Abschied von Fevzi Özmen in Hagen

Auf einer Trauerfeier in Hagen haben Hunderte Menschen Abschied von Fevzi Özmen genommen. Beerdigt wurde „Mamoste Fevzi“, der am Sonntag verstorbene kurdische Linguist, Lehrer und Autor, in seiner Heimat in Erzîrom.

Für den am Sonntag verstorbenen kurdischen Linguisten, Lehrer und Autor Fevzi Özmen hat eine Trauerfeier in Hagen stattgefunden. An der Trauerfeier nahmen Hunderte Menschen teil, darunter Vertreter:innen kurdischer Organisationen und Institutionen, der Abgeordnete George Aslan von der Grünen Linkspartei (YSP) aus Mêrdîn (tr. Mardin), im Exil lebende HDP-Politiker:innen und viele Schüler:innen von Fevzi Özmen.


Der in ein grün-rot-gelbes Tuch gehüllte Sarg mit dem Leichnam von Fevzi Özmen wurde von seinen Weggefährt:innen in den Saal getragen und aufgebahrt. Hafız Ahmet Turhallı, der Vorsitzende der Kurdischen Islamgemeinde (CÎK), sprach ein Totengebet. Danach wurde ein Film vom Leben und der Arbeit von Fevzi Özmen gezeigt.

Özmens Sohn Dilşer Özmen und sein Verwandter Harun Sever bedankten sich in einer Ansprache für die Anteilnahme. Heval Zekî vom Verein KOMAW, in dem sich Angehörige von Gefallenen und Vermissten aus Kurdistan organisieren, würdigte „Mamoste Fevzi“ (Lehrer Fevzi) als bescheidenen Menschen, der große Werke hinterlassen habe: „Seine leidenschaftlichen Freiheitsbestrebungen waren unerschöpflich. Er war seinem Land und Kampf treu verbunden.“

Ahmet Aktaş vom Nationalkongress Kurdistan (KNK) sagte in einer Rede, dass Özmen sein gesamtes Leben dem kurdischen Freiheitskampf gewidmet und mit seiner Arbeit in den Bereichen Kultur und Sprache eine großartige Leistung gegen die drohende Assimilierung vollbracht habe.

Für die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) erklärte Avesta Aydın, dass die von Frauen angeführte „Jin Jiyan Azadî“-Revolution in Rojhilat (Ostkurdistan) auch bei Intellektuellen und Kunstschaffenden ein Umdenken bewirkt habe: „Aber Mamoste Fevzi hat schon seit vielen Jahren an den Frauenkampf geglaubt und sich dafür eingesetzt. Alle Frauen, die zum Institut kamen, wurden von ihm ausgebildet. Er hat sich niemals zurückgezogen.“

Weitere Reden wurden von Engin Sever (KCDK-E), Ruken Emine Akça (KON-MED) und Fergin Melik Aykoç (Verband kurdischer Lehrer:innen, YMK) gehalten. Der YSP-Abgeordnete George Aslan sprach der Familie Özmen, dem Volk Kurdistans und insbesondere den Intellektuellen, Schriftsteller:innen und Politiker:innen sein Beileid aus und sagte: „Ich habe viele Jahre mit Mamoste Fevzi zusammengearbeitet. Er war ein fleißiger, aufrichtiger und bescheidener Mensch, der mit seinem Wissen und seinen Ansichten alle Menschen beeindruckte.“

Wer war Fevzi Özmen?

Fevzi Özmen war Vorsitzender des Kurdischen Instituts für Wissen und Forschung e.V. und starb am 17. September im Alter von achtzig Jahren in einem Krankenhaus in Hagen an Krebs. Er kam 1943 im Dorf Şorax in Erzîrom-Oxlê (tr. Erzirom-Çat) in der Serhed-Region zur Welt und studierte Betriebswirtschaft in Istanbul. Nach jahrelangem Engagement in kurdischen politischen Kreisen musste er ins Exil gehen und lebte seit 1993 in Deutschland. Hier setzte er sein Engagement fort und war neben seiner Tätigkeit für das Kurdische Institut für Wissen und Forschung e.V. auch im Nationalkongress Kurdistan (KNK) aktiv. Außerdem war er Ehrenvorsitzender des Verbands kurdischer Lehrer:innen (YMK) und Mitglied im PEN. Schwerpunkt seiner Arbeit war die kurdische Sprache. Er verfasste Lehrbücher zur kurdischen Grammatik und gab selbst Kurdischunterricht. Zudem schrieb er den Roman Sîyên Şikestî (Gebrochene Schatten).


Beerdigt wurde Fevzi Özmen heute an seinem Geburtsort in Kurdistan. An der Beisetzung nahm unter anderem die YSP-Abgeordnete Meral Danış Beştaş teil.