Nachdem das EU-Massenlager Moria am Dienstagabend fast vollständig abgebrannt war, gingen am Mittwoch in vielen europäischen Städten Zehntausende auf die Straßen, um die Evakuierung der sogenannten Hotspots auf den griechischen Inseln zu fordern. Hotspots sind Lager an den EU-Außengrenzen, in den Schutzsuchende festgehalten und ihre Zurückweisung in die Türkei geprüft wird. Aufgrund der Weigerungshaltung der EU-Staaten, nennenswerte Zahlen von Schutzsuchenden zu übernehmen, sind die Massenlager katastrophal überbelegt. Das Lager Moria war für 2.800 Menschen ausgelegt, aber 12.700 Personen, unter ihnen auch unbegleitete Minderjährige, mussten dort leben. Nach dem Brand in Moria versucht nun eine breite soziale Bewegung, an der sich auch viele Kommunen beteiligen, die Übernahme von Schutzsuchenden aus den Lagern und ein Ende des EU-Lagersystems zu erkämpfen.
In Berlin gingen dafür am Mittwochabend mehr 10.000 Menschen auf die Straße, berichtet die Organisation Seebrücke. In Köln nahmen nach Angaben der Organisatoren etwa 3.000 Menschen daran teil, in Hamburg 2.400. Die Seebrücke hatte bundesweit zu spontanen Protesten und Kundgebungen aufgerufen. Julia Solbach von Seebrücke fordert: „Die Bewohner von Moria, die ihr letztes Dach über dem Kopf verloren haben, müssen sofort aufgenommen werden. Eine europäische Lösung ist nicht in Sicht, das heißt, einzelne Staaten müssen vorangehen.“