Am 14. Dezember 2015 wurde in Silopî in der nordkurdischen Provinz Şirnex (Şırnak) eine Ausgangssperre ausgerufen. Am fünften Tag des Ausgehverbots wurde Taybet Inan (57) erschossen. Ihr Leichnam lag sieben Tage auf offener Straße und konnte nicht geborgen werden. Ihre Tochter Şaristan Algan ruft zur Stimmabgabe und zum Schutz der Wahlurnen bei den vorgezogenen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 24. Juni in der Türkei auf.
„Vergesst Efrîn, Sûr und die verbrannten Menschen nicht“
Şaristan Algan verlor bei der Ausgangssperre nicht nur ihre Mutter, sondern auch ihren Onkel Yusuf Inan (53). Was geschehen ist, kann sie niemals vergessen, sagt sie. „Die kurdische Bevölkerung soll an der Wahlurne auf ihr Gewissen hören. Niemand sollte Şirnex, Cizîr, Mutter Taybet, die in den Kellern verbrannten Menschen und die zerstörten Häuser vergessen. Vergesst Mehmet Tunç, Efrîn, Kobanê und Sûr nicht.“
„Wir geben unsere Überzeugungen nicht auf“
Vor allem bei den Frauen aus Botan ist sich Şaristan Algan sicher, wie sie wählen werden: „Der Staat kann tun, was er will. Er kann unsere Jugend, unsere Alten, unsere Kinder ermorden, er kann uns ins Gefängnis stecken, wir geben unsere Überzeugungen trotzdem nicht auf.“
Am Wahltag sei es nicht nur wichtig, zur Stimmabgabe zu gehen. Ebenso wichtig sei der Schutz der Wahlurnen: „An diesem Tag sollte niemand zu Hause sitzen. Lasst uns vor den Wahllokalen bleiben, bis die Stimmen ausgezählt sind.“