Stichwahl um Präsidentenamt in Iran

In Iran findet die Stichwahl um das Präsidentenamt statt. Die Wähler können zwischen einem Hardliner und einem Reformer wählen.

In Iran entscheiden die Menschen heute in einer Stichwahl über einen neuen Präsidenten. Im Rennen um die Nachfolge für den verstorbenen Ebrahim Raisi sind der Hardliner und ehemalige Atomunterhändler Said Dschalili und Massud Peseschkian, ein Herzchirurg und langjähriges Parlamentsmitglied, der der reformistischen Bewegung Irans zugerechnet wird und Veränderungen innerhalb der schiitischen Theokratie anstrebt.

Im ersten Wahlgang im Juni hatte keiner der ursprünglich vier Kandidaten mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten, weswegen eine Stichwahl notwendig wurde. Die Wahlbeteiligung war zudem die niedrigste, die es je bei einer iranischen Präsidentschaftswahl gegeben hat. Oppositionelle und Aktivist:innen haben dazu aufgerufen, die Wahl zu boykottieren. Unter ihnen ist auch die inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi.

Schlächter von Teheran

Ebrahim Raisi war seit 2021 Präsident der Islamischen Republik Iran. Er galt als strenggläubiger Hardliner und möglicher Nachfolger des religiösen Führers Ajatollah Ali Chamenei, der das höchste politische und religiöse Amt im Land innehat. Als dessen Schützling stieg Raisi schnell auf. Zu Beginn seiner Karriere war Raisi als Staatsanwalt in verschiedenen Städten tätig. Ihm wird nachgesagt, er habe im Jahr 1988 als stellvertretender Generalstaatsanwalt die Hinrichtung Tausender politischer Gefangener angeordnet. Das brachte ihm den Namen „Der Schlächter von Teheran“ ein. Zudem hatte Raisi die Niederschlagung der „Jin Jiyan Azadî“-Bewegung gegen das Regime angeordnet, die sich im Herbst 2022 am Mord an der in Gewahrsam der Sittenpolizei getöteten 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini entzündet hatten.