Wirtschaftskrise in der Türkei: 76 Selbstmorde seit Jahresbeginn

Seit Jahresbeginn haben in der Türkei 76 Menschen aufgrund von wirtschaftlichen Problemen Selbstmord begangen. Bei Arbeitskämpfen sind innerhalb von zehn Monaten 1460 Werktätige festgenommen worden.

Nach Angaben der Demokratischen Partei der Völker (HDP) haben innerhalb von zehn Monaten 76 Personen aus wirtschaftlichen Gründen in der Türkei Selbstmord begangen. 28 weitere Personen überlebten Suizidversuche. Das geht aus einem Bericht der Arbeitskommission der Partei hervor, den der HDP-Abgeordnete Necdet İpekyüz dem türkischen Minister für Arbeit und soziale Sicherheit, Vedat Bilgin, im Rahmen der parlamentarischen Haushaltsdebatte vorgelegt hat.

Der 514 Seiten lange Bericht umfasst die festgestellten Rechtsverletzungen und Todesfälle im Arbeitssektor im Zeitraum zwischen Januar und Oktober 2021. Darüber hinaus werden Arbeitskämpfe und die Forderungen von Werktätigen dokumentiert. In dem Bericht sind auch Zahlen zur herrschenden Inflation und Armut in der Türkei enthalten.

1460 Festnahmen bei Arbeitskämpfen

Einige Schlaglichter aus dem Bericht über die ersten zehn Monate des Jahres sind folgende:

  • Arbeiter:innen haben sechzig Mal einen Streik beschlossen, durchgeführt wurden nur 18 Streiks.

  • Mindestens 99 Mal wurden Arbeiterproteste oder die schlichte Abgabe von Erklärungen von Sicherheitskräfte unterbunden. Bei den stattgefundenen Polizeiinterventionen sind 1460 Arbeiter:innen festgenommen worden.

  • Laut den Berichten des Netzwerks ISIG, das sich für die Gesundheit und Sicherheit von Werktätigen einsetzt, sind 1847 Arbeiter:innen aufgrund ihrer Tätigkeit ums Leben gekommen, 1436 erlitten Verletzungen.

  • Durchschnittlich haben jeden Monat 19 Protestaktionen von Arbeiter:innen stattgefunden.