Widerstand und Staatsterror in Ostkurdistan und Iran

Der Widerstand in Ostkurdistan und Iran geht trotz massiver Repression weiter. Zahlreiche Menschen werden vom Regime an unbekannte Orte verschleppt, in Bokan wurde die Bevölkerung mit einem Großaufgebot an Militärfahrzeugen terrorisiert.

Der Widerstand, der in Ostkurdistan (Rojhilat) und Iran nach der Ermordung von Jina Mahsa Amini begonnen hat, dauert seit 32 Tagen an. Laut einem von Iran Human Rights (IHR) am 17. Oktober veröffentlichten Bericht wurden mindestens 215 Menschen, darunter 27 Minderjährige, während der Proteste vom Regime getötet. Das in den USA ansässige Nachrichtenportal HRANA, das über Menschenrechtsverletzungen in Iran berichtet, meldete bereits am Sonntag 240 Tote gestiegen. Andere oppositionelle Quellen sprechen von 400 Toten und 20.000 Verhaftungen. Zuverlässige Informationen über die Festgenommenen liegen nicht vor, in vielen Fällen ist nicht bekannt, wohin sie gebracht wurden. Auch bei den Protesten in Rojhilat sind zahlreiche Menschen von Regimekräften an unbekannte Orte verschleppt worden.

Weitere Verhaftungen

Im Zuge einer neuen Verhaftungswelle wurden am Montagabend im Bezirk Abdanan in Îlam 19 Personen inhaftiert. Laut vorliegenden Informationen haben die Regimekräfte die Stadt am Dienstag terrorisiert. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Hengaw wurden zwanzig Personen bei Hausdurchsuchungen festgenommen, 19 von ihnen konnten identifiziert werden.

In Sine (Sanandaj) wurde die Frauenrechtsaktivistin Sohelia Mohammadi festgenommen, ihr Computer und Mobiltelefon wurden beschlagnahmt.

Staatsterror in Bokan

Hengaw-Quellen zufolge gibt es über viele während des Streiks in Sine am 12. Oktober festgenommenen Menschen keine Informationen. In Bokan wurde die Bevölkerung am Dienstag mit einem Großaufgebot an Militärfahrzeugen terrorisiert. Auf in den digitalen Medien veröffentlichten Bildern war zu sehen, dass Militärfahrzeuge in Bokan von Straße zu Straße fuhren und versuchten, die Menschen einzuschüchtern. Trotz des Terrors durch das Regime hält der Widerstand in Bokan an.

„Jin Jiyan Azadî“ in Seqiz, dem Geburtsort von Jina Amini

Der Widerstand in Rojhilat wurde am Dienstag auch in Städten wie Seqiz, Piranşar, Degulan, Bane, Diwandere und Mahabad fortgesetzt. Das Regime ging mit massiver Gewalt gegen die Proteste vor, zahlreiche Menschen wurden festgenommen. Laut Hengaw gibt es keine Informationen über den Aufenthaltsort und Zustand der verschleppten Personen.

Arbeiterstreik in petrochemischer Fabrik

Lastwagenfahrer einer petrochemischen Fabrik in Abadan in der Provinz Khuzestan, einem der wichtigsten Ölförderzentren des Landes, schlossen sich dem landesweiten Streik gegen das Regime an und legten die Arbeit nieder. Auf digitalen Medien wurden Standbilder von mit Öl beladenen Tankwagen veröffentlicht.

Universitäten und Gymnasien werden bestreikt

Studierende und Schüler:innen setzen ihre Proteste an Universitäten und Gymnasien in ganz Iran fort. In einem über digitale Medien verbreiteten Video rezitierten Studierende der Teheraner Kunsthochschule die Anti-Diktatur-Hymne „O Iran" gegen die Pro-Khamenei-Hymnen „Islamische Republik" und „Führer der Befreiung" und machten dazu Bewegungen.

An der Fakultät für Elektrotechnik erinnerten Studierende an die Geschehnisse im Evin-Gefängnis und skandierten: „Das Regime hat Evin erschossen, getötet und verbrannt" und „Wir haben Schüsse gehört, als die Wahrheit gesagt wurde". Studierende der Allameh-Tabatabaei-Universität riefen „Kanonen, Panzer, Maschinengewehre machen uns keine Angst mehr; Sagt meiner Mutter, dass sie keine Tochter mehr hat" und gaben damit zu verstehen, dass sie zum Widerstand entschlossen sind. In Teheran gehen die nächtlichen Proteste in vielen Vierteln und Straßen weiter.