Suryoye fordern Anerkennung des Seyfo

1915 beging das Osmanische Reich nicht nur einen Genozid an den Armeniern. Auch etwa 500.000 Suryoye sowie andere christliche Minderheiten starben bei unzähligen Massakern. Der europaweite Dachverband der Suryoye fordert die Anerkennung des Völkermords.

Ähnlich wie die Armenier wurden auch die anderen christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich im Verlauf des Ersten Weltkriegs Opfer eines Genozids unter Verantwortung der jungtürkischen Regierung. Deportationen und Massaker kosteten zwischen 1914 und 1918 das Leben von mindestens 1,5 Millionen Armeniern, 500.000 Suryoye (Chaldäer, Aramäer, Assyrer), mehreren hunderttausend Pontosgriechen und anderer nicht-sunnitischer Bevölkerungsgruppen wie der Eziden und Nestorianer. Die Suryoye bezeichnen dieses dunkle Kapitel ihrer Vergangenheit als Seyfo oder Sayfo, aramäisch: Schwert.

Die jungtürkische Regierung setzte eine Politik der Zwangsislamisierung um und rief den Dschihad über alle nicht-muslimischen Bevölkerungsgruppen im damaligen Osmanischen Reich aus. Aus vereinzelten Massakern, die größtenteils kurdische Kollaborateure – Einheiten der Hamidiye-Regimenter (paramilitärische Milizen) – bereits seit Kriegsbeginn an den Armeniern verübten, wurde ein organisierter Völkermord und der erste Genozid des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1894 bis 1896 waren bereits bis zu 300.000 Armenier im Osmanischen Reich in zahlreichen Pogromen ums Leben gekommen.

Historische Untersuchungen haben all diese Ereignisse als Genozid klassifiziert, in vielen Ländern wurde der Völkermord als solcher anerkannt. Die kurdische Befreiungsbewegung hat sich 2013 als einzige Kraft in der Türkei der historischen Verantwortung gestellt und sich für die Kollaboration der kurdischen Hamidiye-Milizen bei dem Genozid entschuldigt. Von der Türkei werden die Verbrechen an den christlichen Völkern im Osmanischen Reich weiterhin verleugnet. Mit dieser Lüge müssen die Nachfahren der Opfer seitdem leben. Die Anerkennung des Seyfo von 1915 ist für die Suryoye und das kollektive Gedächtnis dieser auf eine kleine Zahl zusammengeschrumpfte ethnische Minderheit jedoch von höchster Bedeutung. Wenn schon nicht durch den modernen Staat der Türkei, fordern sie wenigstens durch andere Rechtsstaaten eine Auseinandersetzung mit diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Der europaweite Dachverband der Suryoye (European Syriac Union - ESU) hat nun eine Online-Petition gestartet, in der vom Europäischen Parlament die Anerkennung des Seyfo gefordert wird. Die Interessenvereinigung mahnt, dass der Genozid an den Suryoye in der Türkei bis heute andauert, und Europa sich an die Seite der historischen Wahrheit und Gerechtigkeit stellen sollte.

Die Petition kann unter folgendem Link unterzeichnet werden: