Türkische Luftangriffe gegen Dörfer in Binarê Qendîl

Die türkische Luftwaffe hat wieder die Berggemeinde Binarê Qendîl in Südkurdistan bombardiert. Angaben zum Ausmaß der Schäden und möglichen Verletzten konnte der Ko-Bürgermeister der Region bislang nicht machen.

Bomben auf Zivilbevölkerung

Die türkische Luftwaffe hat die Berggemeinde Binarê Qendîl in der Kurdistan-Region des Irak bombardiert. Laut dem Ko-Bürgermeister Dilşêr Îbrahîm richteten sich die abendlichen Angriffe gegen die Ortschaften Kuzîne und Drabî. Wie groß das Ausmaß war, dazu konnte Îbrahîm noch keine Angaben machen. Auch gab es zunächst keine Hinweise auf mögliche Verletzte. Kampfflugzeuge kreisten weiterhin am Himmel über der Region. Auch im südlich von Binarê Qendîl gelegenen Pîşder werden laut Îbrahîm seit Donnerstagabend der Türkei zugerechnete Luftaktivitäten beobachtet.

Binarê Qendîl befindet sich im Zagros-Gebirge und grenzt an iranisches Staatsgebiet. Die Region ist von den Herrschaftsstrukturen Bagdads und Hewlêrs abgekoppelt und organisiert sich auf kommunaler Ebene. Sie verwaltet sich seit Jahren nach dem Modell der demokratischen Autonomie und den Grundprinzipien des geschlechterbefreiten Paradigmas der kurdischen Freiheitsbewegung. Die Berggemeinde besteht aus den fünf Regionen Navdeşt, Dola Şaroş, Qelatûkan, Maradu sowie Dola Baleyan und insgesamt 63 kleineren und größeren Dörfern, die immer wieder Angriffen der türkischen Armee ausgesetzt sind.

Im April war bei einem Luftangriff auf Binarê Qendîl eine Frau verletzt worden. Ende September starb eine 55-Jährige an den Folgen einer Drohnenattacke im Dorf Bokrîskan, ein fünf Jahre älterer Mann überlebte schwer verletzt. Und auch der Führung Irans ist die Berggemeinde ein Dorn im Auge. Vergangenen Oktober wurde ein Hirte in einem Almgebiet von iranischen Grenztruppen erschossen. Der bislang opferreichste Angriff auf Binarê Qendîl war das Massaker von Zergelê im August 2015. Türkische Kampfjets hatten das Dorf in drei Angriffswellen bombardiert und acht Menschen aus der Zivilbevölkerung getötet. 15 weitere Menschen waren damals teils schwer verletzt worden.