Juli: Mindestens 146 Tote durch Lohnarbeit

Das zivilgesellschaftliche Netzwerk ISIG gibt die Zahlen der durch die Arbeitsbedingungen getöteten Arbeiter:innen in der Türkei und Nordkurdistan für den Monat Juli bekannt. In einem Monat wurden 146 Todesfälle, zehn von ihnen Minderjährige, registriert.

Das zivilgesellschaftliche Netzwerk ISIG erfasst systematisch die als „Arbeitsmorde“ betrachteten Todesfälle durch die Arbeitsbedingungen in der Türkei. Für den Monat Juli konnte das Netzwerk den Tod von 146 Arbeiter:innen feststellen. Es handelt sich um 133 Männer und 13 Frauen. Zehn der 146 Getöteten sind minderjährig, drei von ihnen sogar unter 13 Jahren. Die meisten Todesfälle traten in der Land- und Forstwirtschaft, im Baugewerbe, auf der Straße, im Transportwesen, im Handel, im Büro, im Bildungswesen, im Bergbau, in der Metallverarbeitung, der Energieversorgung, der kommalen Arbeit und in der Chemieindustrie sowie im Beherbergungswesen auf. Unter den Getöteten befinden sich 24 Feldarbeiter:innen und 21 Bäuer:innen. Zu den häufigsten Todesursachen gehören Verkehrsunfälle, Stürze aus großer Höhe, Quetschungen, Herzinfarkte, Stromschläge, Explosionen, Verbrennungen und Gewalt. Die meisten der Todesfälle wurden in der Region Istanbul registriert.

COVID-19 ist eine Krankheit der Arbeiterklasse“

Das Netzwerk berichtet weiter: „Es ist 17 Monate her, seit der erste Fall von COVID-19 in der Türkei gemeldet wurde. Soweit wir feststellen können, sind mindestens 1168 Arbeiter:innen an COVID-19 gestorben und Zehntausende von Arbeiter:innen erkrankt. Fast alle der Tausenden von weiteren Todesfällen sind Familienmitglieder von Arbeiter:innen und Rentner:innen, also die vorherige Generation von Arbeiter:innen. Das belegt deutlich, dass COVID-19 eine Krankheit der Arbeiterklasse ist.“

Schwierige Ermittlungen der Todesfälle

Das Netzwerk recherchiert die Todesfälle von Arbeiter:innen aus der regionalen, nationalen und internationalen Presse sowie mit Hilfe der Beschäftigten und der Sicherheitsbeauftragten von Betrieben und Berufsorganisationen. So konnten im Juli 146 solche Todesfälle festgestellt werden. Eine sicher unvollständige Bilanz, denn gerade im informellen Sektor, der insbesondere in der Landwirtschaft in der Türkei und Nordkurdistan riesig ist, werden Todesfälle immer wieder vertuscht.

Eine Halbjahresbilanz des Jahres 2021 sieht nach den Recherchen von ISIG folgendermaßen aus:

Januar: 203
Februar: 142
März: 144
April: 257
Mai: 236
Juni: 173
Juli: 146

Damit sind mindestens 1301 Arbeiter:innen durch die Arbeitsbedingungen in der Türkei und Nordkurdistan in diesem Jahr getötet worden.