„Unsere einzige Hoffnung ist der Widerstand“

Sedat Akin hat seinen Hungerstreik im Gefängnis begonnen und setzt ihn nach seiner Entlassung zu Hause fort. „Wenn wir uns alle die Hand reichen, können wir die Isolation durchbrechen“, sagt er und ruft zur Unterstützung auf.

Sedat Akin ist seit 59 Tagen im Hungerstreik gegen die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan. Begonnen hat er den Hungerstreik in einem türkischen Gefängnis. Nach seiner Haftentlassung setzt er seine Aktion zu Hause fort. Heute hat er eine Videobotschaft veröffentlicht, in der er zur Unterstützung aufruft.

„Widerstand ist unsere einzige Hoffnung. Für uns ist er zu einer Lebensweise geworden, weil es keine Alternative mehr gibt“, heißt es in der Botschaft. Weiter erklärt der Aktivist: „Es kommen viele Menschen zu Besuch, um mich zu unterstützen. Für diese Aufmerksamkeit möchte ich bedanken. Aus gesundheitlichen Gründen fallen diese Besuche manchmal sehr kurz aus. Ich rufe alle Menschen dazu auf, auf die Straße zu gehen. Nur die Aktivität unseres Volkes kann uns am Leben halten. Daher lade ich alle dazu ein, unseren Widerstand zu unterstützen.“

Der Hintergrund des Hungerstreiks

Hunderte Kurdinnen und Kurden fordern mit einem Hungerstreik die Aufhebung der Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan. Der Hungerstreik der HDP-Abgeordneten Leyla Güven dauert seit mittlerweile 119 Tagen an. Güven, die ihren Protest am 7. November im Gefängnis von Amed (Diyarbakir) aufnahm, wo sie aufgrund ihrer Kritik an der türkischen Militärinvasion in der nordsyrischen Kantonshauptstadt Efrîn ein Jahr in Untersuchungshaft saß, fordert mit ihrer Aktion die Gewähr regelmäßiger Kontakte zu Öcalan, der als Schlüsselfigur für eine Lösung der kurdischen Frage gilt.

Der Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung befindet sich seit seiner Verschleppung im Februar 1999 auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer. Der letzte Besuch seiner Anwälte fand vor fast acht Jahren statt. Seit Abbruch der Friedensverhandlungen mit der PKK durch die türkische Regierung im Jahr 2015 wird Öcalan von der Öffentlichkeit abgeschottet. Nach dem letzten Familienbesuch im September 2016 war sein Bruder Mehmet Öcalan erstmalig wieder am 12. Januar für ein 15-minütiges Gespräch auf Imrali. Die Hungerstreikenden erklärten anschließend, dass ihre Forderung damit nicht erfüllt sei. Sie fordern Bedingungen für Öcalan, in denen er als Vorsitzender einer legitimen Bewegung leben und arbeiten kann, um so zur Lösung der kurdischen Frage beizutragen.

Hungerstreik entwickelt sich zu Massenprotest

Leyla Güven hat mit ihrer Aktion eine Protestbewegung initiiert, der sich bisher Hunderte Menschen angeschlossen haben. In den türkischen Gefängnissen ist der Hungerstreik auf alle Gefängnisse ausgeweitet worden. In Straßburg haben sich am 17. Dezember 14 Menschen der Aktion angeschlossen. Auch in Den Haag, Newport, Kassel, Nürnberg, Duisburg, Genf und weiteren Städten sind Aktivisten in einen Hungerstreik getreten. Der HDP-Aktivist Nasır Yağız ist in der südkurdischen Stadt Hewlêr (Erbil) seit 106 Tagen im Hungerstreik.