Der Hungerstreik der kurdischen Politikerin Leyla Güven gegen die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan hält seit 112 Tagen an. Güven, die ihren Protest am 7. November im Gefängnis von Amed (Diyarbakir) aufnahm, wo sie aufgrund ihrer Kritik an der türkischen Militärinvasion in der nordsyrischen Kantonshauptstadt Efrîn ein Jahr in Untersuchungshaft saß, fordert mit ihrer Aktion die Gewähr regelmäßiger Kontakte zu Öcalan, der als Schlüsselfigur für eine Lösung der kurdischen Frage gilt. Der Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung befindet sich seit seiner Verschleppung im Februar 1999 auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer. Der letzte Besuch seiner Anwälte fand vor fast acht Jahren statt. Seit Abbruch der Friedensverhandlungen mit der PKK durch die türkische Regierung im Jahr 2015 wird Öcalan von der Öffentlichkeit abgeschottet. Nach dem letzten Familienbesuch im September 2016 war sein Bruder Mehmet Öcalan erstmalig wieder am 12. Januar für ein 15-minütiges Gespräch auf Imrali. Die Hungerstreikenden erklärten anschließend, dass ihre Forderung damit nicht erfüllt sei. Sie fordern Bedingungen für Öcalan, in denen er als Vorsitzender einer legitimen Bewegung frei leben und arbeiten kann, um so zur Lösung der kurdischen Frage beizutragen.
Hunderte Menschen im Hungerstreik gegen die Isolation
Leyla Güven hat mit ihrer Aktion eine Protestbewegung initiiert, der sich Hunderte Menschen angeschlossen haben. In den türkischen Gefängnissen sind es nach aktuellem Stand 331 Gefangene aus PKK- und PAJK-Verfahren, die im unbefristeten Hungerstreik sind. Zum 1. März soll die Aktion sogar auf alle Gefängnisse ausgeweitet werden. In Straßburg haben sich am 17. Dezember 14 Menschen der Aktion angeschlossen. Auch in Toronto, Newport, Kassel, Nürnberg, Duisburg, Genf und weiteren Städten sind Aktivisten in einen Hungerstreik getreten. Der HDP-Aktivist Nasır Yağız ist in der südkurdischen Stadt Hewlêr (Erbil) seit 99 Tagen im Hungerstreik. In vielen anderen Städten finden befristete Solidaritätsaktionen statt.
Ab dem 1. März werden auch die in der Türkei inhaftierten Mitglieder der TKP/ML (Kommunistische Partei der Türkei/Marxistisch-Leninistisch) wieder befristet streiken. Das teilte İsmail Yılmaz am Mittwoch im Namen der Gefangenen mit. Fünf Tage lang werden sich die Gefangenen mit der kurdischen Hungerstreikbewegung solidarisieren, und der Forderung nach einem Ende der Isolationsbedingungen Abdullah Öcalans Nachdruck verleihen.
„Hungerstreik ist ein Aufruf zum Widerstand gegen den Faschismus”
In der Stellungnahme heißt es: „Trotz der Tatsache, dass Leyla Güven seit weit mehr als hundert Tagen im Hungerstreik ist und auch die politischen Gefangenen hungern, verschließt der faschistische türkische Staat weiterhin seine Ohren und Augen. Der Hungerstreik in den Gefängnissen ist ein Ausdruck der Gegenwehr und ein Aufruf zum ultimativen Widerstand gegen den Faschismus. Der Staat hat dies erkannt, aus diesem Grund versucht er, den Widerstand zu ersticken.
Die Forderungen der revolutionären, patriotischen Gefangenen sind legitim. Unser Volk darf nicht stillschweigend dabei zusehen, während der Widerstand zerschlagen wird. Wir erklären hiermit, vom 1. bis zum 6. März in einen befristeten Hungerstreik zu treten“.