„Wir akzeptieren die durch Kurdistan gezogenen Grenzen nicht“

Die kurdischen Jugendbewegungen TCŞ und Teko-Jin haben vor dem UN-Sitz in Genf gegen den türkischen Expansionismus protestiert und erklärt, die vor 99 Jahren durch den Vertrag von Lausanne festgelegten Grenzen durch Kurdistan nicht zu akzeptieren.

Die seit dem 25. Januar 2021 jeden Mittwoch stattfindende Protestaktion vor dem UN-Sitz in Genf wurde diese Woche von Aktivist:innen der kurdischen Jugendbewegungen TCŞ und Teko-Jin übernommen. Eingeleitet wurde die Kundgebung mit einer Schweigeminute im Gedenken an die YPJ-Kommandantinnen Jiyan Tolhildan und Roj Xabûr und die YAT-Kämpferin Barîn Botan, die letzte Woche bei einem türkischen Drohnenangriff in Qamişlo ums Leben kamen.

Nach der Schweigeminute wurde im Namen von TCŞ und TekoJIN eine Erklärung abgegeben, in der auf die türkische Invasion in Südkurdistan und die Chemiewaffenangriffe hingewiesen wurde. Der türkische Staat erleide dabei trotz moderner Waffentechnologie der NATO und fortgesetzter Kriegsverbrechen durch den Einsatz verbotener Kampfstoffe hohe Verluste. Von den Besatzungsangriffen sei nicht nur die Guerilla betroffen: „Zuletzt wurden am 20. Juli 2022 in Zaxo neun Zivilpersonen massakriert, darunter auch Kinder, und mehr als 20 Menschen wurden verletzt."

Zum Jahrestag des am 24. Juli 1923 unterzeichneten Vertrags von Lausanne erklärten die beiden Jugendorganisationen, dass die von der NATO unterstützte türkische Invasionsarmee neo-osmanische Träume verfolge und Kurdistan mit aller Macht angreife: „Als Jugendbewegung erklären wir, dass wir die gezogenen Grenzen nicht akzeptieren und gegen die Republik Türkei und alle Staaten, die versuchen, die kurdischen Errungenschaften zu zerstören, Widerstand leisten werden. Wir werden uns verteidigen, wo auch immer wir uns befinden.“

Mit dem Vertrag von Lausanne wurde das Osmanische Reich durch Frankreich und Großbritannien aufgeteilt. Der Vertrag legte die heutigen Staatsgrenzen der Türkei und die Vierteilung Kurdistans fest. Um aus kurdischer Perspektive gegen das Abkommen Stellung zu beziehen, hat am Sonntag eine Konferenz unter der Leitung des Nationalkongress Kurdistan (KNK) in Lausanne stattgefunden. Mehr als fünfzig politische Parteien und Organisationen nahmen daran teil. Die Veranstaltung fand im Palais de Rumine statt, wo Kurdistan vor 99 Jahren viergeteilt wurde.