Trauer nach dem Tod von Esther Bejarano

Die Musikerin, Holocaust-Überlebende und Antifaschistin Esther Bejarano ist im Alter von 96 Jahren in ihrer Wahlheimat Hamburg gestorben. Ihr Tod hat auch bei der kurdischen Gesellschaft große Bestürzung ausgelöst, galt sie doch als gute Freundin.

„Mit Esther Bejarano verlieren wir in Deutschland nicht nur eine herausragende Persönlichkeit, sondern auch eine unermüdliche Kämpferin gegen Antisemitismus, Faschismus und Fremdenfeindlichkeit. In diesen Zeiten, wo in Deutschland, aber auch auch weltweit die politische Rechte an Zulauf gewinnt, hat uns Esther Bejarano vor den Folgen des Faschismus ermahnt und stets an die Verbrechen des NS-Faschismus erinnert. So forderte sie zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus, dass der 8. Mai ein Feiertag werden soll. Als Antifaschist:innen sehen wir es als unsere Verpflichtung und Verantwortung an, für diese Forderung weiter einzustehen, und fordern wie Esther Bejanaro, dass der 8. Mai in Deutschland als Feiertag anerkannt wird”, erklärt der kurdische Europadachverband KCDK-E zum Tod von Esther Bejarano.

„Wir als Kurdinnen und Kurden in Europa haben Esther Bejarano auch als eine Internationalistin kennengelernt, die fest an der Seite des Kampfes der kurdischen Freiheitsbewegung stand und sich für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage und Anerkennung der kurdischen Existenz einsetzte. So unterstützte sie in den vergangenen Jahren viele Initiativen kurdischer Vereine. Sie war Teil vom ‚Bündnis für Demokratie und Frieden in Afrin‘, dass die demokratische Selbstverwaltung in Nordsyrien unterstützte und sich gegen die türkischen Angriffe auf die Revolution stellte.

Sie unterstütze auch die Forderung der kurdischen Gesellschaft nach der Freiheit des auf Imrali inhaftierten kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan. So war sie eine von 21 bekannten Persönlichkeiten, die in einem gemeinsamen offenen Brief die Bundesregierung dazu aufgefordert haben, ihren politischen Einfluss auf die Türkei auszuüben und sich für das Ende der Isolation Abdullah Öcalans einzusetzen.

Wir verneigen uns als KCDK-E vor dem Erbe von Esther Bejarano und bekunden allen Angehörigen unser Beileid.”

Musikerin, Holocaust-Überlebende und Antifaschistin

Esther Bejarano starb in der Nacht zu Samstag im Alter von 96 Jahren im israelitischen Krankenhaus in Hamburg. Die Musikerin, Holocaust-Überlebende und Antifaschistin wurde 1924 in Saarlouis (Saarland) geboren. 1943 wurde die damals 19-Jährige nach Auschwitz deportiert. In dem Vernichtungslager war sie Mitglied des Mädchenorchesters und konnte so dem Tod entgehen. Ihre Eltern wurden ermordet. Nach dem Krieg ging Bejarano nach Israel, kehrte aber 1960 nach Deutschland zurück und lebte seitdem in Hamburg.

Esther Bejarano galt als wichtige Zeitzeugin des Holocausts. Seit den 60ern kämpfte sie gegen das Vergessen, gegen Antisemitismus und Rassismus. Sie veröffentlichte mehrere Bücher und war Ehrenvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Bis ins hohe Alter engagierte sie sich gegen Rechts und kämpfte dafür, den Befreiungstag 8. Mai zum Feiertag zu erheben.