Die Kandidaten für das Amt des Präsidenten der Türkei stehen fest. Der amtierende Staatschef Recep Tayyip Erdoğan wird sich am 14. Mai drei Herausforderern stellen müssen, wie aus einer in der Nacht zu Freitag im Amtsblatt veröffentlichten Kandidatenliste hervorging. Neben dem Vorsitzenden der größten Oppositionspartei CHP, Kemal Kılıçdaroğlu, werden auch Muharrem Ince und Sinan Oğan für die Wahl in rund sechs Wochen gelistet.
Beobachter:innen erwarten, dass die Präsidentenkür auf einen Zweikampf zwischen Erdoğan und Kılıçdaroğlu hinausläuft. Je nach Umfragen erreicht der CHP-Chef, der als Spitzenkandidat eines Bündnisses aus sechs Parteien in den Wahlkampf zieht, zwischen 46 und 57 Prozent. Erdoğan kommt auf 40 bis 46 Prozent.
Ince kommt in den Umfragen auf weniger als acht Prozent. Seine Kandidatur gab ohnehin Anlass zur Diskussion darüber, ob er damit nicht die Opposition zersplittere und so seinem erklärten Ziel zuwider handle – nämlich den Amtsinhaber ausscheiden zu lassen. 2018 war Ince als Kandidat seiner früheren Partei, der CHP, Erdoğan unterlegen. Der Populist verlor krachend in der ersten Runde und will es nun mit seiner vor zwei Jahren gegründeten Heimat-Partei versuchen. Auch Sinan Oğan, Kandidat des Rechtsaußenbündnisses ATA und ehemaliges Mitglied der rechtsextremen Partei MHP, gilt als Außenseiter.
Im ersten Wahlgang muss ein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Geschieht das nicht, gibt es ein Duell zwischen den beiden stärksten Kandidaten zwei Wochen nach dem ersten Wahltermin. Am 14. Mai wird auch das türkische Parlament neu gewählt. Das Bündnis für Arbeit und Freiheit, in dem auch die HDP und die Grüne Linkspartei vertreten sind, hat keinen Präsidentschaftskandidaten aufgestellt.