Partei fordert lückenlose Aufklärung
Das Provinzbüro der Partei der Völker für Gleichheit und Demokratie (DEM) in Çanakkale ist am Montagnachmittag Ziel eines Angriffs geworden. Wie Parteivertreter:innen berichten, näherte sich gegen 14:30 Uhr Ortszeit ein Mann mit weißer Kappe dem Parteigebäude und warf zwei große Steine auf die Fensterfront, während sich im Inneren gerade Mitglieder zu einer Sitzung versammelt hatten.
Bei dem Angriff wurde niemand verletzt, jedoch entstand erheblicher Sachschaden. Die alarmierte Polizei sicherte Spuren am Tatort und wertet derzeit die Aufnahmen umliegender Überwachungskameras aus.
Die Juristin und Parteivertreterin Zilan Leventoğlu bewertete die Tat als gezielten und schwerwiegenden Angriff: „Es handelt sich nicht um eine spontane Tat eines Einzelnen, sondern um einen organisierten, potentiell lebensgefährlichen Angriff.“
Umfassende und transparente Untersuchung gefordert
Leventoğlu forderte von den Behörden eine umfassende und transparente Untersuchung des Vorfalls: „Dass dieser Angriff in einer ohnehin angespannten politischen Atmosphäre erfolgt, macht seine Aufklärung zu einer dringenden gesellschaftlichen und politischen Notwendigkeit. Wir stehen mit den zuständigen Stellen in Kontakt und werden die Ermittlungen genau verfolgen – bis Täter und mögliche Hintermänner zur Rechenschaft gezogen werden.“

Immer wieder Anschläge auf Parteibüros
Der Angriff in Çanakkale, einer Küstenprovinz im Westen der Türkei, reiht sich in eine lange Serie von physischen und politischen Übergriffen auf die DEM-Partei und ihre Vorgängerin HDP. Beide Parteien – die vor allem von der kurdischen Bevölkerung sowie linken und progressiven Kräften unterstützt werden – sehen sich seit Jahren massiver Repression durch den türkischen Staat und antikurdischem Rassismus ausgesetzt.
Seit dem Wahlerfolg der HDP bei den Parlamentswahlen 2015 wurden tausende Parteimitglieder, Funktionär:innen und Bürgermeister:innen festgenommen, Hunderte Parteibüros durch Razzien durchsucht oder wie in diesem Fall angegriffen. Mehrfach gab es auch bewaffnete Angriffe auf Büros der DEM beziehungsweise HDP, zuletzt etwa 2024 in Riha (tr. Urfa) und Istanbul.
Der folgenschwerste Anschlag auf ein Parteigebäude fand im Juni 2021 in der HDP-Zentrale in Izmir statt. Damals wurde die 38-jährige Kurdin Deniz Poyraz in dem rund um die Uhr von der Polizei überwachten Gebäude von einem bekennenden Faschisten und Anhänger der rechtsextremen Organisation „Graue Wölfe“ mit sechs Kugeln ermordet.