Was sagen die iranischen Medien?

Während die Proteste im Iran und in Ostkurdistan anhalten, suchen die iranischen Medien den Grund dafür im Ausland. Reformisten und Konservative sind sich einig, dass „ausländische Kräfte“ die Verantwortung tragen.

Die als Protest gegen steigende Lebenshaltungskosten, Arbeitslosigkeit und die repressive Regierungspolitik begonnenen Aufstände im Iran und in Rojhilat (Ostkurdistan) gehen auch am vierten Tag weiter. Die iranischen Medien übergehen die Forderungen der Bevölkerung und stellen die Protestaktionen gemäß der offiziellen Ideologie als „ausländische Machenschaften“ oder „Intrige des Westens“ dar.

Während die den Reformisten nahestehenden Zeitungen einen Unterschied zwischen „aus dem Ausland gesteuerten Aktivisten“ und solchen „ohne Verbindung zu ausländischen Kräften“ sehen wollen, beharren die konservativen Medien auf der Darstellung als „Machenschaften ausländischer Brennpunkte“. Kleine Unterschiede zwischen den beiden Lagern gibt es auch in der Darstellung darüber, wie die Aufstände niederzuschlagen seien.

Reformisten gaukeln Wunsch nach Einigkeit vor

Die den Reformisten nahestehende Zeitung Armanî Emrûz titelt mit einem Zitat des iranischen Innenministers: „Bringt eure Forderungen in zivilisierter Form zur Sprache“. Im dazugehörigen Artikel wird auf die Aufforderung des Ministers eingegangen: „Wer eine Aktion machen will, soll einen schriftlichen Antrag stellen.“ Eine weitere Schlagzeile behandelt den Aufruf zu einem „nationalen Dialog“.

Aftabi Yezd, eine weitere reformistisch ausgerichtete Zeitung, stellt die Frage: „Wie ist die iranische Wirtschaft in diese Lage geraten?“. Die reformistische Itimat gibt darauf die Antwort: „Korruption und Bestechung haben zum Erdbeben geführt“.

Konservative machen es sich leicht: Ausländische Machenschaften

Die konservativen Zeitungen bleiben bei ihrer von Anfang an feststehenden Meinung, bei den Protesten handele es sich um „Machenschaften ausländischer Kräfte“. Itlaat, die älteste existierende iranische Zeitung, titelt mit der Drohung des religiösen Führers Ali Khamenei: „Die Mullahs müssen auf die feindlichen Angriffstaktiken vorbereitet sein“.

Die Zeitung Iran, die als offizielles Blatt des Regimes gilt, fordert unter der Überschrift „Wie sollen wir mit den jüngsten Aktionen umgehen?“ in indirekter Form die Organisation von Gegendemonstrationen. Unter der Schlagzeile „Zeit des nationalen Erwachens“ wird die Grundlage für eine harte Intervention gesetzt

In der Cewan, einer weiteren konservativen Zeitung, lautet die Schlagzeile: „Arme und Heuchler folgen unterschiedlichen Berechnungen“. Die Cumhuri Islami geht auf die Äußerungen des Außenministeriumssprechers Barham Ghassemi ein und sieht die Ursache für die Aufstände ausschließlich in den „heuchlerischen Machenschaften der USA“.

Keyhan, die radikalste Zeitung der Konservativen, verweist auf die Erklärung des Weißen Hauses und titelt: „Das Volk mag sich erhoben haben, aber die Machenschaften dürfen niemals zugelassen werden“.

Das Wirtschaftsblatt Weteni Emruz versucht die Aktivisten mit der Schlagzeile „Benzinpreise gesunken“ hereinzulegen. Eine weitere Wirtschaftszeitung, die Cihani Senat, stellt hingegen fest, dass die Kreditwürdigkeit des Irans in den vergangenen drei Tagen stärker gesunken ist als im gesamten Jahr.

ANF berichtete: