für alle, die keine lebensnotwendige Arbeit verrichten. Der gegenwärtige Privat-Lockdown unter weitgehender Schonung der Wirtschaft reicht nicht aus, um die Infektions- und Todeszahlen schnell zu senken und eine dritte Welle zu verhindern,“ erklärt Berena Yogarajah von der #ZeroCovid-Gruppe in Köln.

Ziel der Initiative ist eine wirksame Pandemiebekämpfung durch einen europäischen solidarischen Shutdown. Seit dem dem Start der #ZeroCovid-Kampagne am 14. Januar 2021 haben schon mehr als 90.000 Menschen den Aufruf unterschrieben. „Doch die Politik stellt noch immer das Interesse der Wirtschaft über die Gesundheit der Bevölkerung. Während täglich fast 1.000 Menschen an Covid-19 sterben, beginnt die nächste absurde Diskussionsrunde über Lockerungen. Deswegen erhöhen wir jetzt den Druck für eine schnelle und konsequente Bekämpfung der Pandemie,“ wie Christoph Kleine von #ZeroCovid Hamburg den heutigen Aktionstag begründet.

Schutz für Menschen statt Schutz für Profite

Priorität müsse dem Schutz von Menschen vor Krankheit und Tod eingeräumt werden, nicht dem Schutz von Wirtschaft und Profiten. Die derzeit sinkenden Infektionszahlen dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Pandemie noch längst nicht überwunden ist. Durch die Virus-Mutationen drohe eine dritte Welle, und die Rufe der Wirtschaft nach Lockerungen seien eine Gefahr für Leben und Gesundheit der Bevölkerung. Das Ziel sind null Infektionen und ein solidarischer Shutdown im Gegensatz zur „inkonsequenten, gefährlichen und unsolidarischen Coronapolitik in Deutschland und in ganz Europa,“ heißt es in dem Zero-CovidAufruf.

Die Hoffnung auf Impfungen biete keinen schnellen Ausweg, stellen die ZeroCovid-Aktivist*innen fest: “Auch wenn jetzt die Impfungen begonnen haben, werde es noch Monate oder Jahre dauern, bis ein wirksamer Schutz für alle erreicht ist. Wir lehnen den aufkommenden Impfnationalismus ab. Der Streit der reichen Länder darüber, wer wann wie viele Impfdosen bekommt, während der überwiegende Teil der Menschheit einfach vergessen wird, ist unwürdig. Die Impfstoffe gehören nicht den Pharmaunternehmen und nicht den Staaten, sondern müssen als ein globales Gemeingut behandelt werden, das weltweit allen Menschen gleichermaßen nur nach dem Grad ihrer Schutzbedürftigkeit zur Verfügung gestellt wird.“

Um den Druck zu erhöhen und gleichzeitig aufzuzeigen, was ein „solidarischer Shutdown“ meint, standen heute Aktivist*innen unter anderem in Berlin, Hamburg, München, Köln, Münster, Darmstadt, Nürnberg und Göttingen vor Betrieben, die nicht „systemrelevant“ sind und zum Beispiel Waffen, Autos oder Flugzeuge herstellen. Auch Arbeitsstätten, die ihren Mitarbeiter*innen Home-Office verweigern sowie leerstehende Hotels wurden aufgesucht. In ihnen könnten infektionssicher Wohnungslose oder Geflüchtete untergebracht werden, die derzeit noch in Sammelunterkünften zusammen gepfercht leben müssen.

Bezahlter Corona-Urlaub für alle

Bei allen Aktionen wurde betont, dass sie sich nicht gegen die Beschäftigen der Betriebe richten: „Ein solidarischer Shutdown, wie wir ihn fordern, soll aus den Vermögen und Einkommen der Reichen und Superreichen bezahlt werden, die auch während der Pandemie immer reicher geworden sind. Für die Beschäftigen fordern wir dagegen einen Shutdown bei vollem Lohnausgleich, bezahlten Corona-Urlaub für alle, die nicht in der unmittelbaren Daseinsfürsorge arbeiten.“ Die Kritik gilt der bisherigen Corona-Politik einer neoliberaler Pandemiebekämpfung durch staatlich verordnete Lockdowns. Diese seien gescheitert. Jetzt müsse die Wirtschaft so weit wie möglich heruntergefahren und ein „Rettungspaket für alle“ geschnürt werden. Nicht Wirtschaft und Profite, sondern der Schutz von Menschen habe Priorität.

Bei den Aktionen mit jeweils nur wenig Beteiligten wurde streng auf Infektionsschutz geachtet. An Betriebsstätten, die stellvertretend für das Gegenteil einer solidarischen Pandemiebekämpfung stehen, prangerten die Aktivist*innen an, dass nicht-systemrelevante Konzerne weiter produzieren, während das Privatleben eingeschränkt wird. Beim Rüstungskonzern Diehl zum Beispiel fragten die Aktivist*innen „Bombengeschäft trotz Corona?“ und kritisierten, dass staatliche Ausgaben für Waffen und Rüstung steigen statt in den Gesundheitssektor oder technische Ausstattung für Schulen zu investieren. Andere Gruppen forderten die Auflösung von Sammellagern für Geflüchtete, die oft wochenlang unter Quarantäne stehen und keine ausreichenden Infektionsschutz bieten. Leer stehende Hotels könnten genutzt werden, um Schutzsuchende aus Massenunterkünften während der Pandemie kostenlos und menschenwürdig unterzubringen.

Gleichzeitig mit dem ZeroCovid-Day startete eine breit angelegte Social-Media-Kampagne unter dem Hashtag #CovidAtWork. Berufstätige werden dazu ermuntert, ihre Geschichten aus der Arbeitswelt zu teilen und zu beschreiben, wo der Infektionsschutz vernachlässigt wird, wo sinnlose Meetings abgehalten oder Produkte hergestellt werden, die während der Pandemie niemand braucht.

Homepage der Kampagne mit Erstunterzeichner*innen: https://zero-covid.org
Online-Petition: https://weact.campact.de/p/ZeroCovid
Facebook: https://www.facebook.com/ZeroCovidGerman
Twitter: https://twitter.com/zeroCovid_DACH
Instagram: https://www.instagram.com/zerocovid_de