Xanim Eyo: Öcalans Freiheit ist unsere Freiheit

Rechtsanwältin Xanim Eyo aus Nordostsyrien erklärte in Genf, dass die Isolation von Abdullah Öcalan und die Angriffe auf Rojava dasselbe Ziel verfolgen. Der türkische Staat wolle das Paradigma des kurdischen Vordenkers weltweit eliminieren.

Die Rechtsanwältin Xanim Eyo ist mit einer Delegation aus der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien nach Europa gekommen, um über zweieinhalb Millionen für die Freiheit von Abdullah Öcalan gesammelte Unterschriften an das Komitee des Europarats zur Verhütung von Folter (CPT) und das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR) zu übergeben. Sie ist Mitglied im Verband der Anwältinnen und Anwälte in Nordostsyrien und Sprecherin der syrischen Anwaltsinitiative für die Freiheit von Öcalan und sagt, dass die Revolution in Rojava die praktische Umsetzung des von dem kurdischen Vordenker entwickelten Paradigmas ist. „Was wir bis heute erreicht haben, basiert auf diesem Paradigma. Deshalb betrachten wir Abdullah Öcalans Freiheit als unsere eigene Freiheit“, so die Anwältin.


Internationale Rechtsstandards sollen Geltung finden

Die Delegation aus Nordostsyrien sei nach Europa gekommen, um mit hiesigen Organisationen und Institutionen sowohl über die Isolation von Abdullah Öcalan als auch über die Angriffe der Türkei auf die Autonomieregion und die Menschenrechtsverbrechen in den türkischen Besatzungszonen Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî zu sprechen, erklärte Xanim Eyo: „Wir haben uns wegen Abdullah Öcalan an Institutionen in Europa gewandt. Er wird vollständig isoliert und es gibt seit fast zweieinhalb Jahren kein Lebenszeichen von ihm. Auch seine Familie und sein Rechtsbeistand haben keinen Kontakt zu ihm. Deshalb haben wir in Rojava eine Unterschriftenkampagne gestartet. Die gesammelten Unterschriften haben wir mit einem entsprechenden Dossier zuerst beim CPT in Straßburg und anschließend beim OHCHR in Genf eingereicht. Wir sind in beiden Institutionen positiv empfangen worden. Die Zuständigen haben zugesagt, sich mit diesem Thema zu befassen.“

Über die Besatzungsangriffe des türkischen Staates gesprochen

Ein weiteres Thema seien die Angriffe des türkischen Staates auf Rojava gewesen, erklärte die Rechtsanwältin: „Der türkische Staat greift Rojava jeden Tag an. Bei diesen Angriffen kommen viele Menschen ums Leben, darunter auch viele Zivilpersonen. Wir haben auch darüber gesprochen. Uns wurde zugesagt, dass unser Anliegen an die zuständigen Stellen weitergeleitet wird.“

Die Angriffe gelten Öcalans Gedanken

Die Isolation von Abdullah Öcalan als Repräsentant des kurdischen Volkes sei einzigartig auf der Welt, sagte Eyo und fuhr fort: „Der türkische Staat will eine Distanz zwischen Rêber Öcalan und der Bevölkerung des Nahen Ostens, insbesondere dem kurdischen Volk, schaffen. Er will das von ihm vorgelegte Paradigma einer demokratischen Nation zerstören und verhindern, dass diese Gedanken die Menschen erreichen. Das Modell der demokratischen Nation ist eine realistische Lösung. Das ist auf der ganzen Welt bekannt, deshalb wird der türkische Staat von anderen Staaten unterstützt. Diese Tatsache steht hinter allen stattfindenden Angriffen.“

Anwaltsinitiative setzt den Kampf gegen die Isolation fort

Wie Xanim Eyo berichtete, haben sich alle Gruppen aus dem Bevölkerungsmosaik Nordostsyriens an der Kampagne beteiligt, auch in Aleppo, Damaskus, dem Libanon und in Südkurdistan wurden Unterschriften gesammelt. Die Anwaltsinitiative will ihren Kampf gegen die Isolation von Öcalan fortsetzen. Eyo wies darauf hin, dass im Nahen Osten mit dem von Öcalan entwickelten Paradigma eine neue Zeit begonnen hat: „Seit der Revolution von Rojava sind elf Jahre vergangen. Das Paradigma einer demokratischen Nation wird mit dieser Revolution in die Praxis umgesetzt. Es ist für uns von großer Bedeutung. Was wir bis heute erreicht haben, ist diesem Paradigma zu verdanken. Deshalb betrachten wir Rêber Öcalans Freiheit als unsere eigene Freiheit. Das gilt auch nicht nur für uns, sondern für alle unterdrückten Völker.“

Auch für das kurdische Volk gelten die Menschenrechte

Im Verweis auf die Verantwortung Europas erklärte Xanim Eyo: „Die Genfer Konventionen haben einen hohen Stellenwert für die Menschenrechte. Seit 1948 wird über Menschenrechte gesprochen und es wird gegen die Verletzung der Rechte und Freiheiten von Menschen gekämpft. Was in dieser Konvention steht, muss in die Praxis umgesetzt werden. Deshalb sind wir nach Europa gekommen. Die verantwortlichen Institutionen müssen ihre Aufgabe erfüllen. Die Menschenrechte gelten auch für das kurdische Volk.“

Wir wollen Nachricht von Öcalan

Rechtsanwältin Xanim Eyo appellierte zuletzt an internationale Menschenrechtsinstitutionen und sagte: „Die Isolation von Abdullah Öcalan muss sofort aufgehoben werden. Er muss Kontakt zu seinen Angehörigen und seinen Anwältinnen und Anwälten haben. Wir sind in großer Sorge um sein Leben. Alle machen sich Sorgen. Wir wollen umgehend eine Nachricht von ihm erhalten. Des Weiteren gehen die Angriffe des türkischen Staates auf Rojava weiter. Internationale Menschenrechtsinstitutionen sollten eine Delegation nach Rojava entsenden, um die Angriffe festzustellen und dagegen zu intervenieren. Das Schweigen und die Ignoranz müssen ein Ende haben. Wir laden alle Menschenrechtsinstitutionen zum Handeln ein.“