Auch Pariser Morde eingeräumt
Der Ex-Geheimdienstchef des türkischen Generalstabs hat zur Tötung des kurdischen Politikers Bafel Talabanî (51) aufgerufen. „Man sollte ihn ausschalten. Wenn nötig, mittels Attentat“, sagte Ismail Hakkı Pekin am Mittwochabend in einer Sendung des türkischen Fernsehsenders „Habertürk“ über den Vorsitzenden der Patriotischen Union Kurdistans (YNK). Nach Hinweisen von anderen Studiogästen ruderte Pekin zurück. Für den Fall, dass der türkische Staat die Ermordung Talabanis nicht selbst übernimmt, könne „jemand anderes beauftragt werden“.
Hintergrund der Tötungsforderung für Talabanî sind die Ablehnung seiner Partei gegenüber der türkischen Präsenz und Militärgewalt in der Kurdistan-Region des Irak (KRI) sowie die türkische Besatzung in Nordsyrien. Pekin ging auf das militärische Memorandum ein, das im August zwischen den Regierungen der Türkei und des Irak unterzeichnet worden war, um weitere Mechanismen für den „Kampf“ gegen die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) auszubauen. Mit Blick auf die Signale der Annäherung zwischen Ankara und Damaskus „und wegen der Probleme in Nordsyrien“ müsste es ein gleichlautendes Abkommen mit Baschar al-Assad geben, forderte er.
Bafel Talabanî gilt Pekin hierbei offenbar als Störfaktor, der mit einem gezielten Anschlag aus dem Weg geräumt werden soll. Der Sohn des YNK-Mitbegründers Celal „Mam“ Talabanî pflegt anders als die in Hewlêr (Erbil) herrschende PDK (Demokratische Partei Kurdistans), die mit dem türkischen Faschismus kollaboriert, enge Beziehungen zur Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien. Die YNK-eigene Arbeitsgruppe für Terrorismusbekämpfung (Lexoman-Parastin) führt zudem regelmäßig gemeinsame Operationen mit den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) gegen die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) durch.
Bafel Talabanî bei einem Treffen mit QSD-Generalkommandant Mazlum Abdî und YPJ-Generalkommandantin Newroz Ehmed Ende 2022 © YNK
Ismail Hakkı Pekin hatte in den türkischen Streitkräften den Rang eines Generalleutnants inne. Bis 2011 war er Leiter der Geheimdienstabteilung des Generalstabs, heute ist er Koordinator eines Forschungszentrums für Sicherheits- und Verteidigungsstrategien an der Istanbuler Istinye-Universität. Im Februar 2021 räumte Pekin in einer beim türkischen Sender CNN Türk ausgestrahlten Fernsehsendung ein, dass es sich bei den Morden von Paris im Jahr 2013 um eine Operation des türkischen Staates handelte. Am 9. Januar 2013 hatte ein Auftragsmörder die drei kurdischen Revolutionärinnen Sakine Cansız, Leyla Şaylemez und Fidan Doğan in Paris ermordet. Alle Spuren deuteten schon damals auf den türkischen Geheimdienst MIT hin.